Eichendorff, „Stilles Glück“ einer Beziehung im Einklang mit der Natur (Mat5676)

Worum es hier geht:

Eichendorffs Gedicht „Stilles Glück“ zeigt genau das, was der Titel ausdrückt – bezogen auf die Frau, die das lyrische Ich liebt. Interessant ist die Verbindung von Gefühlen und Natur.

Anmerkungen zur Überschrift

Stilles Glück

  • Die Überschrift macht schon deutlich, dass es in diesem Gedicht um eine besondere Art von Glück gehen soll. Nicht um das rauschende, bei dem die Gefühle mit einem regelrecht durchgehen und man kaum noch damit umgehen kann. Vielmehr geht es um ein Glück, das mit Ruhe, wohl auch Dauerhaftigkeit verbunden ist.

Anmerkungen zu Strophe 1

  1. Es hat die Nacht geregnet,
  2. Es zog noch grau in`s Tal,
  3. Und ruhten still gesegnet
  4. Die Felder überall;
  5. Von Lüften kaum gefächelt,
  6. Durch`s ungewisse Blau
  7. Die Sonne verschlafen lächelt`
  8. Wie eine wunderschöne Frau.
  • In der ersten Strophe wird eine bestimmte Situation am Morgen geschildert.
  • Es wirkt auf den ersten Blick noch gar nicht besonders schön, aber es wird anscheinend eine wohltuende Ruhe ausgestrahlt, die am Ende erstaunlicherweise mit einer wunderschönen Frau verbunden wird.
  • Die meisten Männer werden den Anblick einer wunderschönen Frau wohl eher als Ansporn empfinden, denn als Grund, sich wohl ich zurück zu lehnen.
  • Von daher ist man gespannt, wie die Situation in diesem Gedicht aufgelöst beziehungsweise weitergeführt wird.—

Anmerkungen zu Strophe 2

  1. Nun sah ich auch sich heben
  2. Aus Nebeln unser Haus,
  3. Du dehntest zwischen den Reben
  4. Dich von der Schwelle hinaus,
  5. Da funkelt auf einmal vor Wonne
  6. Der Strom und Wald und Au  —
  7. Du bist mein Morgen, meine Sonne,
  8. Meine liebe, verschlafene Frau!—
  • In der zweiten Strophe wird dann deutlich, dass Ruhe nicht das alleinige Signal der ersten Strophe war. Vielmehr war auch bereits so etwas wie Aufbruch Erwartung verbunden. Das konnte man leicht übersehen. In der zweiten Strophe wird es aber hervorgehoben.
  • Das Gedicht leitet dann über zur direkten Anrede dieser schönen Frau über.
  • Das Besondere an ihr ist die Dehnung des Körpers, der sich damit gewissermaßen nach dem Schlaf erst mal in Fahrt bringt.
  • Das wiederum nutzt das lyrische Ich, um von dort aus auch die ganze Umgebung erstrahlen zu lassen.
  • Das ist aber offensichtlich nichts anderes als die Übertragung einer inneren Gefühlssteigerung auf die Außenwelt.
  • Am Ende dann die Auflösung: Es wird deutlich, dass es sich bei dieser wunderschönen Frau um die eigene Ehefrau handelt, die für das lyrische ich all das verkörpert, was es vorher in der Natur gesehen hat.

Zusammenfassung

  1. Das Gedicht zeigt die Gefühle wahrscheinlich eines Mannes am frühen Morgen. Die sind von vornherein durch Ruhe einerseits, andererseits aber auch von Erwartung einer sonnigen Entwicklung gekennzeichnet.
  2. Diese Gefühle werden zum einen auf die Frau übertragen, die aus dem Schlaf erwacht und sich kurz mal in der Haustür dehnt (als Zeichen von Lebenslust und -bereitschaft). Zum anderen wirken sich diese liebevollen Gefühle auch auf die Betrachtung der Natur aus.
  3. Alles in allem handelt es sich hier um eine besondere Art von Liebesgedicht. Geprägt ist es von dem, was der Titel bereits ausdrückt. Es geht um das ruhige, gelassene Glück in einer Beziehung, das auch auf die Umwelt ausstrahlt.
  4. Anregung: Jeder kann jetzt selbst mal überlegen, in welchen Situationen er „stilles Glück“ schon mal erlebt hat oder sich zumindest vorstellen kann.

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