Anmerkungen zur Fabel „Die Esel“ von Lessing (Mat4498)

Zum Inhalt der Fabel

  1. In der Fabel geht es um eine Klage der Esel, die sich an den griechischen Obergott Zeus wenden.
  2. Sie wollen von den Menschen nicht mehr ohne Grund geschlagen werden.
  3. Zeus sieht keine Möglichkeit, den Menschen klarzumachen, dass die Langsamkeit der Esel natürliche Gründe hat und nicht auf Unwilligkeit beruht.
  4. Deshalb verschafft er Ihnen ein dickes Fell, das die Schmerzen lindert und die schlagenden Menschen schnell ermüden lässt.
  5. Am Ende bedanken sich die Esel für diese kluge Lösung des Problems.

Übertragung auf den Menschen

  1. Spannend ist die Frage,
    1. was das für Menschen bedeutet, die von anderen misshandelt werden.
    2. Wenn man die Fabel ernst nimmt, geht es nicht um eine Veränderung des Verhaltens des Angreifers, sondern um etwas Vergleichbares wie die Dickfälligkeit der Esel.
    3. Die kommt bei Menschen natürlich nicht als Geschenk irgendeines Gottes, sondern die muss man sich wohl selbst ausdenken, erarbeiten, angewöhnen.
  2. Darüber kann man sicherlich sehr gut diskutieren.

Tipps zur Diskussion der Fabel und ihrer Moral

Eine kleine Hilfe dabei könnte erst mal sein,

    1. dass man sich Situationen unterschiedlicher Art ausdenkt, bei denen es tatsächlich in der Hand des Angegriffenen liegt, seine Schmerzen zu vermindern und den Angreifer ermüden zu lassen.
    2. Ein konkretes Beispiel könnte sein, dass man lernt, nicht jede übergriffige Bemerkung eines anderen sofort als Angriff zu verstehen, sondern auszukontern.
      1. Häufig reicht schon die scheinbare Bejahung des Vorwurfs.
      2. So soll mal ein Lehrer den Vorwurf,
        er hätte vormittags recht und nachmittags frei
        mit einer mit der Frage gekontert haben: „Warum hast du denn den Beruf des Lehrers nicht gewählt?
      3. Eine andere Möglichkeit wäre die Frage, ob der andere vielleicht häufiger mal angerufen werden möchte, wenn man als Lehrer nachmittags, abends, vielleicht sogar in der Nacht oder auch am Wochenende arbeitet.

Hier nun noch die Fabel in gegliederter Form, die das Lesen erleichtert

Lessing,

Die Esel,

  1. „Die Esel beklagten sich bei dem Zeus,
    1. dass die Menschen mit ihnen zu grausam umgingen.
    2. Unser starker Rücken, sagten sie, trägt ihre Lasten, unter welchen sie und jedes schwächere Tier erliegen müssten.
    3. Und doch wollen sie uns, durch unbarmherzige Schläge, zu einer Geschwindigkeit nötigen, die uns durch die Last unmöglich gemacht würde, wenn sie uns auch die Natur nicht versagt hätte.
    4. Verbiete ihnen, Zeus, so unbillig zu sein, wenn sich die Menschen anders etwas Böses verbieten lassen. Wir wollen ihnen dienen, weil es scheinet, dass du uns darzu erschaffen hast; allein geschlagen wollen wir ohne Ursach nicht sein.
  2. Mein Geschöpf, antwortete Zeus ihrem Sprecher,
    1. die Bitte ist nicht ungerecht;
    2. aber ich sehe keine Möglichkeit, die Menschen zu überzeugen, dass eure natürliche Langsamkeit keine Faulheit sei.
    3. Und so lange sie dieses glauben, werdet ihr geschlagen werden. –
    4. Doch ich sinne euer Schicksal zu erleichtern. – Die Unempfindlichkeit soll von nun an euer Teil sein; eure Haut soll sich gegen die Schläge verhärten, und den Arm des Treibers ermüden.
  3. Zeus, schrien die Esel, du bist allezeit weise und gnädig! – Sie gingen erfreut von seinem Throne, als dem Throne der allgemeinen Liebe.

Wer noch mehr möchte …