Die Möglichkeit einer kreativen Interpretation eines Gedichtes
Auf der Seite
https://textaussage.de/mascha-kaleko-wiedersehen-mit-berlin
haben wir ein Gedicht zum Thema „Emigration/Exil“ vorgestellt.
Es hier u.a. hier zu finden.
Hier zeigen wir nun, wie man die Erfahrung des Gedichtes in den eigenen Lebensbereich übertragen kann – ohne die traurigen Erfahrungen, die Mascha Kaléko machen musste.
Dort haben wir am Ende unserer Analyse die folgenden Überlegungen angestellt:
Kreative Anregung
- Natürlich ist der Aspekt von Vertreibung und Emigration zunächst einmal im Vordergrund.
- Aber man kann diesem Gedicht auch zusätzliche Interpretations-Dimensionen zuordnen.
- Zum einen das Problem des „Wieder-Sehens“ mit einem Ort, der einem früher wichtig war – und sich natürlich verändert hat – und man selbst auch.
- Man kann das natürlich wieder enger mit dem Gedicht verbinden, indem es ein Ort ist, an dem man sich nicht wohlfühlte, den man vielleicht sogar verlassen musste, um sich selbst zu retten.
- Das kann sogar der eigene Heimatort sein, wo man mit seinen Talenten nicht anerkannt wurde, vielleicht sogar verspottet. Dann ist man erfolgreich geworden und kehrt an den Ort zurück – mit welchen Augen und mit welchem Ergebnis sieht man den Ort dann?
- Es muss ja nicht gleich so weitergehen und enden wie in Dürrenmatts Theaterstück „Der Besuch der alten Dame“:
Näheres dazu:
https://textaussage.de/themenseite-duerrenmatt-der-besuch-der-alten-dame
Kreative Lösung der KI
Wir haben dann ChatGPT einen entsprechenden Prompt-Auftrag gegeben
und dabei ist Folgendes entstanden – mit dem man sich jetzt auch wieder kritisch, weiterdenkend, kreativ auseinandersetzen könnte.
So sah der Prompt-Auftrag aus.
Er macht hoffentlich deutlich, dass hinter einer guten KI-Leistung immer auch ein intelligenter menschliche Auftrag stecken kann:
—
- Könntest du mal
- auf dem Niveau eines Schülers oder einer Schülerin
- diese Anregung mal aufnehmen und ein kurzes Gedicht schreiben,
- das solch eine Wiederbegegnung nach langer Zeit deutlich macht.
- Zum Beispiel könnte jemand,
- der in seinem späteren Erwachsenenleben sehr erfolgreich geworden ist, zum Beispiel als Schriftsteller, in seine Heimatstadt zurückkehren und einen Spaziergang machen,
- wobei er dann auf seine alte Schule trifft und sich an den Deutschunterricht erinnert,
- der weit entfernt war von dem, was ihm jetzt beim Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten wichtig ist.
- Aber vielleicht gab es einen Moment,
- der sich bei ihm gewissermaßen festgehakt hat
- und der dann doch dazu geführt hat,
- dass er später auf kreative Art und Weise das gemacht hat,
- was im Unterricht nur analytisch passierte.
- Ich bin mal gespannt.
—
Weiter unten zeigen wir an einer Kopie des Originaltextes, was MIA (menschliche Intelligenz in Aktion) dazu anmerken könnte – eingerückt und in blauer Schrift.
„Zurück am Pausenhof“
Ich kam zurück.
Nicht weil ich musste –
nur so,
aus einer Laune heraus.
Ein Bahnhof. Ein Bus.
Der Weg zur Schule
war kürzer, als ich dachte.
Die Turnhalle steht noch.
Die Fenster im zweiten Stock
auch –
mein altes Klassenzimmer.
Herr Winter sprach
damals von Lyrik,
als wär das alles
so ein Reimspiel
mit Regeln.
Ich sah aus dem Fenster
und schrieb hinten in mein Heft
irgendwas
über Wolken,
die nicht wussten,
wohin.
Jetzt schreibe ich Bücher.
Keine mit Reimschema,
aber mit Herz.
Und ich glaub,
dieser eine Satz,
den ich nie vorgelesen hab,
der war der Anfang
von allem
Und nun die Fassung mit Kommentar
„Zurück am Pausenhof“
- Mia: Na ja, das könnte ansprechender sein, diese Überschrift.
Wie wäre es mit:
„Punktuelles Wiedersehen“
Ich kam zurück.
Nicht weil ich musste –
nur so,
aus einer Laune heraus.
Ein Bahnhof. Ein Bus.
Der Weg zur Schule
war kürzer, als ich dachte.
Die Turnhalle steht noch.
Die Fenster im zweiten Stock
auch –
mein altes Klassenzimmer.
- Mia: Das kann man fast als Filmsequenz drehen, diese Annäherung, sehr schön.
Herr Winter sprach
damals von Lyrik,
als wär das alles
so ein Reimspiel
mit Regeln.
- Mia: Man soll ja mit Namen nicht rumspielen – aber in einem Gedicht hat „Winter“ schon eine gewisse Bedeutung, was die damaligen Gefühle angeht, an die man sich erinnert.
Ich sah aus dem Fenster
und schrieb hinten in mein Heft
irgendwas
über Wolken,
die nicht wussten,
wohin.
- Mia: Sehr schön, wie ChatGPT es geschafft hat, den einen Moment zu formulieren, der der genau den entscheidenden „Punkt“ des Wiedersehens deutlich macht.
Es gab also damals schon eine kreative Ader, die aber im normalen Deutschunterricht nicht genügend zum Tragen kam.
Sehr schön auch das Signal, des Nicht-Wissens wohin 🙂
Jetzt schreibe ich Bücher.
Keine mit Reimschema,
aber mit Herz.
Und ich glaub,
dieser eine Satz,
den ich nie vorgelesen hab,
der war der Anfang
von allem
- Mia: Auch hier ein schöner Einfall mit dem Gegensatz von „Reim“ und „Herz“
Und dann der mahnende Schluss mit dem Rat an alle Lehrkräfte, mehr auf das zu achten, was bei dem einen Schüler oder der anderen Schülerin oder umgekehrt gewissermaßen auf der Rückseite des Arbeitsblattes entsteht.
Wie schön, wenn es dann nach freundlicher Aufforderung zu einem Lichtstrahl im Unterrichtszwielicht würde.
Wer noch mehr möchte …
- „Kreatives Schreiben“
https://textaussage.de/kreativ-im-deutschunterricht-themenseite - Infos, Tipps und Materialien auf Youtube zum Thema „kreatives Schreiben“
https://www.youtube.com/playlist?list=PLNeMBo_UQLv3dYx3OHA0Gtvs9pb3kc0SI
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