Wie vermeidet man bei der Analyse von Sachtexten einfache Wiedergabe und sorgt für ausreichend Abstand? (Mat5909)

Worum es hier geht:

  • Viele Schülis fragen sich, wie mache ich das eigentlich bei der Analyse?
  • Da ist der Text – wir gehen hier erst mal von Sachtexten aus, also zum Beispiel einem Zeitungsartikel.
  • Man hat ihn auch verstanden.
    Aber wenn man das einfach so hinschreibt, heißt es „Paraphrase“ = zu direkte Wiedergabe:
    Es ist eigentlich das Gleiche, was schon da steht, nur in eigenen Worten.
  • Wie macht man das also, dass man mehr bietet.
    Nämlich, dass man den Text durchschaut?
    Das heißt: Was macht der Autor da eigentlich? Was will er mit dem Satz oder dem Abschnitt erreichen?
  • Das Geheimnis heißt: Inhalt mit Funktion verbinden.
    Die Funktion markieren wir in dem folgenden Beispiel immer rot.

Beispiele:

Auf der Seite
https://www.einfach-gezeigt.de/schaefer-idefix-schluss-mit-pessimismus
geht es zum Beispiel darum, wie man jungen Menschen Mut für die Zukunft machen kann.
Auch wenn die manchmal als schwierig beschrieben wird.

Der Text beginnt zum Beispiel so (in kursiver Schrift) und wir zeigen, wie man ihn richtig in der Analyse präsentiert – nämlich so, dass man zeigt, dass man ihn „durchschaut“ hat.

„Als junger Mensch kann einem wahrlich Angst und Bange werden, wenn man die Äußerungen in Presse und Rundfunk vernimmt. In Südeuropa ist fast jeder zweite unserer Generation ohne Job, in Frankreich sieht es kaum besser aus und selbst in der geschonten Bundesrepublik erlauben die Zahlen und Prognosen keinen großen Optimismus. Wir sind die ausgebeutete Generation Praktikum, die verlorene Generation der Wirtschaftskrise, wir sind die Zweifelnden, die Enttäuschten, wir haben nicht einmal mehr die Kraft uns zu empören. Welch ein Unglück in diesen Zeiten jung zu sein. Wie wohl behütet war hingegen das Leben unserer Eltern in den seligen Boomjahren des Wirtschaftswunders. Wer, so wie ich, 25 Jahre alt ist, für den scheint nur noch eine Losung zu gelten: No future.“
https://www.freitag.de/autoren/idefix/schluss-mit-dem-pessimismus

Als erstes zerlegt man den Text in seine Bestandteile:

  1. „Als junger Mensch kann einem wahrlich Angst und Bange werden, wenn man die Äußerungen in Presse und Rundfunk vernimmt.
    • Der Text beginnt mit der Feststellung, dass man als junger Mensch Angst bekommen kann bei dem, was man in den Medien vorfindet.
  2. In Südeuropa ist fast jeder zweite unserer Generation ohne Job, in Frankreich sieht es kaum besser aus und selbst in der geschonten Bundesrepublik erlauben die Zahlen und Prognosen keinen großen Optimismus.
    • Begründet wird das mit Hinweisen auf die schlechten Jobchancen in Südeuropa, in Frankreich und sogar in Deutschland.
  3. Wir sind die ausgebeutete Generation Praktikum, die verlorene Generation der Wirtschaftskrise, wir sind die Zweifelnden, die Enttäuschten, wir haben nicht einmal mehr die Kraft uns zu empören.
    • Daraus wird die Schlussfolgerung gezogen, dass es aktuell eine „ausgebeutete Generation Praktikum“  gebe, die in der Wirtschaftskrise wenig Chancen habe und vor lauter Enttäuschung jede Antriebskraft verlieren.
  4. Welch ein Unglück in diesen Zeiten jung zu sein.
    • Das wird dann in einer Art Klage zusammenfasst, die das Jung-Sein als Unglück bezeichnet.
  5. Wie wohl behütet war hingegen das Leben unserer Eltern in den seligen Boomjahren des Wirtschaftswunders.
    • Es folgt ein Rückblick auf das angeblich „behütete“ Leben der Eltern in der Zeit eines früheren Wirtschaftswunders.
  6. Wer, so wie ich, 25 Jahre alt ist, für den scheint nur noch eine Losung zu gelten: No future.“
    • Die eigene Situation wird im Alter von 25 Jahren vom Autor zusammengefasst unter dem Motto: „No future“.

Einfach selbst mal ausprobieren oder sich eine entsprechende Analyse vornehmen. Da schaut man sich einfach an, wie der Autor das gemacht hat – und wenn man das dann nachahmt, hat man es bald drauf.

Hier gibt es zum Beispiel eine Übersicht über Sachtexte mit Analysen:
https://textaussage.de/sammlung-sachtexte-deutschunterricht

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