5 Minuten Tipps zur Kurzgeschichte „Sonntag“ von Max Bolliger
- In der Geschichte geht es um einen Sonntag, den die 13-jährige Daniela zuerst mit dem geschiedenen Vater verbringt, dann mit ihrer Mutter und schließlich noch mit ihrem Freund.
- Deutlich werden die Schwierigkeiten einer solchen Familiensituation: Der Vater möchte vor allem wissen, ob schulisch und auch sonst alles gut läuft bei der Tochter. Ansonsten ist er zumindest bereit, seiner Tochter einen neuen Wintermantel zu bezahlen. Deutlich wird aber auch, dass er sich für die Tochter nicht viel Zeit nehmen kann oder will.
— - Die Mutter wird in einer schlechten Position präsentiert: Der Vater kritisiert rückblickend ihre Kochkünste, auf Vorwürfe der Mutter gegenüber dem Vater reagiert die Tochter so, dass sie eher für den Vater Partei ergreift. In gewisser Weise bewundert sie ihn auch.
— - Heinz, der drei Jahre ältere Freund Danielas, gibt ihr einen gewissen Halt, geht aber nicht näher auf Ihre Frage ein, ob sie beide später ihre Beziehung besser hinbekommen würden. Er antwortet hier mit einem schnell dahingesagten „Natürlich“. Man muss befürchten, dass sich Daniela mehr Gedanken in dieser Hinsicht macht als ihr Freund. Der scheint, was ihre Sorgen angeht, nicht viel besser zu sein als ihr Vater. Das wäre dann eine indirekte Widerlegung seiner positiven Zukunftsprognose.
— - Interessant ist diese Geschichte vor allem, weil hier mehrere Kommunikationssituationen aufeinandertreffen:
- Da ist zunächst eine recht ausführlich in Abschnitten präsentierte Gesprächssituation zwischen Daniela und ihrem Vater, die vor allem durch seine Fragen gekennzeichnet ist und die bis zur Lüge gehende Zurückhaltung der Tochter.
- Nicht viel besser sieht es beim Gespräch zwischen Mutter und Tochter aus. Auch hier wenig Offenheit und dazu noch ein unterschwelliger Beziehungsstreit, verbunden mit einer erneuten Lüge.
- Zwischen dem Freund und Daniela scheint äußerlich alles zu stimmen. Sie fühlt sich bei ihm wohl. Aber auch hier präsentiert zumindest die Geschichte kein überzeugendes positives Ende. Da man als Leser keine weiteren Informationen bekommt, ist es schwer hier, etwas für die Zukunft vorauszusagen.
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- Was den Kurzgeschichten-Charakter angeht,
- liegt ein direkter Einstieg vor.
- Auch der Gesamtverlauf des Tages ist sehr prägnant auf das Wesentliche konzentriert.
- Allerdings ist das Ende auf eine problematische Art und Weise offen. Denn angesichts der verschiedene Beziehungen umfassenden Anlage der Geschichte weiß man zu wenig darüber, ob der Freund seine positive Prognose ernst meint und sich auch entsprechend verhält.
- Ein Wendepunkt könnte darin bestehen, dass Daniela klar geworden ist, dass sie in ihrer Beziehung nicht das gleiche erleben möchte wie bei ihren Eltern. Man kann von daher nur annehmen, dass sie beim weiteren Umgang mit ihrem Freund sensibilisiert ist für die Problematik und letztlich sein Versprechen auf die Probe stellen wird.
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