Erich Kästner, „Fantasie von übermorgen“ (Mat4499)

Anmerkungen zu Kästners Gedicht „Fantasie von übermorgen“

Anmerkungen zur Überschrift

  • Die Überschrift ist nicht ganz klar,
  • macht aber deutlich, dass hier sich jemand etwas vorstellt, was mit einer gewissen Verzögerung eintreten könnte oder er sich wünscht.

 

Anmerkungen zu Strophe 1

  • In der ersten Strophe wird dann schon klar, worum es geht, nämlich um den Krieg.
  • Die Fantasie beziehungsweise die Hoffnung oder der Wunsch besteht darin, dass die Frauen sich gegen die Teilnahme von Mitgliedern ihrer Familie an dem neuen Krieg beenden.
  • Das geht sogar soweit, dass sie die männlichen Mitglieder der Familie einzusperren.
    • Anmerkung / Leserlenkung:
      Das ist insofern interessant, als diese anscheinend nur so daran gehindert werden können, am Krieg teilzunehmen.
    • Das ist für heutige Leser erst mal unwahrscheinlich, denn heute erwartet man eher, dass kein normaler Mensch Lust hat, sich in einem Krieg in Gefahr zu bringen.

 

Anmerkungen zu Strophe 2

  • Die zweite Strophe präsentiert dann eine weitere Aktion der Frauen.
  • Sie ziehen nämlich vor das Haus derer, die wohl das Sagen haben in diesem Krieg.
  • An dem Hinweis auf die Stöcke wird deutlich, dass die Frauen durchaus zur Anwendung von Gewalt bereit sind.
  • Künstlerisches Mittel:
    Interessant auch der Kontrast zwischen Hauptmann und der Bezeichnung als Kerl, was eine Abwertung bedeutet.

Anmerkungen zu Strophe 3

  • Die dritte Strophe zeigt dann, dass die Frauen mit den für den Krieg Verantwortlichen so umgehen, wie man das früher bei ungezogenen Kindern für angebracht gehalten hat.
  • Wichtig ist dabei, dass diese Maßnahme sich auf die Verantwortlichen bezieht, die an der Spitze von Staat und Gesellschaft stehen.
  • Es geht also nicht mehr nur um höhere Offiziere, wahrscheinlich waren diese Leute auch bereits gemeint, als von den Hauptmännern die Rede war.

Anmerkungen zu Strophe 4

  • Die vierte Strophe präsentiert den Erfolg dieser Strafaktion.
  • Hingewiesen wird durchaus auf Proteste, wobei man nicht genau weiß, von wem sie kommen. Wahrscheinlich sind es z.B. Leute, die vom Krieg profitieren. Das geht von Waffenlieferanten bis zu Offizieren, die nur schnell befördert werden können, wenn über ihnen durch Verluste an Menschenleben Posten frei werden.
  • Als entscheidend wird festgehalten, dass es nirgends mehr Krieg gibt.
  • Damit wird auch schon eine mögliche Aussage des Gedichtes deutlich:
    • Wenn man Kriege verhindern will, muss man die wirklich Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen.
    • Das bedeutet konkret, dass nicht immer nur die kleinen Leute durch einen Krieg leiden, sondern auch die großen zumindest ansatzweise zu spüren bekommen, was ein Krieg bedeutet.
    • Manchen auf der Ebene ist möglicherweise gar nicht richtig klar, dass ein Krieg eben kein Spaß ist, keine Kleinigkeit, die man nebenbei halt mal so anordnet.

Anmerkungen zu Strophe 5

  • Die letzte Strophe mit vier Zeilen geht dann auf die Folgen ein.
  • Als Leser erwartet man, dass die Familien glücklich sind, dass großes Leiden durch einen Krieg an ihnen vorbeigegangen ist.
  • Umso überraschender sind dann die beiden Schlusszeilen.
    • Die sollen offensichtlich deutlich machen, dass die Männer ganz gerne jetzt bei großen Ereignissen dabei gewesen wären, auch wenn sie das in Gefahr gebracht hätte.
    • Bezeichnend ist, dass sie sich nicht bei ihren Frauen und Müttern bedanken, sondern ihnen sogar Ablehnung und Kritik gegenüber ausdrücken.

Anmerkungen zu den Aussagen des Gedichtes

  • Damit ist eine doppelte Aussage dieses Gedichtes sichtbar geworden:
    • Zum einen geht es um etwas, was wohl die meisten Menschen sofort akzeptieren, dass nämlich hinter Kriegen zunächst einmal die Interessen der Mächtigen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft stehen
    • Das Überraschende an diesem Gedicht ist die zweite Aussage, die Kritik an den Männern zumindest indirekt übt und den Frauen eine entscheidende Führungsrolle bei wichtigen Fragen zu schreibt
      • Sie müssen offensichtlich Männer von irgendwelchen Trieben bewahren
      • und das bedeutet unter Umständen sogar, dass sie ihnen die freie Entscheidungsgewalt wegnehmen.
      • Ziel dabei ist der Schutz der Familie, denn sie ist natürlich bedroht, wenn (damals zumindest) der Ernährer durch einen Krieg ausfällt oder auch anderen wichtigen Familienpflichten nicht mehr nachkommen kann.

Kritische Anmerkungen

  • Kritisch einwenden kann man natürlich, dass hier sehr allgemein von Krieg gesprochen wird und nicht unterschieden wird zwischen einem Verteidigungskrieg und einem Angriffskrieg.

Die besonderen Mittel, die im Gedicht verwendet werden

  • Das entscheidende künstlerische Mittel, dass in diesem Gedicht verwendet wird, ist der überraschende Schluss,
  • der allerdings ansatzweise schon in der ersten Strophe angedeutet wird. Denn die Frauen denken nicht daran, ihre Männer zu verstecken, sondern sie nehmen Ihnen die Bewegungsfreiheit. Das ist nach Ansicht des Gedichtes offensichtlich nötig, wenn es um die Teilnahme oder auch sogar die Begeisterung für einen Krieg geht.

Anregungen für die weitere Beschäftigung mit dem Thema

Wer noch mehr möchte …