Wolfgang Herrndorf, „Tschick“ – Charakteristik der Mutter

Im Folgenden zeigen wir, wie man eine Romanfigur systematisch in 10 Schritten charakterisieren kann.

  1. Die Mutter ist der Teil des Elternpaars, zu dem Maik insgesamt eine recht gute Beziehung hat und die ihm auch etwas geben kann.
  2. Sie ist zwar Alkoholikerin, aber Maik erinnert sich recht gern an gemeinsame Erlebnisse im Umfeld des Tennissports.
  3. Wichtig ist ihre Grundhaltung, die sich zum Beispiel in dem folgenden Zitat ausdrückt: „Erstens, man kann über alles reden. Und zweitens, was die Leute denken, ist scheißegal“ (EB28 = EBook-Ausgabe).
  4. Später wird der Alkoholkonsum allerdings zu einem immer größeren Problem. Da kommt es durchaus vor, dass sie mal zu einem Messer greift. Ansonsten helfen ihre Aufenthalte in einer Entzugsklinik. Typisch für sie ist hier wieder der humorvolle Umgang damit, wenn sie daraus einfach den Besuch einer „Beautyfarm“ (EB27) macht.
  5. Den größten Fehler macht die Mutter sicherlich, als sie zulässt, dass der Vater Maik regelrecht zusammenschlägt.
  6. Am Ende des Romans kann die Mutter sich allerdings aus ihrer familiären Situation herauslösen. Sie stellt im Hinblick auf die Wohnungseinrichtung fest: „Das ist alles egal. Was nicht egal ist: Bist du glücklich damit? Das. Und nur das“ (EB251). Das Ergebnis ist, dass sie alles in den Pool wirft und sich damit davon befreit.
  7. Bezeichnend ist auch, wie sie am Schluss darauf reagiert, dass Maik sich verliebt hat:
  8. Verliebtsein sei wichtig, sagt sie, „vergiss den anderen Scheiß“ (EB251).
  9. Am Ende betrachten Maik und seine Mutter gemeinsam ihre bisherige, scheinbar heile Welt, von unterhalb der Wasseroberfläche aus und zwar Hand in Hand.
  10. Insgesamt ist der Mutter damit zumindest teilweise eine Art Selbstbefreiung gelungen. Vielleicht kann nach Trennung von dem gewalttätigen Mann der Sohn ihr eine Hilfe sein, auch von der Alkoholsucht los zu kommen.

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