Schiller über Problem der Französischen Revolution als Voraussetzung für die Idee der Ästhetischen Erziehung (Mat5192)

Worum es hier geht:

Schiller hat die Idee entwickelt, die Menschen durch ein besonderes Programm der „Ästhetischen Erziehung“ gewissermaßen heraufzubilden.

Genauer sind wir darauf auf der folgenden Seite eingegangen:

Warum Schiller dieses Konzept entwickelte, wird wird gut in einem Brief an den Herzog von Augustenburg deutlich.

https://www.friedrich-schiller-archiv.de/briefe-schillers/an-herzog-v-augustenburg/schiller-an-den-herzog-v-augustenburg-13-juli-1793/

Hier ein paar Auszüge, die wir noch genauer vorstellen werden:

„Ich möchte nicht gerne in einem andern Jahrhundert leben, und für ein anderes wirken.

[…]

Wäre das Faktum wahr, – wäre der außerordentliche Fall wirklich eingetreten, daß die politische Gesetzgebung der Vernunft übertragen, der Mensch als Selbstzweck respektiert und behandelt, das Gesetz auf den Thron erhoben, und wahre Freiheit zur Grundlage des Staatsgebäudes gemacht worden, so wollte ich auf ewig von den Musen Abschied nehmen, und dem herrlichsten aller Kunstwerke, der Monarchie der Vernunft, alle meine Thätigkeit widmen. Aber dieses Faktum ist es eben, was ich zu bezweifeln wage. Ja, ich bin soweit entfernt, an den Anfang einer Regeneration im Politischen zu glauben, daß mir die Ereignisse der Zeit vielmehr alle Hoffnungen dazu auf Jahrhunderte benehmen.

Hier macht Schiller deutlich, dass er sogar bereit wäre, seine literarische Tätigkeit aufzugeben, um an einer Besserung der politischen Verhältnisse mitzuwirken.

Dass das aber möglich ist, daran zweifelt er, nachdem er gesehen hat, was aus der Französischen Revolution geworden ist.

[…]

Der Versuch des französischen Volks, sich in seine heiligen Menschenrechte einzusetzen, und eine politische Freiheit zu erringen, hat bloß das Unvermögen und die Unwürdigkeit desselben an den Tag gebracht, und nicht nur dieses unglückliche Volk, sondern mit ihm auch einen beträchtlichen Theil Europens, und ein ganzes Jahrhundert, in Barbarey und Knechtschaft zurückgeschleudert. Der Moment war der günstigste, aber er fand eine verderbte Generation, die ihn nicht werth war, und weder zu würdigen noch zu benutzen wußte. Der Gebrauch, den sie von diesem großen Geschenk des Zufalls macht und gemacht hat, beweist unwidersprechlich, daß das Menschengeschlecht der vormundschaftlichen Gewalt noch nicht entwachsen ist, daß das liberale Regiment der Vernunft da noch zu frühe kommt, wo man kaum damit fertig wird, sich der brutalen Gewalt der Thierheit zu erwehren, und daß derjenige noch nicht reif ist zur bürgerlichen Freiheit, dem noch so vieles zur menschlichen fehlt.

In diesem Absatz beschreibt Schiller genauer, warum die Französische Revolution letztlich gescheitert ist.

Die Menschen waren nicht reif dafür.

Zu sehr lebten sie noch in der Atmosphäre der „vormundschaftlichen Gewalt“.

Indirekt wird damit deutlich, dass die Menschen nach Schiller zunächst „reif“ gemacht werden müssen.

Da setzt sein Programm der ästhetischen Erziehung an – siehe die oben aufgeführten Seiten.

[…]

Nur seine Fähigkeit als ein sittliches Wesen zu handeln, giebt dem Menschen Anspruch auf Freiheit; ein Gemüth aber, das nur sinnlicher Bestimmungen fähig ist, ist der Freiheit so wenig werth, als empfänglich. Alle Reform, die Bestand haben soll, muß von der Denkungsart ausgehen, und wo eine Verderbniß in den Principien herrscht, da kann nichts gesundes, nichts gutartiges aufkeimen. Nur der Karakter der Bürger erschafft und erhält den Staat, und macht politische und bürgerliche Freiheit möglich. Denn wenn die Weisheit selbst in Person vom Olymp herabstiege, und die vollkommenste Verfassung einführte, so müßte sie ja doch Menschen die Ausführung übergeben.“

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