LT4: Goethe, „Die Leiden des jungen Werther“ – Fragen und Antworten (Mat4057)

Was macht Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“ so interessant?

  1. Der Roman macht anschaulich deutlich, wohin die Leidenschaft der Liebe führen kann.
  2. Man kann natürlich auch gut darüber diskutieren, um was für eine Art von Liebe es sich handelt.
  3. Die hat viel mit „Narzissmus“ zu tun – einem psychologischen Phänomen, das zu kennen sich lohnt.
  4. Man kann an dem Roman sehr gut die Kennzeichen der Epoche des „Sturm und Drang“ erkennen – und sich dann fragen, ob es so etwas nicht heute auch noch gibt.
  5. Interessant ist der Roman auch für das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft.

Wieso ist Goethes Roman eine Art Fortsetzung der Aufklärung?

  1. Immanuel Kant hat in seiner berühmten Antwort auf die Frage „Was ist Aufklärung?“ gesagt:
    „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“
    „Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
    https://textaussage.de/immanuel-kant-definition-aufklaerung-bedeutung-heute
  2. Werther selbst beruft sich auch darauf:
    Am 13. Mai schreibt er:
    „Ich will nicht mehr geleitet, ermuntert, angefeuert sein, braust dieses Herz doch genug aus sich selbst.“
  3. Das ist aber auch eine Extremvariante – so will er im gleichen Atemzug auch, dass Wilhelm ihm keine Bücher schickt – er lebt ganz aus sich selbst.
  4. Von dah aus ist es kein großer Schritt mehr zur Egomanie – einer Einstellung, die ganz auf sich selbst bezogen ist.
  5. Das zeigt sich dann ja in seinem Umgang mit Lotte und ihrer Verlobung. Er hält es später ganz für selbstverständlich, dass der Verlobte Lotte in Werthers Gegenwart nicht küsst.
  6. In gewisser Weise zeigt sich hier, was Adorno und Horkheimer in der „Dialektik der Aufklärung“ als ihr Problem beschrieben haben: Das Freiwerden von allerlei Zwängen, der Natur und der Gesellschaft, hat zur Herrschaft des Menschen über die Natur und auch über andere geführt. Werther ist hier ein erstaunlich gutes Beispiel.
    https://schnell-durchblicken.de/adorno-und-horkheimer-die-dialektik-der-aufklaerung

Inwiefern ist Werther aber auch ein Romantiker?

  • Da ist zunächst die Naturbegeisterung,
  • dann aber auch die Freude an der Einsamkeit.
  • Dann der Zwiespalt der zum Teil sehr extremen Gefühle – das geht ja schon in  die Richtung der dunklen Seite der Romantik.
    https://textaussage.de/gedichte-romantik-thema-dunkle-seite
  • Schließlich noch die Unbedingtheit seiner Liebe, die zwar schließlich die Grenzen anerkennen muss, aber damit nur klarkommt, wenn man selbst den finalen Ausweg wählt.
    https://textaussage.de/gedichte-romantik-thema-aufbruch-risiko
  • Der Selbstmord enhält für Christen – und das war die Standardreligion zur Zeit Werthers – die Gefahr der ewigen Selbstvernichtung, nämlich des Verschwindens in der Hölle nach dem Tod.

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