Erörterung einer Problemfrage: Ist Wilhelm Tell ein Mörder? (Mat5082)

Worum es hier geht:

Eine der spannendsten Fragen bei der Besprechung von Schillers Drama „Wilhelm Tell“ ist sicher: Hat Wilhelm Tell recht, wenn er sein Attentat auf den Landvogt gutheißt und den Kaisermörder Parricida verurteilt?

Das angehängte Arbeitsblatt macht den Unterschied zwischen einer Pro-Contra-Klärung der Frage und einer „dialektischen“ Erörterung gut deutlich.

Hier zunächst der Text:

Die beiden Arten der Erörterung am Beispiel von Tells Attentat auf den Landvogt
Die meisten Schüler kennen am Ende der Klasse 8 eine Variante der Erörterung, bei der man
nacheinander die Pro- und die Contraargumente aufführt, gewissermaßen jeweils in die
Waagschale wirft und dann feststellt, was schwerer wiegt.
Frage: Spielt dabei die Zahl der Argumente eine Rolle, die in einer Waagschale liegen?
Erweiterung: Gestern haben ein anderes Verfahren der Erörterung verwendet. Hier findet ihr
die gedanklichen Schritte. Was fällt hier auf im Vergleich zu der Pro-Contra-Variante?
Problemfrage: Wie ist Tells Attentat auf den Vogt Gessler in der hohlen Gasse bei
Küssnacht zu bewerten? Handelt es sich um einen verwerflichen Mord oder Totschlag oder
um etwas anderes?
  1. 1. Zunächst einmal bringt Tell ganz eindeutig den Vogt um und verstößt damit gegen das
    Prinzip: Du sollst nicht töten.
  2. Er hat allerdings einen nachvollziehbaren Grund, denn er will seine Familie vor
    Übergriffen schützen.
  3. Das tut er in der hohlen Gasse aber gar nicht, denn seine Familie ist ja gar nicht dabei,
    also auch gar nicht bedroht.
  4. Sie könnte aber jederzeit wieder von dem Vogt und seinen Leuten bedroht werden.
  5. Das ist aber kein Grund, ihn umzubringen.
  6. Der Vogt ist gewissermaßen der Kopf der Unterdrückung, wenn man ihn gewissermaßen
    abschlägt, wird auch die Gewalt geschwächt.
  7. Tells Anschlag löst möglicherweise nur eine noch schlimmere Gegenaktion aus, denn der
    Kaiser wird sich einen solchen Präzedenzfall sicher nicht gefallen lassen.
  8. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt und endet am Herd sagt ein Sprichwort, das Frauen
    ermuntern wollte, sich nicht einfach von den früher dominierenden Männern auf eine
    alleinige Rolle im Haushalt festlegen zu lassen. Das gilt im übertragenen Sinne auch für
    Tell.
  9. Ist es in Wirklichkeit nicht so, dass Tell eher Rache nimmt? Er selbst spricht davon und
    seine Tat geschieht ja gerade nicht direkt nach dem Apfelschuss oder an seiner Stelle.
  10.  Gefühle spielen sicher auch eine Rolle, aber entscheidend ist wohl die Befreiung von
    Unterdrückern. Aber die Schweizer haben auch Glück, dass etwa zur gleichen Zeit auch
    der tyrannische Herrscher umgebracht wird.

Was ist das Besondere am 10. Punkt im Vergleich zu den Punkten 1-9?

Das Arbeitsblatt als PDF-Datei

Sehr gut geeignet für die Klasse 8.

Download
Arbeitsblatt Erörterung am Beispiel von Wilhelm Tell
Mat5082 Arbeitsblatt Erörterung Wilhelm Tell Mörder

Vorstellungen der Szenen in Text und mp3-Datei

Wer „Wilhelm Tell“ in seiner alten Sprache noch besser verstehen will, sollte auf die Hör-Dateien zurückgreifen, in denen die Szenen mit Erläuterungen vorgestellt werden.

Man hat die Erklärung „auf den Ohren“ – und kann alles im eigenen Text verfolgen.

Zu finden ist die

Weitere Infos, Tipps und Materialien