Schnell durchblicken bei Georg Heym, „Vorortbahnhof“ (Mat1735)

Worum es hier geht:

Präsentiert wird ein Gedicht, das sich mit der Vorstellung der Perspektive des lyrischen Ichs begnügt – ohne sich mit der Wirklichkeit intensiver zu befassen oder ein bisschen Rücksicht auf Lesende zu nehmen.

Zu finden ist das Gedicht u.a. hier.

Georg Heym

Vorortbahnhof

Auf grüner Böschung glüht des Abends Schein.

Die Streckenlichter glänzen an den Strängen,

Die fern in einen Streifen sich verengen

– Da braust von rückwärts schon der Zug herein.

  • Das Gedicht beginnt mit einer Situationsbeschreibung, die die folgenden Elemente enthält:
    • Abend
    • Sonne
    • Große Helligkeit
    • Böschung, kann im Zusammenhang mit dem Titel gesehen werden
    • Grüne Bepflanzung
    • Daneben auch technische Lichter
    • Und das Gefühl der Perspektive chen Verengung, wenn man den Bahndamm in die Ferne folgt.
    • Insgesamt eine neutrale bis positive Atmosphäre, erst mal ungewöhnlich für den Expressionismus, in denen eher negative Dinge betont werden.

Die Türen gehen auf. Die Gleise schrein

Vom Bremsendruck. Die Menschenmassen drängen

Noch weiß vom Kalk und gelb vom Lehm. Sie zwängen

Zu zwanzig in die Wagen sich herein.

  • Es folgt eine insgesamt negative gestaltete Beschreibung beziehungsweise Schilderung eines einfahrenden Zuges.
  • Typisch für den Expressionismus – ist gleich schon von Menschenmassen die Rede.
  • Kalk und Lehm sollen wohl auf Belastungen aus dem Arbeitsleben hindeuten.
  • Am Ende bleibt den Arbeitenden sogar auf dem Heimweg das unangenehme Gefühl von Enge erhalten.
  • Auffallend, dass es nichts Positives gibt. Das wird aber vor allen Dingen ein Problem der Perspektive des lyrischen Ichs sein.
  • Es könnte reizvoll sein, dem einen Moment von Menschlichkeit entgegenzustellen, der sich glücklicherweise in fast allen Ansammlungen von Menschen auffinden lässt.
  • Aber wir hatten ja schon häufig den Eindruck, dass die expressionistischen Dichter mehr über die Menschen gesprochen haben als mit ihnen.

 

 

Der Zug fährt aus, im Bauch die Legionen.

Er scheint in tausend Gleisen zu verirren,

Der Abend schluckt ihn ein, der Strang ist leer.

 

  • Im selben Stil geht es weiter. Das lyrische ich beschäftigt sich mit seinen eigenen Vorstellungen von dem, was in dem gefüllten Zug zu finden sein könnte.
  • Die Vorstellung einer Irrfahrt wird vom lyrischen Ich sogar selbst als subjektiv gekennzeichnet.
  • Am Ende bleibt nur noch, dass dieser Zug weg ist.
  • Für mehr interessiert sich dieses lyrische Ich nicht.

 

Die roten Lampen schimmern von Balkonen.

Man hört das leise Klappern von Geschirren

Und sieht die Esser halb im Blättermeer.

  • Am Ende dann ein Blickwechsel auf eine Häuserfront mit Balkon
  • Dort gibt es wenigstens rote Lampen, die Menschen tun also etwas im Rahmen ihrer Möglichkeiten für sich.
  • Und dann ein ziemlich schwacher, weil abrupter Schluss, nämlich die Beobachtung essender Menschen, anscheinend teilweise verdeckt durch Pflanzen.

 

Fazit:

  • Insgesamt ein Gedicht, bei dem man nicht so richtig weiß, was das ganze soll.
  • Am einfachsten ist es sicherlich zu verstehen, wenn – typisch für viele Gedichte des Expressionismus – hier einfach etwas rausgehauen wird, was eher mit inneren Unlustgefühlen zu tun hat als mit einer angemessenen Sicht auf die Wirklichkeit.
  • Für eine Klassenarbeit oder Klausur nicht unbedingt zu empfehlen, es sei denn, die Schülis sind ermuntert worden und haben Übung darin, ein Gedicht einfach auch mal aus Leserperspektive kritisch zu betrachten. Im Idealfall könnte es sogar möglich sein, im Rahmen einer Zusatzaufgabe begründete Ideen für Veränderungen zu entwickeln.

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