Botho Strauß, „Mikado“ – oder die Frage nach der Indentität (1192)

Zunächst eine knappe Übersicht über Inhalt und Bedeutung:

In der Geschichte geht es um einen Fabrikanten, dessen Ehefrau entführt worden ist. Als die Polizei sie ihm zurückbringt, erkennt er sie nicht wieder. Sie ist deutlich jünger und auch mehr Handwerkerin als Wissenschaftlerin. Im Laufe der Geschichte zweifelt auch der Fabrikant immer mehr an sich und an der Situation. Nach einem gemeinsamen Mikado-Spiel, bei dem die anfangs sehr anpassungsfähige Frau sich recht impulsiv, ja aggressiv verhält, beschließt er, einfach die weitere Entwicklung abzuwarten. Dabei schließt er nicht aus, dass er seine aktuellen Gewaltimpulse dann tatsächlich auch auslebt.

Weitere Anmerkungen zu dieser Geschichte:

  • Die Geschichte hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Kalendergeschichten.
  • Sie erinnert auch an eine andere desselben Autors, in der es um einen Bäckermeister geht, der plötzlich seine Frau verlässt und in Mexiko mit Papierfabriken sein Glück macht. Als er später wieder zurückkehrt und Mitleid mit seiner verarmten Frau hat, bittet sie ihn auf eine besondere Weise, sie einfach weiter oder auch wieder allein zu lassen.
    https://www.schnell-durchblicken2.de/kg-strauss-rueckkehr
  • Hier ist der Mann eher passiv – und die Veränderung wird ihm auf geheimnisvolle Weise von außen aufgedrückt.
  • Man kann das sicher als eine spielerische Flucht in die Welt der Fantasie ansehen, in der ein vielleicht in der Beziehung frustrierter oder zumindest nicht ausgefüllter Mann einfach mal überlegt, wie er seine Frau loswerden könnte, um es dann mit einer neuen, jüngeren (!) zu versuchen.
  • Die Geschichte ist eine von 41 Geschichten, die Botho Strauß unter dem gleichen Titel wie diese Erzählung 2006 im Carl Hanser Verlag in München veröffentlicht hat.

     Wer noch mehr möchte …