5-Minuten-Tipp Erzähltechnik im Roman Der Trafikant (Mat4463)

Worum es hier geht:

Im Folgenden versuchen wir, die Frage der Erzählhaltung auf der Basis der Eingangsseiten schon mal vorab zu klären.

Wichtig ist dabei, dass mit Textstellen gearbeitet wird.

Wir werden das noch fortsetzen, aber die drei Punkte machen schon mal Wesentliches deutlich.

Der „auktoriale“ Einstieg

  • Gleich am Anfang stellt man schon die distanzierte Sicht eines auktorialen Erzählers fest, wenn er von einem Gewitter spricht, das dem „ereignislos vor sich tröpfelnden Leben Franz Huchels eine ebenso jähe wie folgenschwere Wendung geben sollte.“
    • Franz wird sein Leben selbst wohl kaum als „ereignislos“ bezeichnen, sonst hätte er was dagegen unternommen.
    • Und dass es eine „folgenschwere Wendung“ geben sollte ist ein Vorverweis, der nun wirklich nicht von der „personalen“ Figur kommen kann. Franz weiß nämlich verständlicherweise nichts davon.

 

Der Wechsel in eine personale Erzählhaltung

Allerdings gibt es auch personale Elemente, bei denen der Erzähler sich gewissermaßen tief in das Denken und Fühlen der Figuren hineinversetzt und sich gewissermaßen dahinter versteckt (persona = lateinisch „Maske“)

    • Das ist zum Beispiel bei der Schilderung des Mittagsspaziergangs von Alois Preininger der Fall. Er denkt an die genossene Schweinesülze und dann heißt es: „Die hätte er bestellen sollen“. Das ist natürlich nicht die Perspektive des Erzählers. Oder etwas später beim Schwimmen im See: „Noch nie hatte er sich so lebendig gefühlt.“ Wichtig ist der Vorspann: „Er schrie vor Vergnügen“. Damit ist klar, dass es sich hier um eine personale Perspektive handelt.

 

Die Kombination von auktorialer und personaler Erzählhaltung

  • „Eine besonders interessante Stelle findet sich auf S. 10, wo über die entscheidende Begegnung zwischen der Mutter und ihrem Liebhaber salopp und zugleich doch recht deutlich geredet wird:
  • Da ist vom gut geschmierten Stoßdämpfern die Rede und einer erfolgreichen Nacht. Was uns hier interessiert ist: Wer weiß das eigentlich?
  • Die Mutter wird es dem Sohn als der Hauptfigur, mit deren Augen die Romanwelt vorwiegend gesehen wird, wohl kaum erzählt haben.“
    https://www.schnell-durchblicken2.de/sb-trafikant-inhalt
  • Das könnte noch die personale Figurenperspektive des Mannes sein. Aber auch hier gibt es einen Kommentar, der eher vom Erzähler kommt und zumindest in der Formulierung seine Perspektive zeigt: „Es waren kurze eruptive Zusammenstöße…“ (11)

Was man diskutieren könnte:

Einen interessanten Eintrag gibt es auf dieser Seite:
„Denn der auktoriale Erzähler des Romans stellt am Ende über Franz fest: „… plötzlich wurde ihm bewusst, dass es diesen Buben (von vor einem Jahr) nicht mehr gab. (…) Irgendwie fühlte es sich an, als wäre er vor der Zeit aus sich selbst herausgewachsen. Oder einfach herausgetreten aus dem eigenen Ich (…).“ (S. 236)“

Dazu unsere Anmerkung:

  • Wenn der Erzähler feststellt, dass einer Figur etwas bewusst wird, und das auch noch mitgeteilt wird, dann dürfte das doch eher die personale Erzählhaltung sein.
  • Und wenn es heißt: „Irgendwie fühlte es sich an“, dann doch nicht für den Erzähler, sondern für die Figur.

Wer noch mehr möchte …