Woyzeck Editionen

Fragmentcharakter und Editionsgeschichte

wenn man sich einen eigenen Einblick in das Aussehen der Handschriften verschaffen will, ist die folgende Seite sehr hilfreich. Dort wird auch jeweils deutlich gemacht, was sie inhaltlich enthalten.

http://buechnerportal.de/werke/woyzeck

  1. Unter einer Edition versteht man den Versuch, ein literarisches Werk möglichst optimal zu präsentieren. Meistens ist das auch mit wissenschaftlichen Anmerkungen verbunden, mit Erläuterungen zu Begriffen und Bezügen.
  2. Meistens sind literarische Werke veröffentlicht worden und dann reicht es,  sie mit Handschriften beziehungsweise Entwürfen zu vergleichen. Im Falle des „Woyzeck“ gibt es eine sehr spezielle Situation. Hier ist nämlich ein Theaterstück wegen des plötzlichen Todes des jungen Autors gar nicht vollendet worden. Es  gibt verschiedene Entwürfe, die zudem schwer lesbar sind.
  3. Die Handschrift H1 enthält 21 Szenen, die teilweise gar nicht ausgearbeitet sind. Sie beschäftigen sich vor allem mit dem Mord und seiner Vorgeschichte. Die Lebensumstände Woyzecks und und die Affäre Maries sind nur angedeutet.
  4. Die Handschrift H2 enthält 19 Szenen und präsentiert mit dem Hauptmann und dem Doktor die schwierigen Verhältnisse, in denen Woyzeck lebt.
  5. Die Handschrift H3 enthält nur die beiden Szenen „Hof des Professors“ und „Der Idiot. Das Kind. Woyzeck. Über Ihre Einordnung wird gestritten.
  6. Die Handschrift h4 enthält 17 Szenen, die weitgehend  der Handschrift 2 folgen. Interessant ist, dass diese Handschrift mit der Übergabe von  Woyzecks Habseligkeiten an seinen Kameraden endet. Eventuell ist ein zweiter Teil dieser Handschrift verloren gegangen.
  7. Die Reclam-Ausgabe folgt der Handschrift H4 und ergänzt sie durch Szenen aus H1 und H2. Sie beginnt mit der Szene, in der Woyzeck und sein Kamerad beim Stöckeschneiden vorgestellt werden. Eine andere Szenenfolge beginnt mit der Rasierszene.
  8. Fazit: iIsgesamt ist Büchners „Woyzeck“ ein extremes Beispiel für eine ganz schwierige Editionssituation, die aber nichts an dem gigantischen Erfolg des Stücks geändert hat. Ob es in gleicher Weise auch für den Schulunterricht geeignet ist, kann sicherlich diskutiert werden. Auf jeden Fall kann man etwa aus dem Drama „Dantons Tod“ sehr viel mehr entnehmen und diskutieren. Denn dort geht es um die Frage, ob überhaupt und inwieweit Revolutionen etwas bringen.

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