Anmerkungen zum Gedicht „Zwei“ von Gustav Falke (Mat4325)

Anmerkungen zur Überschrift:

Zwei

  • Die Überschrift ist sehr knapp und sie wirkt auch sehr distanziert, wenn man sich das Gedicht durchgelesen hat.
  • Irgendwie passt sie nicht ganz zu der sehr persönlichen Perspektive, die im Gedicht eingenommen wird.
  • Das kann auch damit zusammenhängen, dass Gedichtüberschriften häufig erst von späteren Herausgebern formuliert werden und die müssen dann ja nicht immer die optimale Wahl treffen. Umso reizvoller wäre es, sich hier eine bessere Überschrift auszudenken.
  • Möglich wäre zum Beispiel „Am breiten Strom“.

Anmerkungen zur Strophe 1

Drüben du, mir deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.

  • Das Gedicht beginnt mit einer Situationsbeschreibung: Das lyrische Ich hält hält dem geliebten Gegenüber sehnsüchtig eine dunkle Rose hin, während es selbst eine weiße Rose erzeigt bekommt.
  • Das Problem ist, dass sie offensichtlich durch Wasser getrennt sind.

Anmerkungen zur Strophe 2

In dem breiten Strome, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.

  • Die zweite Strophe wird dann etwas genauer, was das Hindernis angeht. Gesprochen wird von einem „breiten Strome“, also einem großen Hindernis.
  • Dieser Strom ist dann auch gleichzeitig die Projektionsquelle für die „blassen Schatten“, die von den beiden Liebenden nur zu sehen sind.
  • Am Ende wird deutlich gemacht, dass beide vergebens suchen, „sich zu finden, sich zu fassen“.
  • Warum dieser Strom so ein unüberwindliches Hindernis ist und ob er nicht eher für etwas anderes steht, was die beiden an Begegnung und Vereinigung hindert, bleibt offen.

Anmerkungen zur Strophe 3

Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.

  • Die dritte Strophe geht dann genauer auf die Trennungssituation ein.
  • Interessanterweise bleibt den beiden Liebenden nur ein „Stammeln“, was in einer Situation an einem Strom nicht gerade zielführend sein dürfte.
  • Von daher spricht einiges dafür, dass es hier auch andere Hindernisse zwischen den beiden Liebenden gibt.
  • Am Ende bleibt ihnen nichts als ihre „stummen Sehnsuchtswinke“ auszutauschen.
  • Das heißt, da gibt es nur Sehnsucht, die man sich gegenseitig irgendwie zeigen kann (wie zum Beispiel durch eine Rose, siehe Strophe eins) mehr ist nicht drin.

Anmerkungen zur Strophe 4

Leis, gespenstig, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre blassen Spiegelbilder.

  • Als Leser ist man dann nicht mehr sehr überrascht, wenn am Ende auch ein „wilder schwarzer Schwan“ auftaucht, wohl ein Symbol für ein negatives Ende dieser seltsamen Fernbeziehung.
  • Dazu passen auch die „blassen Spiegelbilder“, die jetzt auch noch ins Schwanken kommen.

Zusammenfassung

Insgesamt ein Gedicht

  • das von der Spannung lebt zwischen der großen Sehnsucht und den geringen Möglichkeiten, über die die beiden Liebenden anscheinend nur verfügen.
  • Was letztlich wirklich diese Distanz erzwingt, ob es reale Hindernisse sind oder innerliche, bleibt offen.
  • Einigermaßen sicher ist nur, dass am Ende keine positive Entwicklung stattfindet, eher das Gegenteil

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