Meret Gut, „Sehnsucht“- Versuch einer Wiederbelebung der Romantik in heutiger Zeit (Mat4500)

Worum es hier geht

Romantik als extremes Gefühl der unbedingten Hingabe an etwas Größeres ist nicht nur eine Angelegenheit der klassischen Epoche der Romantik zwischen Novalis und Eichendorff. Es gibt immer wieder Menschen, die so sind und dann auch auf Motive früherer Zeiten zurückgreifen.

Von der Schweizer Schriftstellerin Meret Guth gibt es ein interessantes Gedicht, das bereits im Titel einen Anklang an frühere Zeiten enthält.

Schauen wir es uns mal genauer an:

Check des Gedichtes

  1. Das Gedicht hat schon im Titel viel Ähnlichkeit mit einem Gedicht von Eichendorff, auch wenn es aus der heutigen Zeit stammt.
  2. Gleich am Anfang Motive der Romantik genug: „Mondsichel“, „Sterne“, „Himmel“. Dann auch noch „Sonnenaufgang“, „Berge“ und vor allem „Dunst“ – also dieses Zwischenstadium zwischen Helligkeit und Undurchsichtigkeit, auch wenn es nicht ganz der „Dämmerung“ der Romantiker vor 200 Jahren entspricht.
  3. Aber die Sterne „narren“ auch, über sich fühlt das lyrische Ich eine „Wüste“, aber dann wieder „Singen“ und „Vergangenheit“.
  4. Dann aber stellt sich heraus, dass der Tag nicht von selbst kommt, sondern man ihn gewissermaßen aus eigener Kraft herstellen muss.
  5. Es gibt zwar eine Riesen-Sehnsucht, aber, dass das lyrische Ich seinen Körper nicht mehr halten kann, klingt doch etwas komisch.
  6. Auch die „prall gefüllte Blume am Morgen“, die aufplatzt, passt nicht zu den großen Romantikern früherer Zeiten.
  7. Diese besondere Art von Selbst-Auflösung endet dann in einer Hingabe, die irgendwie kein Objekt hat, denn nicht einmal die „Fußspuren“ des anscheinend geliebten Menschen sind gefunden worden.
  8. „Todesmutig“ ist dann allerdings eine Haltung, die der früheren Romantik mehr entspricht als aller Candle-light-Zauber, der heute inszeniert wird. Denn früher war es nicht die kurze Gefühligkeit, die zählte, sondern die wirklich komplette Hingabe an etwas Größeres mit der Bereitschaft der Akzeptanz des eigenen Untergangs.
  9. Das „Mosaik von Farben und Licht“ ist dann wieder etwas irritierend, wenn man an Aufplatzen denkt.

Zusammenfassung

  • Insgesamt ein Gedicht,
    • das wohl wirklich versucht, Sehnsucht nach einem anderen Menschen auf originelle Weise auszudrücken.
    • Aber alles hängt irgendwie in der Luft oder passt auch nicht ganz.
    • Man könnte dieses Gedicht allenfalls verteidigen, wenn man es einfach als Absicht und große Leistung verstehen will, das Durcheinander der eigenen Gefühle durch Authenzität, weniger durch Kunst zu präsentieren.

Wer noch mehr möchte …