Lesetagebuch zum Roman „Schöne Neue Welt“ von Aldous Huxley (Mat8314-lt-kap1)

Worum es hier geht:

Schon seit langem gibt es diese Lesetagebücher. Das Schöne daran ist: Man muss als Schüli nicht gleich analysieren oder interpretieren. Vielmehr kann man das tun, was jeder normale Mensch tut, wenn er ein Buch liest. Er lässt sich (bei literarischen Texten) mehr oder weniger gut unterhalten. Und wenn er Lust dazu hat, macht er sich Notizen und spricht mit anderen über seine Erfahrungen.

Das kann eine sehr schöne Abwechslung sein in einem Deutschunterricht, der sehr von kalter und strenger Analyse bestimmt ist.

Wir fangen einfach mal an und erklären dabei an der einen oder anderen Stelle, was wir da eigentlich machen – und was man bei einem anderen Roman auch machen oder noch verbessern könnte.

Die Ausgabe, die wir verwenden, ist eine EBook-Ausgabe, weil man darin wunderbar etwas suchen kann.

Wenn man aus dem Roman eine Textstelle – z.B. das Inhaltsverzeichnis – rauskopiert, wird automatisch der folgende Quellenverweis angehängt, den wir hier auch nutzen:

Schöne Neue Welt: Ein Roman der Zukunft (Fischer Klassik Plus) von Aldous Huxley
https://amzn.eu/hhY4x6m

Bei Amazon wird die entsprechende Seite aktuell unter  der folgenden URL angezeigt:
https://www.amazon.de/dp/B00COWO6UW?ref_=k4w_ss_details_rh

Natürlich gibt es auch noch andere Anbieter, die man leicht im Internet findet.

Wichtig für die Textausgabe in deutscher Sprache ist natürlich die Übersetzerin Uda Strätling.

Grundsätzlich:

Das Schöne an einem Lesetagebuch, man muss nicht irgendein Programm abarbeiten – man notiert sich einfach etwas zu den Stellen, die einem auffallen. Daraus können sich interessante Diskussionen im Unterricht oder auch privat ergeben.

Anmerkungen zum Motto

Unser Lesetagebuch orientiert sich an den folgenden Teilen, die im Inhaltsverzeichnis des EBooks so aufgelistet werden:

  • [Motto]
    • Der Verfasser, Nicolai Alexandrowitsch Berdiajew, ein russischer Philosoph, der 1948 in Paris gestorben ist, verweist am Anfang darauf, dass Utopien, also Zukunftsromane, „viel realistischer zu sein“ scheinen, „als man früher dachte.“
    • Er wendet sich dann einer „viel beängstigenderen Frage“ zu, nämlich wie wir die „endgültige Verwirklichung verhindern“ können.
    • Er sieht also eine allgemeine Entwicklung in Richtung Verwirklichung solcher Utopien.
    • Dann aber macht er einen Sprung, der nicht der allgemeinen Entwicklung entspricht: Er hofft nämlich, dass die „Intellektuellen und die gebildete Klasse davon träumen, wie man Utopien vermeiden und zu einer nicht-utopischen, weniger „perfekten“ und freieren Gesellschaft zurückkehren kann.“
    • Angesichts mancher Entwicklungen der Gegenwart (2023/24) fragt man sich, wie sie sich dieser Entwicklung entgegenstellen sollen, wenn sie doch festzustellen ist.
    • Dazu kommt die Frage, ob die Intellektuellen nicht von den wirklich Mächtigen in der Welt  in deren Sinne gesteuert werden können und werden.
    • Man denke hier an die immer schon vorhandenen Möglichkeiten der Propaganda, die durch die neuen technischen Möglichkeiten, aber auch die Zusammenballung von unglaublich viel Reichtum, viel leichter und effektiver eingesetzt werden können.
      Vergleiche hierzu die Seite:
      https://textaussage.de/nudging-framing-kognitive-kriegsfuehrung

Kapitel I S. 7-25

Gleich am Anfang: nNegative Atmosphäre
    • Interessant an der ersten Seite ist, wie negativ gleich das Gebäude und der Raum beschrieben wird.
      • „Ein grauer, gerade mal vierunddreißigstöckiger Klotz“
      • „Kalt starrte, trotz des Sommers hinter den Scheiben, trotz der tropischen Hitze im Raum selbst, ein dürres, hartes Licht zu den Fenstern herein, suchte nach drapierten Gliederpuppen, nach der bleichen Gänsehaut erforschter Körper, fand aber nur Glas, Nickel und das kahl schimmernde Porzellan eines Labors.“
      • „Die Overalls der Laborkräfte waren weiß, ihre Hände von fahlem, leichenfarbenem Gummi umschlossen. Das Licht war gefroren, tot, ein Gespenst.“
      • Die einzige Einschränkung macht dann deutlich, dass das auch nichts mit Menschlichkeit und wirklichem, natürlichem Leben zu tun hat:
        „Nur den gelben Tuben der Mikroskope entlehnte es ein wenig Leben, legte sich Strich um satten Strich wie Butter auf die Röhren der langen, blanken Batterie auf den Labortischen.“
Der Prozess der künstlichen Herstellung von Menschen („Fertisilation“)
    • Ausführlich wird der Prozess der Herstellung von Menschen, ganz natürlich aus Eizellen und Spermien, die aber künstlichen Prozessen unterzogen werden, die zwei Auswirkungen haben:
      • Zum einen gibt es eine Menge eineiige Zwillinge
      • zum anderen – und das ist das Erschreckende – werden die Menschen in sogenannte „Kasten“ aufgeteilt. Die Alphas und die Betas dürfen sich biologisch ganz normal entwickeln, werden aber mental stark beeinflusst.
      • Am ärmsten dran sind die drei unteren Kasten, die Gammas, die Deltas und schließlich die Epsilons. Die werden in ihrer biologischen Entwicklung gezielt runterentwickelt vom normalen Stand. Damit bleiben sie geistig zurück und auch körperlich und werden hinterher einfach nur noch als Arbeiter missbraucht.
      • Das heißt: Etwas, was es in der Realität der Menschheitsgeschichte immer schon gegeben hat, aber eher durch die Umstände bedingt (Vorteile in Ernährung und medizinischer sowie kultureller Versorgung), wird jetzt gezielt eingesetzt. Das ist natürlich ein maximaler Verstoß gegen die allgemeinen Menschenrechte.
    • Ein Schlüsselzitat findet sich auf S. 18 des EBooks (die Seitenangaben können etwas abweichen, aber im EBook kann man ja suchen ;-).
      • Einer der Leiter der künstlichen Entwicklung der Embryonen, Mr. Foster ist glücklich darüber, dass wie „endlich aus der Sphäre lediglich sklavischer Nachahmung der Natur in die sehr viel interessantere der menschlichen Intervention“ treten.
      • Die besteht aus den beiden Stufen:
        • „prädestinieren“ (biologisch beeinflussen) und
        • „konditionieren“ (mental beeinflussen).
      • Ganz offen erklärt dieser Mr. Foster: „Es geht nichts über Sauerstoffmangel, wenn man einen Embryo unterdurchschnittlich halten will“. Man muss sich das mal überlegen und es dabei mit den „normalen“ Entwicklungszielen bei Kindern vergleichen.
      • Dann wird es noch brutaler:
        „‚Je niedriger die Kaste‘, erklärte Mr Foster, ‚desto weniger Sauerstoff.'“ Als erstes Organ wurde das Gehirn affiziert. Dann der Knochenbau. Bei siebzig Prozent der normalen Sauerstoffzufuhr kamen Zwerge heraus. Bei weniger als siebzig Prozent augenlose Monster.Und hier dann die Endstufe der Menschenverachtung: „‚Die uns rein gar nichts nützen‘, schloss Mr Foster.“
        Es sind also nur Nützlichkeitserwägungen, die diese Leute eine bestimmte Grenze der Negativ-Entwicklung beachten lassen.
    • Den Übergang von der biologischen Beeinflussung zur mentalen erklärt der Direktor so:
      • „‚Wir konditionieren sie darauf, viel Hitze zu vertragen‘, schloss Mr Foster.
      • ‚Die Kollegen oben werden sie lehren, sie zu lieben.‘
      • ‚Und genau das‘, merkte der Direktor geschwollen an, ‚ist das Geheimnis von Tugend und Glück – zu lieben, was man tun muss. Darauf zielt alle Konditionierung ab: den Menschen ihre unentrinnbare soziale Bestimmung genehm zu machen.'“
      • Auf gut deutsch:
        Sie formen die Menschen nicht nur so, wie sie sie haben wollen – unabhängig von ihren Interessen, sondern sie bringen sie auch noch dazu, diesen Zustand zu lieben. In diesem System sind die Menschen völlig den Plänen der Oberen ausgeliefert.

Wir setzen das hier noch fort – bitte etwas Geduld.

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