Ludwig Uhland, „Freie Kunst“ – ein Gedicht, das Mut macht, sich poetisch zu betätigen (Mat5769)

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird ein Gedicht aus der Zeit der Romantik, das vor allem Mut machen will, sich poetisch zu betätigen.

Zu finden ist es u.a. hier.

Ludwig Uhland

Freie Kunst

  1. Singe, wem Gesang gegeben,
  2. In dem deutschen Dichterwald!
  3. Das ist Freude, das ist Leben,
  4. Wenn’s von allen Zweigen schallt.
  • Die Überschrift verbindet nur die Kunst mit dem Wort frei. Was damit genau gemeint ist, bleibt erst mal offen.
  • Die erste Strophe enthält dann zunächst eine Aufforderung, an alle, denen Gesang gegeben ist. Grundsätzlich geht es also um ein Talent, das man mitbekommen hat. Wie das genau aussieht und ob man es auch erwerben kann, bleibt offen.
  • Stattdessen wird nur eine Wunschvorstellung präsentiert, dass nämlich auf diese Art und Weise überall Freude und Leben verbreitet werden kann.
  • Verbunden wir das mit einer typisch romantischen Vorstellung, die auf den Wald und Seine singenden Bewohner (Vögel) zurückgreift.
  1. Nicht an wenig stolze Namen
  2. Ist die Liederkunst gebannt;
  3. Ausgestreuet ist der Samen
  4. Über alles deutsche Land.
  • Diese Strophe verweist darauf, dass die „Liederkunst“ nicht nur wenigen Genies gegeben ist, sondern überall in Deutschland zu finden ist.
  1. Deines vollen Herzens Triebe,
  2. Gib sie keck im Klange frei!
  3. Säuselnd wandle deine Liebe,
  4. Donnernd uns dein Zorn vorbei!
  • Hier die dann daraus folgende Ermutigung, rauszuhauen, was einen umtreibt.
  • Die Spannweite geht von der Liebe bis zum Zorn.
  1. Singst du nicht dein ganzes Leben,
  2. Sing doch in der Jugend Drang!
  3. Nur im Blütenmond erheben
  4. Nachtigallen ihren Sang.
  • Eine weitere Ermutigung, sich auf die Jugendzeit zu konzenterieren, so wie auch der Idealvogel des Gesangs es zu einer bestimmten Zeit tut.
  1. Kann man’s nicht in Bücher binden,
  2. Was die Stunden dir verleihn:
  3. Gib ein fliegend Blatt den Winden!
  4. Muntre Jugend hascht es ein.
  • Noch eine Ermutigung, kein ganzes Buch zu wollen.
  • Es reicht auch ein „fliegend Blatt“,
  • Das schon von den richtigen Leuten aufgenommen wird.
  1. Fahret wohl, geheime Kunden,
  2. Nekromantik, Alchimie!
  3. Formel hält uns nicht gebunden,
  4. Unsre Kunst heißt Poesie.
  • Hier eine Zurückweisung von Geheimwissenschaften.
  • Man selbst hält sich an keine Formeln,
  • Man leistet sich einfach Poesie als Kunst.
  1. Heilig achten wir die Geister,
  2. Aber Namen sind uns Dunst;
  3. Würdig ehren wir die Meister,
  4. Aber frei ist uns die Kunst!
  • Hier geht das lyrische Ich noch mal auf die großen Geister oder auch Meister ein.
  • Sie werden geehrt, aber man selbst will und soll sich auch die Freiheit zur eigenen Kunst nehmen.
  1. Nicht in kalten Marmorsteinen,
  2. Nicht in Tempeln, dumpf und tot:
  3. In den frischen Eichenhainen
  4. Webt und rauscht der deutsche Gott.
  • Dann noch eine weitere Abgrenzung:
  • Das Wesentliche der Kunst liegt nicht in irgendwelchen Denkmälern,
  • Sondern in der Natur,
  • Dort „rauscht“ der Gott. Das erinnert an die Idee vom Menschen als „alter deus“, als einem zweiten Gott.
  • Die Betonung „der deutsche Gott“ muss man aus der Zeit verstehen und sollte man nicht aus heutiger Sicht beurteilen.

Insgesamt ein Gedicht oder auch Lied, das einfach Mut machen will, das poetische rauszulassen, was in einem ist.

Vergleichsmöglichkeit:

Weitere Infos, Tipps und Materialien