Analysieren und interpretieren – Fragen und Antworten

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  1. Was heißt eigentlich „analysieren“?
    • Analysieren heißt eigentlich zerlegen und feststellen, um was es sich eigentlich handelt.
    • Am besten geht man von der Chemie aus. Da ist ein Stoff gegeben und stellt allerlei Versuche an, um herauszufinden, um was es sich genau handelt und welche Bestandteile vorhanden sind.
    • Deshalb ist es auch so wichtig, nicht irgendwelche Checklisten auswendig zu lernen, wenn es etwa um die Analyse eines Gedichtes oder einer Kurzgeschichte geht.
    • Viel sinnvoller ist es, von der Sache auszugehen und von dort aus weitergehende Fragen zu entwickeln.
    • Zum Beispiel deutet der Begriff „Kurzgeschichte“ schon an, dass es zum einen um eine Geschichte geht, in diesem Fall um einen erzählten fiktionalen Text.
    • Zum anderen ist diese Geschichte kurz und damit ist man dann schon bei dem direkten Einstieg und dem offenen Ende. Das wäre dann genauer zu prüfen.
  2. Was heißt demgegenüber „interpretieren“?
    • Häufig wird der Begriff „interpretieren“ genauso verstanden wie „analysieren“. Das ist natürlich nicht sehr sinnvoll, weil die Unterscheidung in der Regel ja auch für Klarheit sorgt.
    • Die ergibt sich, wenn man die Analyse auf die Beschäftigung nur mit der Sache selbst, ihren Bestandteilen und Kennzeichen konzentriert.
    • Das Interpretieren geht dann darüber hinaus, ist gewissermaßen der zweite Schritt und betrachtet eine Kurzgeschichte zum Beispiel in einem größeren Zusammenhang. Damit bekommt der Text auch Bedeutung für etwas anderes.
    • Dieser größere Zusammenhang kann zum Beispiel die Einordnung in das Werk eines Schriftstellers sein oder in einer literarische Epoche. Oder es geht um einen thematischen Zusammenhang: Wie wird zum Beispiel in einer Kurzgeschichte eine bestimmte Familiensituation dargestellt – oder was ist das Besondere an der Kommunikation in der Kurzgeschichte?
  3. Was versteht man unter der Absicht, Aussage, Intentionalität eines literarischen Textes?
    • Das, worauf er hinausläuft.
    • Jeder literarische Text enthält Signale. Ein Gedicht entwirft z.B. eine bestimmte Vorstellung von der Stadt oder dem Land. Wenn man die Signale zusammenfasst, hat man die Aussage des Gedichtes. Häufig kann man hier zwischen verschiedenen Teilantworten differenzieren.
    • Auf gar keinen Fall sollte man die Aussagen des literarischen Textes mit der Absicht des Autors gleichsetzen. Der wollte vielleicht nur Eindruck schinden oder Geld verdienen 😉 Außerdem kann er was anderes gewollt haben, als sein Text ausdrückt.
      Das passiert ja ständig, wenn Menschen sich äußern. Warum soll das bei Schriftstellern anders sein?!
  4. Was versteht man unter allgemein künstlerischen und insbesondere sprachlichen, rhetorischen Mitteln?
    • Jeder literarische Text ist ein Kunstwerk, d.h. der Autor präsentiert er nicht nur einen Inhalt, sondern bringt ihn auch in eine besondere Form.
    • Damit sind wir schon bei der Definition des künstlerischen Mädels, es ist eine Abweichung vom normalen Sprachgebrauch.
    • Wenn der Mond zum Beispiel als Sichel bezeichnet wird, dann war das beim ersten Mal etwas Besonderes. Es bleibt aber auch heute noch eine Abweichung von der normalen Bezeichnung, in diesem Falle eine Metapher, ein sprachliches Bild. Man verwendet also einen Begriff aus einem anderen Bereich für den Mond.
    • Wichtig bei den künstlerischen Mittel ist, dass möglichst verstanden und gezeigt wird, wie sie den Inhalt und in besonderer Weise die Aussage des literarischen Textes unterstützen.
    • Deshalb sollte bei der Analyse in der Schule nicht mühsam nach irgendetwas gesucht werden, sondern man sollte sich fragen, warum geht von dem Text eine besondere Wirkung aus. Die kann man dann durchaus in normaler Sprache beschreiben, wenn einem der Fachbegriff nicht einfällt oder nicht geläufig ist. Das ist auf jeden Fall besser als nichts.
    • In dem folgenden Video wird das schön deutlich gemacht: Künstlerische Mittel – nicht „suchen“, sondern „finden“ – für mehr Liebe zur Literatur
      https://youtu.be/8N2lTia5qLk
  5. Worauf kommt es beim Analysieren und Interpretieren an?
    • Zunächst auf die genaue Betrachtung und Erläuterung des Textes.
    • Wo es Unklarheiten gibt, kann man Hypothesen äußern.
    • Die sollten aber vorläufig sein und am Rest des Textes geprüft werden.
    • Dafür gibt es den so genannten „hermeneutischen Zirkel“. Den Begriff muss man sich nicht merken, aber das Verfahren ist wichtig.
      • Mit „Zirkel“ ist ein Kreislauf gemeint: Vom literarischen Text gehen Signale aus, zum Beispiel die Überschrift.
      • Der Interpret bildet sich ein so genanntes „Vorverständnis“, also eine vorläufige Auffassung davon, was damit gemeint sein könnte.
      • Dann kehrt er zum Text zurück und überprüft seine aktuelle Auffassung und passt sie gegebenenfalls an.
      • Und das geht dann so lange weiter, bis man ein möglichst optimales Verständnis des Textes erzielt hat.
      • Damit ist man dann beim „Hermeneutischen“. Das leitet sich vom griechischen Götterboten Hermes ab, der ja auch dafür zuständig war, Botschaften zu übermitteln und möglichst Verständnis zu erreichen.
  6. Kann ein Text sehr unklar sein und damit dem Leser Freiheiten bei der Interpretation  einräumen?
  7. Welche Rolle spielt der Autor bei einem literarischen Text und bei der Interpretation?
    • Der Autor ist der Verfasser des literarischen Textes.
    • Aber im Unterschied zu Sachtexten hat er etwas Eigenständiges geschaffen, eben ein Kunstwerk.
    • Das darf und muss eigentlich erst einmal aus sich selbst heraus verstanden werden.
    • Deshalb äußern sich Autoren meistens auch nicht zu diesen besonderen Produkten ihres Lebens und Schaffens. Denn damit würden sie den Lesern ja ihre Spielräume des Verständnisses verkleinern, vielleicht sogar einem Irrtum unterliegen. Denn das, was ein Mensch sagt oder schreibt, ist nie völlig identisch mit dem, was er denkt und meint. Besonders deutlich wird dass bei den Missverständnissen, die besonders in Konfliktfällen auftreten. Da meint jemand etwas gut und denkt nicht daran, dass er trotzdem den anderen damit verletzen kann.
    • Natürlich darf man sich dafür interessieren, in welcher Lebenssituation und aus welchen Gründen ein Autor einen bestimmten literarischen Text, zum Beispiel ein Gedicht, verfasst hat. Dann beschäftigt man sich allerdings mehr mit ihm und seinem Leben als mit dem Text. Aus dem Bereich der Literatur ist man übergegangen in den Bereich der Literaturgeschichte. Die fragt nämlich nach den besonderen historischen Umständen, die zu einer bestimmten Art von Literatur geführt haben.
    • Von Goethe gibt es zwei berühmte Beispiele, die zeigen, dass ein Gedicht etwas Eigenes sein kann, darüber hinaus aber auch ein Zeugnis für einen speziellen. Im Leben des Schriftstellers.
      • Das ist zum einen das Gedicht „Das Heidenröslein“ von Goethe. Da geht es um eine Blume, die von einem Jungen trotz ihrer Warnung gebrochen wird und ihn dabei verletzt, worunter er noch längere Zeit leidet. Dahinter steckt die Geschichte einer besonderen Beziehung zu einer jungen Frau, die Goethe dann verlassen hat und damit in gewisser Weise auch gebrochen. Sie wiederum hat aber auch bei ihm eine Wunde hinterlassen, die lange geschmerzt hat.
        Näheres kann man hier nachlesen.
        Interessant ist nun in unserem Zusammenhang, dass dieses Gedicht vertont worden ist. Es ist dann immer wieder gesungen worden, ohne dass man dem biografischen Hintergrund Goethes kennen musste. D.h., das Gedicht hat auch für sich schon eine Aussage, die bei den Lesern oder hören eine jeweils individuelle  Wirkung hinterlässt .
      • Das zweite Beispiel ist das Gedicht „Willkommen und Abschied“, dass sich auf erste Liebeserfahrungen während seiner Studienzeit in Straßburg bezieht. Von diesem Gedicht gibt es zwei Schlussvarianten, bei denen einmal der Besucher die Geliebte verlässt, im anderen Fall ist es umgekehrt.
        Näheres findet sich zum Beispiel hier.
      • Ein weiteres Beispiel ist der Roman „Tauben im Gras“. Der schreckt auf den ersten Blick die meisten Schüler mit seiner scheinbar nur negativen Sicht auf die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg ab. Doch dann hat man den Eindruck, dass dem Autor ein paar positive Dinge irgendwie mit reingerutscht sind. Das wird in der folgenden Rezension schön deutlich: https://www.schnell-durchblicken.de/durchblicke-bis-auf-widerruf/das-positive-in-tauben-im-gras/

Bitte Geduld, wir setzen das hier noch fort 😉

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https://www.schnell-durchblicken.de/kontakt/

 

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