Anmerkungen zu: Charlotte von Ahlefeld, „Streben in die Ferne“ (Mat4316)

 

Das Gedicht ist u.a. hier zu finden:

Streben in die Ferne

  • Die Überschrift spricht ein zentrales Motiv der Romantik an, nämlich die Sehnsucht nach fernen Gegenden.

Du blaue Ferne, die mir lieblich winket,
Was birgst Du wohl in Deinen Nebelduft?
Ist′s ein Phantom, was mir entzückend blinket

Als Stern der Ahndung dort in fremder Luft?

  • Die erste Strophe geht aus von einem Blick in eine blaue Ferne, die als anziehend empfunden wird.
  • Daraus entstehen dann beim lyrischen Ich Fragen, ob es sich nur um ein Phantom handelt oder doch um einen „Stern der Ahndung“, also ein Zeichen, das für mehr steht.
  • Interessant ist, dass hier Phantom und Sternen -Ahnung nicht als Alternative vorgestellt werden, das deutet schon mal die Möglicherweise einer kritischen Sicht auf die Ferne an

Was ist′s, das mächtig mich in′s Weite ruft,
Wenn still verlöscht die Abendsonne sinket?
Und wenn der Trennung unermessne Kluft
Den trüben Sinn in Grabestiefen winket?

  • Die zweite Strophe geht noch einmal auf die besondere Situation ein und stellt die Frage, was einen da eigentlich verlockt.
  • Der schon vermutete negative Eindruck verstärkt sich, wenn von der „Trennung unermessliche Kluft“ die Rede ist und von einem „trüben Sinn in Grabestiefen“.

Es ist der Hoffnung wunderbares Wehen
Das weit entlegne Länder mir verklärt,
Und goldnen Schimmer webt um ferne Höhen.

  • Die dritte Strophe präsentiert nur noch drei Zeilen, ist also das erste Terzett eines Sonetts.
  • Insgesamt macht die Strophe deutlich, dass es sich hier wohl nur um eine Hoffnung handelt, die etwas Reales verklärt, also in ein zu schönes Licht taucht

 

Die Gegenwart ist keines Blickes werth –
Nur eine bessre Zukunft zu erspähen,
Möcht′ ich heran genaht die Ferne sehen.

  • Die letzte Strophe ist dann nicht ganz klar. Man weiß nicht, ob das die Meinung des lyrischen Ichs ist oder Kritik an einer der Haltung eines anderen.
  • Die letzten beiden Zeilen machen zumindest klar, dass das lyrische Ich zumindest eine bessere Zukunft sehen will, möglicherweise, wenn es sich der Ferne nähert, sich also auf den Weg gemacht hat.

Insgesamt macht das Gedicht eine besondere Situation deutlich, in der sich fast automatisch so etwas wie Fernweh einstellt.

Das Gedicht schwankt seiner Haltung zwischen einem kritischen Blick auf ein mögliches Phantom und der Hoffnung ,doch eine bessere Zukunft zu sehen, wenn man sich auf den Weg macht.

Wenn dieses Verständnis richtig ist, dann beschreibt das Gedicht nur eine bestimmte Situation, die jeder nachdenkliche Mensch auf ähnliche Art und Weise erfährt. Ein richtig origineller Gedanke, der darüber hinausweist, fehlt anscheinend.

Wer noch mehr möchte …