Heine Wenn ich in deine Augen seh (Mat5612)

Worum es hier geht:

Im Folgenden wird ein Gedicht von Heine vorgestellt, das zunächst die Liebesbegegnung als federleicht und ganz natürlich wohltuend darstellt. Am Ende erfolgt – wie häufig bei Heine – der plötzliche Absturz, wenn es ernst wird mit der Liebe.

Tipps zur Interpretation:

Wenn ich in deine Augen seh,
So schwindet all mein Leid und Weh;
Doch wenn ich küsse deinen Mund,
So werd ich ganz und gar gesund.

  • Die erste Strophe beschreibt die positive Wirkung, die das wohl geliebte Gegenüber beim lyrischen Ich auslöst.
  • Die erste Wirkung entsteht beim Blick in die Augen:
    Alles „Leid und Weh“ verschwindet, von dem das lyrische Ich gequält wird.
  • Dann eine Steigerung: Wenn es zum Kuss kommt, wird das lyrische Ich „ganz und gar gesund“. Damit ist ein komplettes Gefühl gemeint, das alle Möglichkeiten einschließt.

Wenn ich mich lehn an deine Brust,
Kommts über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: Ich liebe dich!
So muss ich weinen bitterlich.

·      Die zweite Strophe setzt dann die positiven Entwicklungen fort, die mit bestimmten Formen der Annäherung verbunden sind.

·      Das Sich-Anlehnen an die Brust des Gegenübers führt zu „Himmelslust“, was man sicher leicht nachvollziehen kann. Denn jetzt nähert man sich nicht nur den Zeichen der Liebe, sondern den Stellen, die eben besondere Gefühle auslösen.

·      Dann am Ende  – typisch für viele Gedichte Heines der Absturz ins Gegenteil. Gerade dann, wenn das Maximum der Beziehung erreicht wird, nämlich die formale Liebesbekundung, muss das lyrische Ich weinen – und zwar nicht vor Glück, sondern „bitterlich“.

·      Hier kann man nur Vermutungen anstellen. Die einfachste Erklärung wäre, dass es sich sich hier um jemanden handelt, der eben keine wirkliche Liebe will. Stattdessen geht es ihm nur um vordergründige Befriedigung seiner Bedürfnisse.

·      Eine kompliziertere Erklärung wäre zum Beispiel, dass hier eine besondere Art von Beziehungsschwierigkeit oder gar Beziehungsunfähigkeit vorliegt. Das könnte damit zusammenhängen, dass es jemand gerade zu ernst meint mit dem, was zu Verbindlichkeit führt.

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