Eichendorff, „Frische Fahrt“- Zeile für Zeile erklärt

Anmerkungen zu Eichendorffs Gedicht „Frische Fahrt“

Bei älteren Gedichten gibt es schnell das Problem, dass einzelne Zeilen schwer zu verstehen sind. Deshalb präsentieren wir die Originalzeilen jeweils gleich mit einer Erklärung.

Am Ende gehen wir noch auf die Aussagen des Gedichtes ein.

Erläuterung des Inhalts

Joseph von Eichendorff,
Frische Fahrt
Der Titel deutet schon einen Wesenszug der Romantik an, nämlich das Unterwegssein. Als zweites Moment kommt hinzu, dass das mit „Frische“, also Aufbruch, Lebendigkeit verbunden wird.
Spannend bleibt die Frage, was denn genau diese Frische ausmacht.
  1. Laue Luft kommt blau geflossen,
    Das Gedicht beginnt damit, dass das lyrische Ich eine Situation beschreibt, in der warme Luft zu spüren ist und der Himmel eine blaue Farbe zeigt.
  2. Frühling, Frühling soll es sein!
    In der zweiten Zeile wird das bestätigt, was man schon vermutet hat, nämlich dass es sich um den Frühling handelt. Das lyrische Ich ist so begeistert, dass es gleich zweimal davon spricht und die Ahnung bestätigt.
  3. Waldwärts Hörnerklang geschossen,
    in der nächsten Zeile kommt ein neuer Eindruck hinzu, der wohl mit der Jagd zusammenhängt. Aus der Richtung des Waldes sind Hörner zu hören, Dass außerdem geschossen wird, ist etwas seltsam. Vielleicht werden hier die Jagdhörner und die Geräusche des Schießens einfach zusammengezogen.
  4. Mut’ger Augen lichter Schein,‘
    in dieser Zeile wird jetzt gezeigt, was diese Atmosphäre des Frühlings und der Jagd bei den Menschen auslöst, nämlich ein helles Blitzen in den Augen dazu kommt der Ausdruck von Mut.
  5. Und das Wirren bunt und bunter
    Jetzt kommt wieder ein neuer Impuls herein, nämlich der Hinweis auf eine Vielfalt von Eindrücken, die immer intensiver werden.
  6. Wird ein magisch wilder Fluss,
    Das geht dann soweit, dass das lyrische Ich das Gefühl hat, einem ganzen Fluss gegenüber zu stehen, der auf der einen Seite wild ist und auf der anderen Seite schon eine gewisse Magie verströmt, die das lyrische ich wahrscheinlich in seinen Bann zieht.
  7. In die schöne Welt hinunter
    und was eben schon vermutet wurde, wird jetzt vom lyrischen Ich direkt ausgedrückt, dass es sich nämlich in diese schöne Welt hinein gezogen fühlt.
  8. Lockt dich dieses Stromes Gruß.
  9. Und ich mag mich nicht bewahren!
    Weiter oben war schon von Mut die Rede, das wird jetzt vom lyrischen Ich sogar zu einer gewissen Risikobereitschaft, denn es ist bereit, alle Sicherheiten aufzugeben.
  10. Weit von Euch treibt mich der Wind,
  11. Auf dem Strome will ich fahren,
  12. Von dem Glanze selig blind!
    Sogar die wahrscheinlich angeredeten Freunde oder Verwandten werden verlassen, das lyrische Ich denkt nur noch an eine Fahrt in diese bunte Welt hinein. Es gibt dabei zu, dass ihr Glanz es sogar blind gemacht hat, D.h.: es achtet auf nichts anderes mehr, gibt sich ganz diesem Eindruck hin.
  13. Tausend Stimmen lockend schlagen,
    In dieser Doppelzeile wird die Verlockung der bunten Welt noch intensiviert, indem von 1000 Stimmen die Rede ist. Dabei bleibt offen, ob es sich um irgendwelche Lebewesen der wilden Natur handelt oder ob diese stimmt vielleicht sogar von innen, d.h. aus dem Herzen des Lyrischen Ichs ,kommen.
  14. Hoch Aurora flammend weht,
    Über allem steht Aurora, die Göttin der Morgenröte. Damit ist gemeint, dass ein neuer Tag beginnt. Für das lyrische ich ist es wohl sogar so etwas wie ein neues Leben.
  15. Fahre zu! ich mag nicht fragen,
  16. Wo die Fahrt zu Ende geht!
    Die letzten Zeilen machen abschließend deutlich, dass das lyrische ich sich selbst ermutigt, sich auf den Weg zu machen. Dabei fragte es sich nicht, wohin es eigentlich fahren will. Es ist also eine sehr romantische Situation, in der es einfach darauf ankommen, sich auf den Weg zu machen, eine fremde Welt zu entdecken, alle Sicherheiten hinter sich zu lassen. Ein klares Ziel gibt es dabei nicht.

Aussage(n) des Gedichtes

Insgesamt zeigt das Gedicht,
  1. die Wirkung des Frühlings
  2. seine Unterstützung durch eine magisch wirkende Natur
  3. die Bereitschaft des Lyrischen Ichs, sich diesen Eindrücken ganz hinzugeben,
  4. sich einfach auf einen Weg zu machen, dessen Ziel es nicht kennt und
  5. dabei auch alle Freunde oder Verwandten zu verlassen und damit alle Sicherheiten aufzugeben, gewissermaßen volles Risiko zu gehen.

Damit ist auch die Frage beantwortet, was das „Frische“ dieser Fahrt ist, nämlich der risikobereite, lustbetonte Aufbruch ins Unbekannte.

Vergleichsmöglichkeit

Dieses Gedicht lässt sich gut vergleichen mit Christian Morgensterns „auf dem Strome“: https://textaussage.de/morgenstern-auf-dem-strome

Vergleichen kann man es auch mit Ernst Stadler, „Der Aufbruch“
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-ernst-stadler-der-aufbruch

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos