Immanuel Kants Definition der Aufklärung und ihre Bedeutung für uns (Mat1528)

Worum es hier geht:

  • Zunächst einmal wollen wir klären, was Kant da eigentlich sagt,
  • welche Bedeutung es auch noch heute hat
  • und was man vielleicht noch „weiterdenken“ sollte.

Gutes Einstiegs-Referat, um mehr über Kant zu wissen:

Wer ein bisschen mehr wissen möchte über Kant und die Aufklärung, findet hier ein Video mit Dokumentation. Das Besondere: Alles wird sehr anschaulich, d.h. mit Beispielen erklärt.
https://schnell-durchblicken.de/ultimatives-power-referat-beispiel-was-man-von-immanuel-kant-wissen-sollte

Immanuel Kant
Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

Der Text ist z.B. hier zu finden.

[Ausgangsdefinition]

Aufklärung ist
der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.

(Erklärung des Satzes
Aufklärung bedeutet, dass die Menschen sich verändern, sich auf den Weg machen – und zwar aus einer Situation der Unmündigkeit. Darunter versteht man, dass man nicht für sich selbst sprechen kann. Das erinnert an kleine Kinder, deren Eltern vieles entscheiden müssen – weil das Kind es noch nicht beurteilen kann.
Kant möchte also, dass die Menschen aus einer falschen Kindlichkeit heraustreten und Verantwortung übernehmen.
Das können sie, weil die „Unmündigkeit“ „selbstverschuldet“ ist, d.h. sie tragen selbst die Schuld daran, es könnte anders sein. Das ist der Unterschied bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern.
Man könnte es am Beispiel eines 18- oder gar 30jährigen verdeutlichen, der immer noch zu Hause wohnt und nicht wagt, seine Freundin mit nach Hause zu bringen, weil seine Eltern komisch gucken könnten – wie bei einem 12jährigen.)

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
(Erklärung:
Hier erklärt Kant selbst, was „Unmündigkeit“ ist. Eigentlich heißt es, selbst keinen Mund zu haben, nicht für sich sprechen und entscheiden zu dürfen. Kant geht einen Schritt weiter und sagt: „Unmündigkeit“ ist der Verzicht auf eigenes Denken – man hält sich an das, was andere einem sagen. Die sagen, wie man zu denken hat.)

Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes,
(Erklärung:
Hier macht Kant deutlich, dass es natürlich Menschen gibt, die aufgrund eines „Mangels des Verstandes“ noch nicht so weit denken können wie andere – die müssen dann auf sie hören. Das gilt zum Beispiel für Kinder, aber vielleicht auch Menschen mit einer geistigen Behinderung, die deshalb einen Vormund haben. Auch alte Menschen können in diese Situation kommen.

sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
(Erklärung:
Hier nennt Kant die beiden Gründe für Nicht-selbst-Denken, die ihn aufregen, zum einen ein Mangel an Entscheidung, eigentlich Faulheit – und zum anderen ein Mangel an Mut, weil man Angst vor den Folgen der eigenen Entscheidung hat und deshalb sie lieber anderen überlässt.)

Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
(Erklärung:
Hier macht Kant noch mal deutlich, was für ihn am wichtigsten ist: Man braucht Mut zum eigenen Denken – weil man ggf. Probleme mit anderen bekommt – oder aber eben selbst für die Folgen aufkommen muss.

Bedeutung der Einleitung für uns heute

  • Kants Überlegungen sind auch heute noch wichtig – und in Zeiten großer Kontroversen vielleicht sogar so wichtig wie noch nie.
  • Wir werden das genauer herausarbeiten,
  • aber auch die Grenzen seiner Definition bzw. seiner Überlegungen anpeilen.
  • Vorläufige Hypothese: Kant berücksichtigt nur in Ansätzen, dass der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist. Er ist sehr abhängig vom Urteil der Gemeinschaft. Wenn die auch noch über Machtmittel verfügt, wird es fast unmöglich für den einzelnen Menschen, Kants Zielvorstellungen zu folgen.
  • Dazu kommt ja auch, dass die Aufklärer des 18. Jhdts. nur kurz scheinbar erfolgreich waren.
  • Ihre Gedanken konnten nicht verhindern, dass die hochzivilisierten Völker Europas 1914 in einen mörderischen Krieg gerieten,
  • aus dem schließlich zwei totalitäre Diktaturen wurden.
  • Umso spannender die Frage, wieso die Welt sich nach 1945 in weiten Teilen in eine Art relatives Paradies verwandelte,
  • das heute wieder gefährdet zu sein scheint, indem die Freiheit des Denkens vielen Menschen eingeschränkt vorkommt und Kriege wieder zu einer Normalität geworden zu sein scheinen.
  • Auf jeden Fall ist von der These, die Menschheit habe das Ende der Geschichte erreicht, im Sinne von: das Ende von Gewaltherrschaft und Krieg, nicht viel übrig geblieben.
    Näheres dazu findet sich hier.
Ergänzung des Zitats von Kant durch eins von Lessing

Auf der folgenden Seite haben wir ein interessantes Zitat von Lessing vorgestellt und erläutert:
https://schnell-durchblicken.de/lessing-ueber-die-wahrheit

Wenn man es genau nimmt, kann man nun die These vertreten, dass Lessing einen Gedanken von Immanuel Kant weiterdenkt.

Kant geht in seiner Antwort auf die Frage: „Was ist Aufklärung“ vor allem auf die Frage ein, wie man am besten zu einer möglichst sicheren Erkenntnis kommt – nämlich ohne Anleitung eines anderen, also ohne Bevormundung. Näheres dazu bei den weiterführenden Hinweisen unten.
Lessing geht nun einen Schritt weiter und fordert, dass man auch immer bereit sein sollte, den aktuellen Erkenntnisstand in Frage zu stellen.

Vorschau auf die weiteren Ausführungen nach der Einleitung

Auf die weiteren Ausführungen Kants sind wir wegen ihrer Länge auf dieser Seite eingegangen:
https://textaussage.de/kant-was-ist-aufklaerung-was-nach-der-bekannten-einleitung-noch-kommt

Wir präsentieren hier nur unsere Zwischenüberschriften zur Gliederung des Textes.

[Faulheit als Problem der Aufklärung]

[Feigheit als Problem der Aufklärung]

[Situation des Einzelmenschen: Hindernisse und Problem der Zahl der Mutigen]

[Vorteile der Gemeinschaft, der Öffentlichkeit für die Aufklärung]
[Selbstdenker und offene Vormünder sorgen für Verbreitung und anschließende Unterdrückung der reaktionären Vormünder]

[Plädoyer für langsame Entwicklung, gegen Revolution]

[Minimale Voraussetzung für den Prozess der zur Aufklärung führt: Freiheit für die Vernunft in der Öffentlichkeit]

[Beispiel für private Freiheit bei öffentlicher Loyalität]

[Diskussion der Frage, ob eine Gemeinschaft Aufklärung bei sich verbieten kann]

[Durchspielen eines Falles von Veränderung in einer Gemeinschaft]

[Verurteilung aller Versuche, Aufklärung auf Dauer zu verhindern – auch bei einem Monarchen]

[Warnung an Monarchen vor falschem Gebrauch ihrer Macht]

[Einschätzung der aktuellen Situation im Hinblick auf die Aufklärung]

[Lob für die Toleranz Friedrichs des Großen in Religionsfragen]

[Erklärung der Betonung der Religion als Beispiel für Veränderung in Richtung Aufklärung]

[Einschätzung der Situation und der Perspektiven]

Siehe hierzu auch unsere Überlegungen zur Dialektik der Aufklärung und ihren Perspektiven
https://textaussage.de/problem-dialektiv-aufklaerung-perspektive

Zu den verschiedenen Teilen des Essays „Was ist Aufklärung?“

Weitere Infos, Tipps und Materialien

https://textaussage.de/weitere-infos