Anmerkungen zum Gedicht „Mir träumte wieder der alte Traum von“ von Heinrich Heine
Anmerkungen zu Strophe 1
Mir träumte wieder der alte Traum:
Es war eine Nacht im Maie,
Wir saßen unter dem Lindenbaum,
Und schwuren uns ewige Treue.
- Dieses Gericht gehört zu den Gedichten, die keine eigene Überschrift haben. Dann nimmt man einfach die erste Zeile für diesen Zweck.
- Die erste Strophe präsentiert einen offensichtlich immer wieder mal auftauchenden Traum des lyrischen Ichs.
- Es erinnert sich an eine Nacht im Mai, wo es wohl mit einer Partnerin unter einem Lindenbaum gesessen hat.
- Wichtig ist dann der Hinweis darauf, dass beide sich ewige Treue dabei geschworen haben.
- Es handelt sich also um eine ganz normale Situation in der Entwicklung einer Liebesbeziehung, weil beide Partner sich im Hinblick auf ihre Liebe auf Dauer festlegen.
- Eigentlich bedeutet das auch schon so eine Art Eheversprechen.
Anmerkungen zu Strophe 2
Das war ein Schwören und Schwören auf’s Neu’,
Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
Dass ich gedenk des Schwures sei,
Hast du in die Hand mich gebissen.
- In der zweiten Strophe erinnert sich das lyrische Ich an Details der damaligen Begegnung, wie sie für eine Liebes Beziehung typisch sind.
- Dabei taucht eine Besonderheit auf. Das geliebte Gegenüber hat sich damals nicht mit Schwüren begnüg, sondern das lyrische Ich auch in die Hand gebissen.
- Es ist sicherlich eine tolle Idee, anstelle von so etwas wie Blutsbrüderschaft hier einen einseitigen Biss und über eine entsprechende Verletzung gegebenfalls auch eine Narbe stattfinden zu lassen.
- Möglicherweise hat die Partnerin schlechte Erfahrungen gemacht mit solchen einfachen Liebesschwüren, vielleicht will sie wirklich etwas Dauerhaftes bei ihm hinterlassen, vielleicht ist es aber auch schon eine vorweggenommene Bestrafung für den Fall, dass die Schwüre nicht eingehalten oder auch nur vergessen werden.
Anmerkungen zu Strophe 3
O Liebchen mit den Aeuglein klar!
Liebchen schön und bissig!
Schwören in der Ordnung war.
Das Beißen war überflüssig.
- In der letzten Strophe wendet sich das lyrische Ich noch einmal an die Geliebte, betont ihre Schönheit, aber auch die Bissigkeit.
- Der Schluss ist nicht ganz klar.
- Er kann natürlich durchaus so verstanden werden, dass das Beißen wirklich in diesem Falle unnötig gewesen ist. Das würde bedeuten, dass das lyrische Ich auch so an die Geliebte ständig gedacht hat und natürlich auch an den Schwur.
- Heine ist dafür bekannt, dass er durchaus einen lockeren Umgang in Liebesdingen pflegte.
Die zwei letzten Zeilen könnten also auch bedeuten, dass das lyrische Ich die Situation und Entwicklung ironisch betrachtet – nach dem Motto: Das mit diesen Schwüren, was man hier so macht, war in Ordnung. Aber deine Idee, mich durch Beißen auf Dauer an dich zu binden, war überflüssig, weil ich auch das vergessen habe zumindest im Sinne des Schwurs.
Zusammenfassung:
- Als Leser wird man sich wohl damit abfinden müssen, dass die Aussage und Bedeutung des Gedichtes nicht ganz klar sind.
- Das macht aber letztlich nichts, weil es sich um einen „fiktiven“, also ausgedachten Text handelt, dem keine 1:1-Realität entsprechen muss.
- So kann man sich einfach daran erfreuen, wie humorvoll hier Heine mit wichtigen Dingen umgeht und wie er etwas auch offenlassen kann.
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