Worum es hier geht:
Auf der Seite:
https://textaussage.de/borchert-bleib-doch-giraffe
sind wir einmal schon auf diese recht schwierige Kurzgeschichte eingegangen.
Hier konzentrieren wir uns auf die folgenden Aufgaben-Elemente:
- Wie erstellt man zu der Kurzgeschichte eine Inhaltsangabe?
- Wie erkennt man die Aussagen der Geschichte?
- Wie kann man die sprachlichen u.a. Mittel der Geschichte den Aussagen zuordnen.
Denn für die sind sie als eine Art „Werbemittel“ gedacht. - Und schließlich die Frage: Wie erkennt man das echte Thema der Geschichte, nämlich die Frage, die in der Geschichte beantwortet wird – aber sie wird nicht genannt. Sie ist das Geheimnis im Hintergrund.
Die Video-Erklärung hier direkt von der Seite aus aufrufen:
Das hat den Vorteil, es wird einem alles erklärt – und unter dem Video nennen wir auch die Stellen im Video, zu denen man direkt gehen kann.
Die Geschichte ist u.a. hier zu finden.
Tipp: Beispiel für fertige Inhaltsangabe
- In der Kurzgeschichte “Bleib doch, Giraffe” von Wolfgang Borchert
- geht es um einen Kriegsheimkehrer, der einsam an einem Bahnsteig steht.
— - Um ihn herum ist alles ausgestorben, wirkt wie sinnlos.
— - Er macht sich Gedanken über seine Erinnerungen an Kriegserlebnisse und kann sie nicht loswerden.
— - Als ein Mädchen ihm einen Deal anbietet: seine Zigaretten gegen ihre Liebesdienste, lehnt der Mann zunächst ab und äußert sich sogar verächtlich über solche Frauen.
— - Das Mädchen lässt sich aber nicht davon beeindrucken – und schließlich gibt der Soldat nach und begleitet sie.
- Beim Zusammensein mit ihr zeigt sich aber, dass der Soldat ständig an Kriegserlebnisse denken muss.
- Das Mädchen kann die Realität des Todes hier vergessen – im “Du”.
- Zum Konflikt kommt es, als das Mädchen deutlich macht, dass es den Soldaten immer bei sich haben will.
- Sofort tauchen bei dem Mann wieder innere Bilder auf, die ihn zu einer Entscheidung drängen.
- Die besteht dann darin, dass er weggeht und sich auch von Bitten des Mädchens nicht aufhalten lässt.
- Die Geschichte endet damit, dass der Soldat endgültig weggeht und ein trauriges Mädchen zurücklässt.
Tipp: Wie diese Inhaltsangabe entstanden ist
- Wie macht man so etwas?
- Man beginnt mit der Vorstellung der Geschichte mit Titel und Verfasser.
— - Dann nutzt man die Hauptfigur und geht auf ihre Situation ein.
— - Seine Gedanken fasst man einfach als Teil des Inhalts mit zusammen.
— - Wenn etwas Neues auftaucht, kann man gut mit “Als” in die Beschreibung einsteigen.
— - Anschließend beschreibt man die Schritte der Handlung.
— - Wichtig: Präsens, bei Vorzeitigkeit Perfekt, nicht Imperfekt.
— - keine wörtliche Rede.
Weitere Anmerkungen zur “Mach-Art”
- Hier hat man vor allem Gesprächselemente und das Geschehen im Innern des Mannes.
- Hier ist es wichtig, einen Weg zu finden, so etwas auch zu beschreiben.
- Zum Beispiel:
- “Es zeigt sich …”
- “Zum Konflikt kommt es”
- “Wieder tauchen die inneren Bilder auf …”
- aus Teil 1:
“Er macht sich Gedanken” - “Die Entscheidung besteht darin, dass…”
- “Die Geschichte endet damit, dass …”
—
- Tipp: So etwas am besten bei verschiedenen Geschichten üben, die nicht nur Handlung enthalten, sondern auch Innenleben (Gedanken und Gefühle)
- Man beginnt mit der Vorstellung der Geschichte mit Titel und Verfasser.
Tipp: Aussagen erkennen
- Grundsätzlich setzt man den Satz fort:
“Die Geschichte zeigt …”
— - Hier zeigt sie als erstes
- die Einsamkeit eines Kriegsheimkehrers,
- der glaubt, dass die ganze Welt so ist wie ein leerer, verlassener Bahnhof
- dass ihn die Kriegserlebnisse noch quälen,
- mit denen er auch andere Menschen erschreckt,
- die Angst vor einer immer schlimmeren Situation.
—
- Dann zeigt sich, dass dieser Mann sich gegenüber einem Mädchen nicht mehr normal verhalten kann.
— - Er nennt ihr brutal seine Vorurteile.
- Das Mädchen zeigt sich aber nicht nur geschäftstüchtig bis hin zu intimen Angeboten.
- Sondern sie ist auch hartnäckig, kann Komplimente machen, aber auch gemein grinsen.
- Deutlich wird, dass der Roman zwar zögert, dann aber doch darauf eingeht.
Teil 2
Der zweite Teil der Geschichte zeigt dann
- dass der Mann seine Kriegserfahrungen nicht los wird und sich nicht einfach normal der Situation hingeben kann.
- Das Mädchen dagegen ist bereit, für diesen Moment ihr ganzes Leben inzugeben.
- Deutlich werden die unterschiedlichen Interessen:
- das Mädchen möchte den Mann dauerhaft bei sich haben
- der Mann aber ist auf einer Art Reise mit ungewissem Ziel. Auf jeden Fall kann er nicht bleiben.
- Am Ende wird deutlich, dass das Mädchen darunter mehr leidet als der Mann.
Tipp: Thema der Geschichte formulieren
- Mit den Aussagen der Geschichte hat man die Antworten auf eine Frage, die man selbst erkennen muss.
- Hier könnte man es so formulieren:
- “Die Geschichte beschäftigt sich mit der Frage, was der Krieg mit Menschen macht.”
Und die Kurzantwort wäre:
- Deutlich wird, dass der Krieg Menschen einsamt macht
- Auch in Not bringt.
- Am schlimmsten ist der Verlust von Normalität: Dem Mädchen fehlt ein “normaler” Partner; der Mann kann sich nicht normal verhalten, er ist belastet vom Krieg.
Tipp: Sprachliche u.a. Mittel den Aussagen zuordnen
Kriegsfolgen – Welt
- Beschreibung des Bahnhofs mit vielen Neologismen und der dreifachen Wiederholung des Wortes “leer”
- Dahinter eine allgemeine “Finsternis”, die als Feind dargestellt wird:
“entkommst du nicht” – “überwältigt”
Kriegsfolgen – Mensch
- Personifizierung: Erinnerung “fällt … über dich her”
- Übertreibung: Mord gestern, morgen
sinnbildlich gemeint. - Vergleich mit der Tierwelt
Animalisierung – Verlust des Menschseins - Bild des Zuges für den Weg des Soldaten
Beziehung zwischen Mann und Mädchen
- Gegensatz zwischen Beschimpfung und scheinbarer Liebeserklärung
- Steigerung des Wunsches, dass der Mann bleibt
- Beschränkung auf Andeutungen des Sexuellen
(typisch für die Zeit) - Direktes Ineinander von Körperlichkeit und Kriegsgrausamkeit
- Dann wieder die Naturwelt – präsentiert indirekt die Gefühle des Soldaten
- Giraffe = Bild des Mädchens für einen großen und nicht normal gehenden Mann.
Das Ende:
- Wiederkehr des toten Ausgangszustandes
- Das Mädchen wird weitgehend reduziert auf den äußeren Teil der Wohnung, es wird gar nicht mehr vom Soldaten wahrgenommen
- Schlussakzent: Es weint der rote Mund, also der geschminkte Mund, der Attraktivität ausstrahlen soll – nur der kann noch weinen.
Unbedingt mal im Unterricht besprechen
- Weg von der Suche nach Elementen der Mittel-Liste
- Sondern überlegen, was der Dichter sich hat einfallen lassen, um etwas zu einem “Kunstwerk” zu machen.
- Hier die leere Bahnhofswelt, die für eine ganze kaputte Welt steht.
- Eine besondere Art, die Gefühle des Soldaten zu zeigen.
- Beschränkung auf Andeutungen, was die Sexualität angeht.
- Der Verführungsprozess mit “lieb aussehen” und “grinsen”
- Die Verbindung von lee rem Bahnhof und vorgestelltem Zug, der das innere Getriebensein des Soldaten zeigt.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Kurzgeschichten interpretieren – Infos, Tipps und Materialien (Themenseite)
https://textaussage.de/kurzgeschichten-interpretieren-themenseite
- Die besten Kurzgeschichten kurz vorgestellt nach Autoren alphabetisch
https://textaussage.de/interessante-kurzgeschichten-alphabetisch-nach-autoren-sortiert
— - Kurzgeschichten, nach Themen geordnet
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- Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
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