Der dramatische Konflikt als Basis eines Theaterstücks -> Konfliktlinien verfolgen (Mat5732)

Worum es hier geht:

  1. Das Besondere an einem Drama ist zunächst einmal, dass etwas nicht
    1. Wie in einem Roman erzählt
    2. oder einfach wie in einem Gedicht an das Publikum herangetragen wird.
  2. Sondern es wird auf einer Bühne „in Szene gesetzt“, d.h. von Figuren vor allem im Gespräch präsentiert.
  3. Dabei liegt in der Regel ein Konflikt vor, der am Anfang erst einmal dem Publikum klargemacht werden muss. Der entwickelt sich dann in den nächsten Szenen weiter und sollte entsprechend „verfolgt“ werden.
  4. Ein gutes Beispiel ist die erste Szene von Schillers Drama „Kabale und Liebe“.
    • Dort wird deutlich, dass ein.Vater sich Sorgen macht wegen der Beziehung zwischen seiner Tochter und dem adeligen Ferdinand. Das war im 18. Jhdt. in der Zeit der Ständegesellschaft praktisch unmöglich – bzw. wurde nicht toleriert.
    • Dementsprechend will der Vater der Beziehung auch ein Ende machen.
    • Für die damalige Zeit verständlich – hat er besonders Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft – moderne Verhütungsmittel gab es ja noch nicht. Ein uneheliches Kind hätte nicht nur Schande für die Frau und die Familie bedeutet, sondern auch eine „normale“ Ehe fast unmöglich gemacht.
    • Die Mutter der betroffenen jungen Frau namens Luise will mögliche Gefahren nicht sehen, glaubt an die wahre Liebe Ferdinands, des jungen Adligen, und einen möglichen sozialen Aufstieg ihrer Tochter.
    • Der Vater entschließt sich am Ende, zum mächtigen Vater Ferdinands zu gehen und mit ihm gewissermaßen von Vater zu Vater zu reden. Dabei will er deutlich machen, dass seine Tochter für eine Heirat mit Ferdinand in den Augen der Gesellschaft zu „schlecht“ ist, dass sie aber für ihn zu gut, zu kostbar ist, um einfach nur dem Adligen als zwischenzeitliche Geliebte zu dienen.
  5. Man sieht hier deutlich, dass der Grundkonflikt der fast unüberwindlichen Standesgrenzen sich in Teilkonflikte aufspaltet. Man kann gewissermaßen von „Konfliktlinien“ sprechen, die sich durch die weiteren Szenen hindurchverfolgen lassen.
    Die zweite Szene wird z.B. davon bestimmt, dass mit Herrn Wurm ein Bewerber auftaucht, der

    1. Vom Stand der als Beamter in Frage kommt, ja eine gute Partie wäre,
    2. Der mit seiner trockenen und in Liebesfragen hilflosen Art aber dem Vater überhaupt nicht gefällt und
    3. Schließlich praktisch aus dem Haus geschimpft wird.
  6. Damit wird die Konfliktlinie
    1. normale Partnerschaft gegen unstandesgemäße Liebesbeziehung aufgenommen
    2. und noch durch eine neue ergänzt, nämlich die Beleidigung des indirekt auch mächtigen Hofbeamten, der jetzt für Öffentlichkeit der Beziehung sorgt und sich vielleicht auch noch rächen will.

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