Worum es hier geht:
- Es geht um Interpretation,
- also etwas, was über die Analyse zum Beispiel eines Gedichtes hinausgeht.
- In diesem Fall soll in einer 2. Aufgabe das, was bei der inhaltlichen Analyse gefunden worden ist im Hinblick auf die typischen Themen der Epoche geprüft werden.
- Wir zeigen das an diesem Gedicht-Beispiel:
Die Ergebnisse der Analyse sind hier zu finden:
https://textaussage.de/wie-versteht-man-ein-gedicht-moeglichst-sicher-beispiel-novalis-armenmitleid
Aufgabenstellung
Nehmen Sie (unter Berücksichtigung der Unterrichtsergebnisse) Stellung zu der Frage, wie dieses Gedicht thematisch in die Epoche der Romantik eingeordnet werden kann.
Mögliche Lösung
Was im Unterricht behandelt worden ist, fasst dieses Video zusammen:
Kennzeichen der Romantik: Wie merkt man die sich ganz einfach?
Videolink
https://youtu.be/qKXRU_McwWY
Jetzt muss man sich das Gedicht, um das es geht, im Hinblick auf diese Themen anschauen und stellt dann fest:
Novalis
Armenmitleid
- Sag an, mein Mund, warum gab dir zum Sange
- Gott Dichtergeist und süßen Wohlklang zu,
- Ja wahrlich auch, dass du im hohen Drange
- Den Reichen riefst aus träger, stumpfer Ruh.
- Bedeutung der Poesie, die alles umfasst (Universalpoesie)
- eine geringere Rolle spielen gesellschaftliche Verhältnisse im Sinne des Gegensatzes von „arm“ und „reich“ – es geht in der Romantik eher gegen das sog. Philistertum.
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- Denn kann nicht Sang vom Herzen himmlisch rühren,
- Hat er nicht oft vom Lasterschlaf erweckt;
- Kann er die Herzen nicht am Leitband führen,
- Wenn er sie aus der Dumpfheit aufgeschreckt.
- Bedeutung des Gefühls
- Religiöse Anspielungen – durchaus im Sinne des Christentums („Laster“, „himmlisch“)
- „Herz“ als Sitz der Gefühle und auch der Sehnsucht
- „Dumpfheit“ ist das Gegenmodell zu Aufbruch bis hin zum Risiko, Sehnsucht, Wanderschaft
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- Wohlauf; hört mich, ihr schwelgerischen Reichen,
- Hört mich doch mehr noch euren innren Ruf,
- Schaut um euch her, seht Arme hilflos schleichen,
- Und fühlt, dass euch ein Vater nur erschuf.
- Sozialer Appell wie oben schon angedeutet eher selten
- „innerer Ruf“ = Gewissen -> Herz und Himmel (Glaube)
- „Vater“ = transzendente Ordnung
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So könnte man es ausformulieren:
- Das Gedicht spricht einige Kennzeichen der Romantik an:
- Gefühl
- Aufbruch
- Bedeutung der Poesie
- Transzendenz
- Es setzt aber mit dem sozialen Schwerpunkt einen eher ungewöhnlichen Akzent, der inhaltlich eher zum Sturm und Drang oder zum Vormärz passen würde.
- Dafür fehlt einiges, was doch für die Romantik recht zentral ist:
- Nacht-Tag-Dämmerung und die damit verbundenen Unschärfen und Rätsel
- aber sogar auch mögliche Bedrohungen
- die Bedeutung der Natur als Ort von Ruhe und Genesung
- das Wunderbare
- Rückgriff auf die angeblich harmonische Welt des Mittelalters
- Als Synthese könnte man sagen:
In gewisser Weise ist die Kritik am Spießbürger und seinem Drang nach Geld und Karriere verschoben worden in Richtung Faulheit, Müßiggang und Desinteresse am Schicksal anderer, was kritisiert wird.
Aus der Negativ-Folie des eigenen Wanderlebens (vgl. „Aus dem Leben eines Taugenichts“)
ist soziale Kritik geworden, was in der Romantik eher selten ist.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Romantik – Infos, Tipps und Materialien zu dieser Epoche der Literatur, bsd. auch Beispiele für Gedichtinterpretationen
https://textaussage.de/romantik-themenseite
— - Gedichte der Romantik – nach Themen geordnet Sammlung
https://textaussage.de/gedichte-der-romantik-thematisch
—
- Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos