Vergleich von Goethes „Faust I“, „Hoffmanns „Der goldne Topf“ und Hesses „Steppenwolf“ (Mat4512)

Worum es geht:

Im Deutschunterricht spielen drei Werke eine Rolle, deren Protagonisten jeweils auf ganz besondere Weise Grenzen überschreiten.

Im Folgenden geben wir erste Hinweise, was damit jeweils gemeint ist und wie man vergleichen könnte.

Goethes „Faust I“

  • Faust lässt sich auf Mephisto ein und ist dabei bereit, jedes Risiko einzugehen.
  • Allerdings müssen diese Zeche andere bezahlen, vor allem Gretchen, aber auch deren Mutter und Bruder.
  • Zur Grenzüberschreitung gehört vor allem der Einsatz von Magie – etwa in der Hexenküche.
  • Zu Gretchen gibt es ein gewisses Maß an Zuneigung, aber letztlich überlässt er sie ihrem Schicksal.
  • In gewisser Weise gehört schon zur Grenzüberschreitung, dass Faust ein ziemlich einsamer Mensch ist. Er hat keine Freunde, wird zwar vom Volk während des Osterspaziergangs bewundert, weiß aber, dass dafür eigentlich die Grundlage fehlt.
  • Bei all dem ist wichtig, dass der „Herr“ im „Prolog im Himmel“ seinem „Knecht“ Faust eine Art Freifahrtschein gibt, während die Macht Mephistos begrenzt wird.
  • Am Ende von Faust I bleibt die Frage aber offen, ob die Grenzüberschreitungen eher zum Gelingen oder zum Scheitern geführt haben. Das klärt sich erst zu Fausts Gunsten im zweiten Teil des Dramas.

 Hoffmanns „Der goldne Topf“

  • Der Protagonist ist auf besondere Weise fantasiebegabt und gerät so in eine fantastische Märchenwelt, was zugleich eine gewisse Aufgabe seiner bürgerlichen Existenz bedeutet.
  • Anselmus zieht am Ende die überirdische, stark poetische Liebe Serpentinas der natürlich-menschlichen Veronikas vor.
  • Letztlich entscheidet Anselmus sich gegen eine bürgerliche und für eine poetisch-romantische Existenz,.
  • In der ist er zum Teil dem Wahnsinn nahe.
  • Mit dem Apfelweib, das in verschiedenen Gestalten auftaucht, ist auch hier eine Figur da, die der Mephistos entspricht.
  • Am Ende entsagt Anselmus aller Alltagsrealität und auch jeder normalen menschlichen Gesellschaft.
  • Im Kontakt mit Lindhorst nimmt Anselmus an einer Art mythischem Kampf teil.
  • Für die Grenzüberschreitung spricht allein schon die Gattungsbezeichnung als Märchen.
  • Im Unterschied zu Faust ist Anselmus nicht nur auf höhere Mächte angewiesen, sondern kann selbst zu seiner insgesamt positiv geschilderten Entwicklung beitragen.

 Hesse, „Steppenwolf“

  • Harry Haller führt eine Außenseiter-Existenz und wendet sich gegen die normale Bürgerlichkeit.
  • Darin ähnelt er Faust – bis hin zur Bereitschaft zum Selbstmord.
  • Stärker als Faust ist Haller allerdings sein eigener Gegenspieler – so werden innerseelische und äußere Vorgänge enger verknüpft als in der doch recht deutlichen Trennung der Sphären zwischen Faust und Mephisto. Hier kann man die durchaus mögliche Gleichsetzung (vgl. zwei Seelen in einer Brust) nur durch eine äußere Interpretation vornehmen.
  • Haller fühlt sich zwar großen Künstlern wie Goethe und Mozart verpflichtet, das wird aber nicht wie in „Der goldne Topf“ zu einem höheren Existenzangebot.
  • Ihr begegnet er mit einer ausgeprägten Kulturkritik und vor allem auch mit Spott.
  • Allerdings kann Haller sich auch nicht komplett aus der normalen Welt lösen – es gibt eben einen Dualismus von Mensch und Steppenwolf.
  • Demgegenüber kann Hermine die verschiedenen Welten in sich vereinigen und verkörpert damit das, was Haller fehlt, besonders Freude am Leben, ausgedrückt im Tanz und vor allem auch Humor, während Haller eher auf der Sarkasmus- bzw. Zynismusschiene unterwegs ist.
  • Auch Hermine versucht ihren Partner aus seinem Eingeschlossensein zu befreien – allerdings sehr viel positiver als Mephisto bei Faust
  • Interessant allerdings die Ähnlichkeit bei der Instrumentalisierung einer anderen Frau im sexuellen Bereich: Maria durch Hermine, Gretchen durch Faust.
  •  Im Unterschied zu den anderen beiden Werken endet die Persönlichkeitsentwicklung bei Haller zumindest in der Vision des Magischen Theaters mit einem Mord, was im Text selbst von Mozart-Pablo deutlich kritisiert wird („Schweinerei“). Allerdings scheint das Leben für Haller auf einer neuen Basis weiterzugehen, bei der jetzt auch das Lachen und damit der Humor stärker zu ihrem Recht kommen.
  • Außerdem sollte man die Grundhaltung des „Tractats“ ernstnehmen: die Hervorhebung genialer Ausnahmemenschen, die entsprechende Abwertung der Demokratie und schließlich der Umgang mit Menschen in der „Hochjagd auf Automobile“.

Weitere Infos zu den drei Werken

Zu „Der goldne Topf“ siehe auch die folgenden Seiten:

Zu Hesses „Der Steppenwolf“ siehe auch die folgenden Seiten:

Wer noch mehr möchte …