Fünf-Minuten-Kurzversion
- Das Gedicht „Auferstehung und Metamorphose“ von Clemens Brentano ist vor allem interessant, dass es menschliche Beziehungen, die wohl einen biografischen Hintergrund haben, am Beispiel der Entwicklung zweier Blumen verdeutlicht.
- Letztlich ist hier die Frage, ob man dieses Gedicht nur verstehen kann, wenn man auch den biografischen Hintergrund kennt:
- Die Rose soll danach für Brentanos spätere Frau Sophie Mereau stehen,
- die Lilie eine Minna Reichenbach.
- Konkret geht es um eine schnell verblühende Rose und eine länger haltende Lilie, weil dort das rein Körperliche, sondern das Geistige im Vordergrund steht.
- Überträgt man das auf menschliche Beziehungen, kann man diskutieren:
- Parallel kann das laufen, wenn alle einverstanden sind oder es geheim abläuft.
- Nacheinander dürfte das aber Schmerz beim Rosen-Partner auslösen, der sich mit der Vergänglichkeit der Beziehung nicht einfach abfindet. Und das dürfte dann auch für die anderen Beteiligten sehr unangenehm werdne.
- Von daher ein sehr einseitiges Gedicht, bei dem der gute Brentano sich – typisch für viele Menschen – einfach etwas schön redet. Wenn er das der „Rose“ vorliest, gibt es Ärger 🙁
Zur Überschrift
„Auferstehung und Metamorphose“
- Der Titel beschäftigt sich mit dem Ende des Lebens und weist auf zwei Dinge hin:
- Es geht um Auferstehung
- und es geht um eine damit einhergehende Verwandlung (Metamorphose).
Anmerkungen zu Strophe 1
O liebliche! wie schön bist Du erstanden!
Die Rose in sich selbst so tief verglühet
Ist hoch in Dir, Du Lilie erblühet
In der sich Form und Inhalt schön verbanden.
- In der ersten Strophe wird jemand angesprochen, man kann hypothetisch davon ausgehen, dass es
sich um eine geliebte Frau handelt. - Das wird dann aber gleich korrigiert, weil es zunächst um eine Lilie geht, bei der das lyrische Ich vor allem die Schönheit
der Verbindung von Form und Inhalt hervorhebt.
Anmerkungen zu Strophe 2
O zürne nicht, weil ich es Dir gestanden,
Daß der, der um die Rose sich bemühet
Aus ihr Dich Lilie erstanden siehet
O zürne nicht, hast Du es gleich verstanden.
- In der zweiten Strophe bittet das lyrische Ich um Verständnis, dass es sich zunächst um eine Rose
bemüht hat, - aus der aber etwas seiner Meinung nach noch Schöneres, nämlich eine Lilie entstanden ist.
Anmerkungen zu Strophe 3
Was in der Rose Sinnenglut verglommen
Muss in der Lilie geist’ger sich entfalten
Muss sich in Licht und reiner Hoheit heben.
- In der dritten Strophe, den ersten Terzett, wird der Vorgang noch einmal zusammen gefasst und so charakterisiert, dass die Rose für eine anscheinend niedere Sinneslust steht, was sich dann in der Lilie geistiger entfaltet.
- Das wird dann verbunden mit Licht und „reiner Hoheit“.
Man merkt hier deutlich die Veränderung von Sinnenlust hin zu einer Art geistiger Lust, die wohl höher eingeschätzt wird.
Anmerkungen zu Strophe 4
Wie Form und Geist sich ewig näherkommen
So wechseln immer höher die Gestalten
Doch wohnt nur eine Liebe in dem Leben.
- Die vierte Strophe, das zweite Terzett, geht noch einmal auf die Verbindung von Form und Geist ein.
- Es sieht eine ständige Höherentwicklung der Gestalten, die aber alle durch die gleiche Liebe verbunden werden.
Zusammenfassung
- Insgesamt ein Gedicht, das am Beispiel zweier Blumen eine Auferstehung durchspielt, die zugleich eine Metamorphose, also eine Verwandlung ist. Die Rose steht dabei für Sinnenlust, die in sich selbst auch verblüht.
- Daraus entsteht im Idealfall eine Lilie, die füreine höhere Art von Lust steht, nämlich füreine geistige. Das Bindeglied zwischen beiden ist für das lyrische Ich die Liebe.
- Es handelt sich um ein Sonett: Die beiden Quartette mit ihren vier Zeilen beschreibt erst mal die Situation und die damit verbundenen Vorgänge.
- Die Terzette verallgemeinern dann die damit verbundene Erfahrung.
Kritische Anmerkung
- Man müsste das noch genauer biografisch untersuchen.
- Wir konzentrieren uns aber auf die allgemeine Aussage des Gedichtes:
- Es handelt sich ziemlich eindeutig um eine Unterscheidung, die der Rose eine geringere Bedeutung zuspricht. Es gibt dort zwar ein Glühen, aber eben auch ein Verglühen, also Vergänglichkeit.
- Die Zukunft gehört dann der Lilie, die als höherwertig und dauerhafter angesehen wird.
- Das kann jeder Leser selbst auf Beziehungen übertragen. Dabei sollte er aber bedenken, dass es hier nicht um ein Nebeneinander geht, sondern ein Nacheinander. Allerdings bezieht sich das auf natürliche Gegebenheiten.
- Also:
- Es gibt eine schöne, schnell verblühende Leidenschaft,
- und es gibt tiefere Beziehungen, die nicht nur von äußerlicher Körperlichkeit abhängen.
- Parallel probieren das viele Menschen aus, weil es um unterschiedliche Bedürfnisse geht.
- Im Nacheinander ist es bei Menschen aber so, dass sie nicht schmerzfrei verblühen, sondern damit sehr emotional und vielleicht auch kämpferisch umgehen, wie jede entsprechende Beziehungskrise zeigt.
- Von daher ist dieses Gedicht sehr einseitig, wenn es sich auf menschliche Beziehungen bezieht.
- Wer Lust hat, kann jetzt genauer recherchieren, wie Brentanos „Rose“ und seine „Lilie“ damit umgegangen sind.
- Wir haben uns hier auf das Literarische und Allgemeingültige konzentriert, also auf das, was prinzipiell jeden Menschen betrifft.
Wer noch mehr möchte …
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