Übung Sachtextanalyse: Artikel zur aktuellen Bedeutung von Büchners „Woyzeck“ (Mat5098)

Worum es geht.

Im Folgenden präsentieren wir einen Text, der aus der Sicht eines Lehrers zur Frage Stellung nimmt, was Büchners „Woyzeck! heute noch für eine Bedeutung hat.

An dem Text kann man sehr gut Analyse von Sachtexten üben – und sich zugleich mit einer wichtigen Frage aus dem Umfeld des Dramas zu beschäftigen.

Es ist sehr zu empfehlen, sich den Text im Original, also komplett, erst mal durchzulesen.

Dann versteht man besser, was wir damit gemacht haben.

Zu finden ist der Text hier:
https://neuesmorgenblatt.de/beitrag/warum-es-sich-lohnt-heute-georg-b%C3%BCchners-woyzeck-zu-lesen

Wer sich vorher noch kurz darüber informieren möchte, worauf es ankommt, findet hier eine Übersicht:
https://textaussage.de/baustein-sachtextanalyse-worauf-es-ankommt

Video-Fassung

Hier schon mal die Dokumentation:

Mat5098 Var2 Vf Vorbereitung Abitur Sachtextanalyse Woyzeck

PDF-Fassung

Hier präsentieren wir Vorarbeiten zum Video, die wir ggf. noch auf eine eigene Seite auslagern.

Hier schon mal eine Vorab-PDF-Fassung der Dokumentation.

Mat5098 pcf Vorbereitung Abitur Sachtextanalyse Woyzeck

Außerdem präsentieren wir die Schaubilder und die Anmerkungen dazu hier auch direkt in der Website.

Wir präsentieren zentrale Textstellen und werten sie aus:

Schnell-Check:
•0: Artikel wohl aus einer Internet-Zeitung
•0; Stand: August 2021, also recht aktuell.
•0: Infos zum Verfasser fehlen
•0: Thema: Gründe für das Lesen des Dramas „Woyzeck“ auch noch heute.
•1: Aufhänger: Messerstecherei in Würzburg vom Jun21
•1: Täter -> Psychiatrie„möglicherweise schuldunfähig“
•2: -> Frage: Was bedeutet das und wann ist man das?
•3: Verweis auf Strafgesetzbuch:schuldunfähig ist:
o„krankhafte seelische Störung“
o„tiefgreifende Bewusstseinsstörung“
o„Intelligenzminderung“ oder
o„schwere andere seelische Störung“ -> keine Einsicht oder keine Fähigkeit, ihr zu folgen

•4: Selbstdarstellung des Verfassers und seiner Position zum Stück
•5: Stellt Beziehung her zwischen „Attentat“ und Woyzecks Mord
•5: fragt nach Verantwortlichkeit, Schuldhaftigkeit
•5: These: Büchner beschreibe „präzise“ die Umstände, die zum Mord geführt habenDas ist fraglich, das Fragment liefert nur Elemente, z.B. in überzeichneter Form.
•6: Verfasser verweist auf Büchners intensive Forschungen und präsentiert Parallelen.Auch hier bleibt das Verhältnis zwischen Forschung und Drama offen, fraglich.

•7: Wieder bringt sich der Autor ein und zeigt seine Haltung zur Literatur, die sicher schülernah ist.
•7: Dann aber auch Mitleid
•7: Zwar Glauben an Eigenverantwortung und Freiheit, aber eben auch Erkenntnis der Zwangssituation.
•7: Ergebnis: Drama zeigt für den Verfasser die Frage nach der Freiheit und Selbstbestimmtheit des Menschen
•8: Besonderer Hinweis auf die Rasurszene
•8: Beschreibung des Ablaufs
•8: Autor geht nicht ein auf das Missverhältnis zwischen der hier sichtbaren Rationalität und der angeblichen Schuldunfähigkeit
•8: Woyzecks Einlassung bedeutet eigentlich: Wer in Not ist, darf auch morden.
•8: Das einzige Motiv, nämlich überschäumende Eifersucht, wird nicht thematisiert. Außerdem handelt Woyzeck mit Vorsatz.

•9: Autor gibt selbst zu, dass das Drama ein „zu extremes Beispiel“ liefere.
•9: Das ist aber eher ein Problem der Darstellung im Drama, vielleicht des Fragmentcharakters.
•9: Dass die Lektüre anregt, ist sicher richtig, aber wäre da der reale Fall in all seinen Details nicht besser, um zu einem Urteil zu kommen?
•10: Wie kann man auf so extremer Basis zu einem besseren Ergebnis kommen als die Fachleute damals?
•10: Vor dem Hintergrund ist der Verweis auf das Drama als Gegenbeweis mehr als fragwürdig.
•10: Beziehung zwischen Erbsenkur und Erniedrigung und brutalem Abschlachtmord wird nicht deutlich. Der Geistliche ist möglicherweise näher dran.
•10: Umstände = ermöglichen nur ein Urteil „wegen mildernder Umstände“Bedingungen des §20 STGB nicht geprüft bzw. erfüllt.

Stellungnahme

Stellungnahme:

1.Verfasser bringt wichtige Hinweise, unter welchen Umständen jemand auch für einen Mord nicht bestraft wird.
2.Er unterscheidet aber nicht genügend zwischen der allgemeinen Frage von Determination und Eigenverantwortung / Freiheit
3.Die erste Frage ist sehr allgemein und führt zum Problem einer völligen Schuldlosigkeit für alles, was man tut, denn es ist ja vorherbestimmt.
4.Bei Woyzeck und seinem Vorbild ging es aber gar nicht darum, sondern um die Frage, ob Schuldunfähigkeit vorliegt.
5.Und da wird es schwierig:
a.„tiefgreifende Bewusstseinsstörung“ wird angedeutet, aber der Mord erfolgt mit einer gewissen Vorherplanung
b.Intelligenzminderung ist auszuschließen, wenn man die vom Autor hervorgehobene Rasierszene mit der Überlegenheit gegenüber dem Hauptmann berücksichtigt.
c.Eine schwere seelische Störung mag vorliegen, bsd. die Stimmen sind wichtig, die werden aber nur einmal kurz erwähnt und insgesamt nicht als zentrales Entlastungselement hervorgehoben. Statt dessen reicht Woyzecks Hinweis auf seine Armut und Überforderung.
6.Das ist der problematischste Aspekt des Artikels: Wenn man Woyzeck und dem Autor folgt, dann ist jedes Verbrechen, das einer Verbesserung der eigenen Situation dient, letztlich „unschuldig“.

Weitere Infos, Tipps und Materialien

Infos, Tipps und Materialien zum Thema Sachtexte
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