Modernisierung eines Barockgedichtes – Gryphius, „Es ist alles eitel“ (Mat6078)

Worum es hier geht:

Im Folgenden versuchen wir mal den Inhalt eines Barockgedichts in die heutige Zeit zu übertragen.

Es handelt sich dabei um eine schnelle Lösung, die zeigen soll, dass man sich durchaus an eine solche Aufgabe wagen kann.

Eine sehr viel aufwändigere Sache wäre es, das Gedicht auch von der Sache her viel erkennbarer in die heutige Zeit zu übertragen.

Ansätze dazu sind da, wenn etwa „Wiese“ durch „Wüste“ ersetzt wird.

Zur Zeit von Gryphius war eine Wiese eben etwas, was dem Menschen direkt kein Überleben sicherte, deshalb haben wir es hier durch Wüste ersetzt. Da ist das für heutige Menschen viel klarer.

Und statt des idyllischen Herdenbildes mit spielendem Kind haben wir an Kinder gedacht, die verzweifelt in Trümmern nach Essbarem suchen.

Auch die etwas drastisch wirkende Schlusszeile ist mit Absicht so formuliert worden, weil es zum einen diese Wendung gibt „dafür interessiert sich kein Schwein“ (ohne damit diese kluge Tiergattung beleidigen zu wollen). Andererseits wird dadurch deutlich, dass das Gedicht wohl aussagen soll, dass ein Mensch, der sich nicht für Höheres interessiert, eben auf die Stufe des Tieres herabsinkt – natürlich nur in einem übertragenen Sinne.

Das kann man wie gesagt noch ausbauen.

Von daher soll das hier nur als Anregung und Ermutigung verstanden werden.

Andreas Gryphius

Es ist alles eitel

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;

Was jetzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder find’t!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.

Hilfen zum Verständnis dieses „alten“ Gedichtes

Ein paar Hilfen, um das Gedicht zu verstehen, gibt es auf dieser Seite:

https://www.endlich-durchblick.de/hilfen-im-fach-deutsch/hilfen-zu-gedichten/gryphius-es-ist-alles-eitel/

 

Versuch einer Modernisierung

Lars Krüsand,

Andreas Gryphius,  Es ist alles eitel – wie man es heute sagen könnte

Ganz gleich, wohin du schaust, nirgends ist was von Dauer.
Der eine baut was auf, der andere reißt es ein.
Wo jetzt Millionen wohnen, wird eine Wüste sein.
Nur Trümmer, keine Nahrung, nur Hunger gibt es noch.

Selbst was zum Himmel ragt, Zerstörung droht auch ihm.
Und wo noch Stolz und Pracht, wird bald auch Elend sein.
Nichts bleibt von allem hier, so hoch es auch mag stehn.
Das Glück, das wir noch spüren, wird krachend pleite gehen.

Selbst wer im Guiness steht, das Buch wird auch vergehn.
Was bleibt denn dann von uns, sind Menschen auch ein Nichts?
Wir glauben an so viel – und doch scheint alles nichts.

Alles nur Vorhang, dahinter find sich nichts
Als eine Ahnnung nur von Glanz, die schon verschwunden ist.
Was ewig könnte sein, drum kümmert sich kein Schwein.

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