Gerrit Engelke, „Ich will heraus aus dieser Stadt“ (Mat4250)

Anmerkungen zur Überschrift

Die kursiv gedruckten Zeilen sind die Originalteile des Gedichtes:

Ich will heraus aus dieser Stadt

  • Schon die Überschrift macht deutlich, worauf das Gedicht wohl hinauslaufen wird.
  • Da fühlt sich jemand offensichtlich in einer Stadt wie im Gefängnis und hat nur ein einziges Ziel: hinauszukommen.
  • Offen bleibt eigentlich nur noch die Frage, was die Gründe für diese Einstellung sind.

Anmerkungen zu Strophe 1

  1. Ich weiß, dass Berge auf mich warten,
  2. Draußen – weit –
  3. Und Wald und Winterfeld und Wiesengarten
  4. Voll Gotteinsamkeit –
  • Die erste Strophe macht den Eindruck, dass es weniger um Gründe gibt, warum die Stadt verlassen werden soll, sondern eher um Ziele, die offensichtlich sehr attraktiv sind und nur außerhalb der Stadt zu finden sind.
  • Gleich die erste Zeile macht deutlich, dass es nicht um irgendwelche Objekte geht, sondern um etwas, was in einer Beziehung zu einem selbst steht.
  • Die inneren Bilder,die sich das lyrische Ich sich von diesen Bergen macht, lassen es regelrecht verstummen und alles auf den Begriff der Weite reduzieren.
  • Die Vorstellung von dem, was zu erwarten ist, wird noch ein wenig aufgefächert. Man hat allerdings den Eindruck, Dass es dem lyrischen ich hier nicht so sehr um konkrete Vorstellungen geht als vielmehr um fantastische Wünsche.
  • Am Ende zeigt sich ein Gottesbezug, der mit dieser Einsamkeit in der Winterwaldlandschaft verbunden wird.

Anmerkungen zu Strophe 2

  1. Weiß, dass für mich ein Wind durch Wälder dringt,
  2. So lange schon –
  3. Dass Schnee fällt, dass der Mond nachtleise singt
  4. Den Ewig-Ton –
  • Der Beginn der zweiten Strophe wiederholt noch einmal den persönlichen Bezug zwischen dem Ort außerhalb der Stadt und dem lyrischen Ich.
  • In der zweiten Zeile wird deutlich gemacht, dass es diese Sehnsucht nach diesem Ort etwas iste, was es schon lange gibt.
  • Die dritte Zeile nimmt noch einmal den Winter auf, der vorher schon angedeutet worden ist.
  • Sehr poetisch wird dann der fallende Schnee mit dem Mond in Verbindung gebracht, so dass ihm sogar zutraut wird, parallel zum Schneefall leise zu singen.
  • Wie wahrscheinlich es ist, dass man Schneefall im Mondlicht zugleich erlebt, bleibt genauso offen wie vieles andere. Das verstärkt den Eindruck, dass es hier eher um Gefühle und Vorstellungen geht als um die Abbildung von Realität.
  • In der letzten Zeile noch einmal der Gottes Bezug wiederholt.

Anmerkungen zu Strophe 3

  1. Fühle, dass nachts Wolken schwellen,
  2. Bäume,
  3. Dass Ebenen, Gebirge wellen
  4. In meine Träume –

-/-

  • Der Beginn der dritten Strophe bestätigt den Eindruck, dass es hier mehr um innere Gefühle geht als um wirkliche äußere Phänomene.
  • Interessant ist dabei, dass den Wolken ein Schwellen zuerkannt wird. Das soll wohl deutlich machen, dass die Natur außerhalb der Stadt an Größe und Bedeutung gewinnt.
  • Wie ein plötzlicher Einschub wirkt dann das Wort „Bäume“. Man hat das Gefühl einer collagenähnlichen Assoziation.
  • Die letzten beiden Zeilen machen dann die ganze Bandbreite dessen deutlich, was dem lyrischen Ich in seine Träume gerät. Vielleicht sollte man auch besser sagen: was ihm in den Sinn gerät, aber dem lyrischen Ich ist es wohl wichtig, den Traumcharaktr seiner Vorstellungen deutlich zu machen.

Anmerkungen zu Strophe 4

  1. Die Winterberge, meine Berge tönen –
  2. Wälder sind verschneit –
  3. Ich will hinaus, mit Euch mich zu versöhnen
  4. Ich will heraus aus dieser Zeit,
  • Zu Beginn dieser Strophe wird die Kombination von Winter und Bergen wieder aufgenommen und noch einmal betont, dass hier ein persönlicher Bezug vorliegt und man das Gefühl hat, von Musik umgeben zu sein.
  • Es folgt wieder reinassoziativ der Blick auf verschneite Wälder.
  • Dann wird erstmals der Gedanke der Überschrift des Gedichtes aufgenommen und interessanterweise mit der Idee der Versöhnung verbunden. Offensichtlich fühlt das lyrische Ich sich in seiner Stadtexistenz in einer negativen Beziehung zu dem, was es eigentlich liebt. Damit wird zum ersten Mal auch ein Grund angegeben für das Hinauswollen aus der bisherigen Existenz.
  • Die letzte Zeile verbindet dann den Ort der Stadt mit dem Aspekt der Zeit und das gleich in einer ziemlich großen Dimensionierung.

Anmerkungen zu Strophe 5

  1. Hinweg von Märkten, Zimmern, Treppenstufen,
  2. Straßenbraus –
  3. Die Waldberge, die Waldberge rufen,
  4. Locken mich hinaus!
  • In der fünften Strophe drängen sich jetzt Elemente des bisherigen Lebens ins Bewusstsein des lyrischen Ichs. Relativ wahlllos werden Bestandteile städtischer Existenz aneinandergereiht.
  • Dazu kommt das in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts noch relativ neu Phänomen des Straßenlärms.
  • Die letzten beiden Zeilen nehmen noch mal den Gedanken auf, dass das lyrische Ich sich von seinen Bergen gerufen fühlt, die es vernachlässigt hat.
  • Verbunden wird das mit dem Gedanken der Lockung, der hier wohl nur positiv zu sehen ist.

Anmerkungen zu Strophe 6

  1. Bald hab ich diese Straßenwochen,
  2. Bald diesen Stadtbann aufgebrochen
  3. Und ziehe hin, wo Ströme durch die Ewig-Erde pochen,
  4. Ziehe selig in die Welt!
  • Zu Beginn der sechsten Strophe drückt das lyrische Ich dann seine Freude darüber aus, dass der vielfach beschriebene und vor allen Dingen gefühlte Wunsch nach Veränderung jetzt bald umgesetzt werden kann.
  • Auf interessante Weise werden die Wochen und die Straßen verbunden. Gemeint ist wohl, dass es sich um eine ärgerliche Zwischenzeit handelt, deren Ende man herbeisehnt..
  • Das lyrische Ich geht noch einen Schritt weiter und spricht sogar von einem Stadtbann. Offensichtlich fühlt sich das lyrische Ich von der Stadt wie von einer höheren Macht gefesselt. Zugleich ist ein Bann ja auch etwas, was die Freiheit einschränkt und gegen das man gegebenfalls auch kämpfen möchte. Von daher ist es natürlich, dass gleich die Rede davon ist, dass dieser Bann aufgebrochen, also mit Gewalt geöffnet werden muss.
  • Es folgt der positive Ausblick auf Ströme als Inbegriff von Leben und Veränderung. Am Ende steht die Vorstellung, auf diesem Wege selig, also glücklich, reich beschenkt in die Welt hinauszukommen.
  • Damit hofft das lyrische Ich wohl das Maximum von dem zu erreichen, was es vorher schon gleich am Anfang mit dem Wort „weit“ gefasst hat.
  • Offensichtlich sind die Berge und die Zeit des Winters nur ein Zwischenschritt auf dem Weg in eine Art Paradies.

Inwieweit zeigen sich in diesem Gedicht Kennzeichen der Romantik?

  • Am besten vergleicht man dieses Gedicht mit entsprechenden Beispielen aus der Romantik.
  • Dann wird man möglicherweise feststellen, dass sich dort die gleichen Kennzeichen finden – nur wohlgeformter präsentiert werden.

 Wer noch mehr möchte …