Schiller, Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen – Gesamtüberblick (Mat6065)

 

Schiller, Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen – GesamtüberblickWir präsentieren hier ein Schaubild, das einen guten Überblick gibt, über das, was Schiller in seinen Briefen der Kunst zutraut.Anmerkungen zu diesem Schaubild:

  1. Fangen wir unten an:
    Hintergrund für diese Vorstellung

    1. von der gewissermaßen heilenden Kraft der Kunst und besonders der Literatur und bsd. ihrer Schönheit ist das Erschrecken über den Terror während der Französischen Revolution.
    2. Schiller zog daraus die Konsequenz, dass die Menschen noch nicht reif waren für eine so grundsätzliche Veränderung in Richtung Demokratie und Freiheit.
    3. Außerdem sah Schiller natürlich die Entwicklung von dem klassischen Idealbild der Kultur und Lebensweise der alten Griechen.
    4. Während diese noch in Ganzheit leben konnten – in der Harmonie von Gefühl und Vernunft, hatte die Weiterentwicklung der menschlichen Zivilisation zu einer immer stärkeren Aufspaltung (Ausdifferenzierung) des menschlichen Lebens geführt.
    5. Die Kultur als die ausgeprägte Vernunft-Lebensweise einer kleinen Schicht von Menschen führte zu einer doppelten Unterwerfung,
      1. zum einen der Unterdrückung der Gefühle aller Menschen
      2. zum anderen der breiten Masse der Menschen.
    6. Schiller glaubte nun, dass die Schönheit, vor allem der Kunst, die Menschen zur Ganzheit zurückführen könnte.
      1. Die Triebe der Menschen, ihre Bedürfnisse sollten durch die „schwellende“ Schönheit infragegestellt und dann zurückgebunden werdenn,
      2. die „energische“ Schönheit sollte dann eine veredelnde Aufbauarbeit leisten.
    7. Das sollte den Menschen zur Freiheit führen, wobei die Vorstellung des Spiels eine große Bedeutung hatte. Für Schiller war der Mensch eigentlich nur da richtig Mensch, wo er „spielte“ – und zwar in einem sehr ursprünglichen Sinne.
    8. Ziel war die Entwicklung sowohl der Menschen als auch der Gesellschaft vom natürlichen Ausgangszustand über den durch die Schönheit erreichten ästhetischen Zustand hin zu einem moralischen Zustand
    9. fast eine Art Paradies von Erden, ein sowohl ästhetischer wie auch moralischer Staat.
    10. Man merkt hier deutlich, dass es sich um Idealismus handelt, also eine gedankliche Konstruktion, die von einem idealisierten Griechenland ausgeht und einen Anspruch darstellt. Die Wirklichkeit zeigt – bisher zumindest – dass der Mensch sehr viel mehr aus krummem Holz geschnitzt ist (wie die alten Griechen es schon formulierten) und die Kunst die Menschen auch nicht unbedingt bessert. Aber auf jeden Fall hilft die Kenntnis von Schillers Gedankengebäude, die deutsche Klassik und ihre Werke besser zu verstehen. Ob da noch mehr drin ist, muss jeder Mensch für sich entscheiden – genauso wie jede Gemeinschaft.

Siehe auch:

Lese-Tipp: Auszug aus der Schiller-Biografie von Peter-André Alt zu Schillers Briefen „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“

https://textaussage.de/lesetipp-auszug-peter-andre-alt-schiller-biografie-ueber-die-aesthetische-erziehung

Siehe auch eine genauere Betrachtung des 6. Briefes:

https://textaussage.de/schnell-durchblicken-friedrich-schiller-ueber-die-aesthetische-erziehung-des-menschen-sechster-brief

Die Enttäuschung Schillers über die Entwicklung der Französischen Revolution
wird in dem Auszug aus einem Brief an den Herzog von Augustenburg deutlich. Der wird hier näher vorgestellt:
https://textaussage.de/schiller-ueber-problem-der-franzoesischen-revolution