Lessing, „Nathan der Weise“, III-2 – „sprachliche“ Mittel in einer Klausur vorstellen (Mat5736)

Insgesamt ist diese Szene wohl ein typisches Beispiel dafür, dass es nicht viel Sinn macht, hier einzelne sprachliche Mittel rauszusuchen. Sondern man muss erst mal schauen, dass man insgesamt versteht, in welcher Situation die Figuren sind und wie sie damit umgehen.

Wenn man sich die Szene anschaut, dann sieht man, dass es hier um zwei Menschen geht, die beziehungsmäßig in gewisser Weise sich „umtänzeln“. Jeder, der schon mal verliebt war oder jemanden in der Situation gesehen hat, weiß, wie es in der Anbahnungsphase aussieht, bevor der erlösende Kuss dann das Zeichen gibt, dass man jetzt ein Paar ist.

Natürlich spielen einzelne Stellen auch eine Rolle.

Das Folgende ist übrigens ein Beispiel für unseren Hin-und-wieder-Support, wenn uns etwas interessiert:
Fragen und Anregungen können auf dieser Seite abgelegt werden:
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht

  1. „RECHA fährt zusammen, faßt sich, und will ihm zu Füßen fallen.
    Er ists! – Mein Retter, ah!“
    Hier wird rein körpersprachlich die Situation schon mal deutlich. Dazu passen die beiden Ausrufe.
  2. „TEMPELHERR.
    „Dies zu vermeiden / Erschien ich bloß so spät: und doch –“
    Hier Distanzierung und am Ende ein Anakoluth, so nennt man wohl einen Satzabbruch, den man dann leicht erklären kann, wenn man die Umstände kennt.
  3. Dann ein Vergleich, der die Einstellung des Tempelherrn deutlich machen soll:
    „Der Mann will keinen Dank; will ihn so wenig / Als ihn der Wassereimer will, der bei / Dem Löschen so geschäftig sich erwiesen. / Der ließ sich füllen, ließ sich leeren, mir / Nichts, dir nichts: also auch der Mann.“
  4. Tempelherr:
    „Wie ist doch meine Seele zwischen Auge / Und Ohr geteilt! – Das war das Mädchen nicht, / Nein, nein, das war es nicht, das aus dem Feuer / Ich holte. – Denn wer hätte die gekannt, / Und aus dem Feuer nicht geholt? Wer hätte / Auf mich gewartet? – Zwar – verstellt – der Schreck
    Pause, unter der er, in Anschauung ihrer, sich wie verliert.“
    Auch hier wieder ein bildlicher Ausdruck, der das Erstaunen des Tempelherrn deutlich machen soll. Er sieht in dem Mädchen etwas anderes, als was er hört. Es spricht einiges dafür, dass ihn Letzteres mehr beeindruckt, während die stumme Rettungsaktion für ihn nur eine Ritterpflicht war.
    Damit wird deutlich, wie sehr Recha ihn beeindruckt.
    Am Ende dann wieder der Zusammenbruch klaren Sprechens, ergänzt um einen Hinweis zur Körpersprache.

  5. TEMPELHERR.
    Ich bin, – wo ich vielleicht / Nicht sollte sein. –
    Hier eine Andeutung, die darauf anspielt, dass er als christlicher Tempelherr im Haus eines Juden nach damaliger Anschauung nichts zu suchen hat. Das spricht er aber nicht mehr so deutlich aus wie früher.

Und so könnte man das fortsetzen. Wir belassen es hier mal bei der Anregung und den Beispielen. Wenn es Fragen darüber hinaus gibt, so haben wir ja oben auf eine Kontaktmöglichkeit hingewiesen.

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