Anmerkungen zum „Pilgerlied“ von Sigmund von Birken

Anmerkungen zur Überschrift

Pilgerlied

  • Die Überschrift sagt zum einen aus, um was es sich handelt, nämlich ein Lied.
  • Zum anderen ist es eins, das wohl für Pilger gedacht ist.
  • Man kann also erwarten, dass es hier um Sinn und Ziel einer Pilgerfahrt geht, das Lied auch vielleicht ermuntern soll, durch zu halten und das Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren

Anmerkungen zu Strophe 1

Ziehet hin! spricht zu den Seelen,

Der dem Adam Odem gab.

Geht, ihr Kinder, in die Höhlen,

Die ich euch gebauet hab‘.

Wandert hin! Kommt wieder her!

Sucht durch Elend Sternenehr‘!

  • Die erste Strophe kommt dann ein bisschen seltsam vor, präsentiert wird zwar eine Aufforderung, zu einer Pilgerschaft, die auch von Gott ausgeht.
  • Dann aber geht es um eine doch etwas seltsame Ortsbezeichnung nämlich Höhlen und als Ziel der Reise wird am Ende von Elend „Sternenehr'“ benannt.
  • Das entspricht wohl nicht so ganz dem, was man unter einem christlichen Pilgerlied versteht.

Anmerkungen zu Strophe 2

Unser Gasthaus ist die Erde,

Sie ist unsre Heimath nicht.

Unser Wallen voll Beschwerde

Nach dem Himmel ist gericht‘.

Für uns ist kein Bleiben hier,

Jene Wohnstatt suchen wir.

  • Die zweite Strophe präsentiert dann sehr viel stärker das, was man sich im christlichen Sinne unter einer Pilgerfahrt vorstellt.
  • Wie schon im Barock wird hier deutlich gemacht, dass die Erde nur eine Zwischenstation ist und das eigentliche Ziel der Himmel ist.
  • Auch wird deutlich, dass die Zeit auf der Erde „voll Beschwerde“ ist.

Anmerkungen zu Strophe 3

Uns schützt wider Sonn‘ und Regen

Gottes Hand, der Pilgerhut,

Und der Stab auf unsern Wegen

Ist sein Wort, so Hülfe thut.

Der macht unsern Tritt gewiß

In dem Thal der Finsterniß.

  • In dieser Strophe geht es um eine Art Schutzversprechen, das von Gott ausgeht.
  • Das ermöglicht dann ein sicheres Gehen auch bei Finsternis.
  • Das erinnert so etwas an den Bibelspruch:
    „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“

Anmerkungen zu Strophe 4

Sorgen, Sünden, die uns drücken,

Unsre Wanderbündel sind,

Bis das Reiseziel den Rücken

Von der schweren Last entbind‘.

Wann sich endet unser Lauf,

Schlafen wir dann sanft darauf.

  • In dieser Strophe wird einiges aufgezählt, was die Pilger drücken kann.
  • Das wird allerdings mit einer Entlastungsperspektive verbunden, die mit dem Himmel, also wohl auch dem Tod verbunden ist.
  • Der wird dann also eine Art hinaufschlafen in eine bessere Welt verstanden.

Insgesamt ein Text,

  • der in weiten Teilen orthodoxes christliches Denken präsentiert.
  • Das Leben wird als ein Durchgangsstadium gesehen, in dem man die Aufgabe hat, den Himmel anzustreben.
  • Das wird dann verbunden mit einer Entlastungs- und Erlösungsperspektive.

Rückwärts-Erklärung einer schwierigen Stelle in Strophe 1:

Vor dem Hintergrund dieses klaren intentionalsen Rahmens kann man dann wohl auch die erste Strophe im traditionell christlichen Sinne interpretieren. Offensichtlich wird dem Pilger unterwegs nur so eine Art Höhlenexistenz angeboten. Und die Sternenehre bedeutet wohl, dass man gewissermaßen Reichtum für den Himmel ansammelt.

Wer noch mehr möchte …