Worum es hier geht:
Hier ist nun der 2. Teil unseres „Dates“ mit Borcherts „Giraffen“-Geschichte.
Der erste Teil mit dem Video und der Dokumentation ist auf dieser Seite zu finden:
https://textaussage.de/video-speed-dating-schnell-verstehen-borchert-bleib-doch-giraffe
Dieses Video ist hier zu finden:
Die Sprungmarken – zur richtigen Stelle im Video:
Sprungmarken 0:00 – Einstieg: Worum es in diesem Video geht 0:29 – Hinweis: Sprungmarken & Website-Navigation 1:27 – Rückbezug auf Teil 1 (Verstehen vor Interpretieren) 1:50 – Wie schreibt man eine Inhaltsangabe? (Schritt-für-Schritt) 2:52 – Die Situation des Mannes (einsame Bahnhofsgegend) 3:37 – Das Mädchen bietet einen „Deal“ an 4:07 – Übergang zur zweiten Hälfte der Handlung 4:15 – Nähe, gemeinsame Momente – und der Einbruch des Krieges 5:03 – Konflikt: Das Mädchen will „Immer?“ – der Mann kann nicht bleiben 5:47 – Schluss der Inhaltsangabe: Der Mann geht – sie bleibt zurück 6:41 – Übergang: Was sind die Aussagen der Kurzgeschichte? 7:26 – Einsamkeit und Rückkehr aus dem Krieg 8:09 – Warum Nähe nicht gelingt 8:41 – Haltung des Mädchens & doppelte Situation (Not + Zuneigung) 9:22 – Die zweite Hälfte als Kontrast: Nähe vs. innere Bilder 10:03 – Unterschiedliche Wünsche beider Figuren 10:21 – Wer leidet am Ende mehr? 10:59 – Was ist das Thema? (Frage statt Behauptung) 11:08 – Beispiel für eine gute Themenformulierung 11:36 – Kurzfassung der Kernaussage 12:05 – Übergang: Sprachliche und andere Mittel 12:31 – Was sind „Mittel“? (Nicht suchen – zuordnen!) 13:04 – Wortfeld „Leere“ und Bahnhofswelt 13:50 – Personifizierung & Übertreibung bei den Kriegserinnerungen 14:14 – Tierbilder und Verlust von Menschlichkeit 14:58 – Der Güterzug als Bild für das Innenleben 15:30 – Beziehung Mann – Mädchen: Komplimente vs. „gemein grinsen“ 16:14 – Andeutungen der Körperlichkeit (zeittypisch) 17:03 – Tierwelt als Spiegel der Gefühle 17:45 – Die Giraffe als Bezeichnung – nicht Symbolschwere 18:06 – Ringschluss: Bahnhofswelt kehrt zurück 18:47 – Der weinende rote Mund – Schlussakzent und Bedeutung 19:25 – Warum wir diese Mittel nicht isoliert, sondern im Zusammenhang betrachten 19:45 – Hinweis auf die Dokumentationsseite & Vertiefung 20:12 – Abschluss & Einladung für Fragen/Kommentare
Die Dokumentation des 2. Videos kann hier angeschaut und heruntergeladen werden.
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Teil 1: Inhaltsangabe der Geschichte
- In der Kurzgeschichte “Bleib doch, Giraffe” von Wolfgang Borchert
- geht es um einen Kriegsheimkehrer, der einsam an einem Bahnsteig steht.
— - Um ihn herum ist alles ausgestorben, wirkt wie sinnlos.
— - Er macht sich Gedanken über seine Erinnerungen an Kriegserlebnisse und kann sie nicht loswerden.
— - Als ein Mädchen ihm einen Deal anbietet: seine Zigaretten gegen ihre Liebesdienste, lehnt der Mann zunächst ab und äußert sich sogar verächtlich über solche Frauen.
— - Das Mädchen lässt sich aber nicht davon beeindrucken – und schließlich gibt der Soldat nach und begleitet sie.
- Beim Zusammensein mit ihr zeigt sich aber, dass der Soldat ständig an Kriegserlebnisse denken muss.
- Das Mädchen kann die Realität des Todes hier vergessen – im “Du”.
- Zum Konflikt kommt es, als das Mädchen deutlich macht, dass es den Soldaten immer bei sich haben will.
- Sofort tauchen bei dem Mann wieder innere Bilder auf, die ihn zu einer Entscheidung drängen.
- Die besteht dann darin, dass er weggeht und sich auch von Bitten des Mädchens nicht aufhalten lässt.
- Die Geschichte endet damit, dass der Soldat endgültig weggeht und ein trauriges Mädchen zurücklässt.
Tipps zum Schreiben einer Inhaltsangabe
Wie macht man so etwas?
- Man beginnt mit der Vorstellung der Geschichte mit Titel und Verfasser.
— - Dann nutzt man die Hauptfigur und geht auf ihre Situation ein.
— - Seine Gedanken fasst man einfach als Teil des Inhalts mit zusammen.
— - Wenn etwas Neues auftaucht, kann man gut mit “Als” in die Beschreibung einsteigen.
— - Anschließend beschreibt man die Schritte der Handlung.
— - Wichtig: Präsens, bei Vorzeitigkeit Perfekt, nicht Imperfekt.
— - keine wörtliche Rede.
Weitere Anmerkungen zur “Mach-Art”
- Hier hat man vor allem Gesprächselemente und das Geschehen im Innern des Mannes.
- Hier ist es wichtig, einen Weg zu finden, so etwas auch zu beschreiben.
- Zum Beispiel:
- “Es zeigt sich …”
- “Zum Konflikt kommt es”
- “Wieder tauchen die inneren Bilder auf …”
- aus Teil 1:
“Er macht sich Gedanken” - “Die Entscheidung besteht darin, dass…”
- “Die Geschichte endet damit, dass …”
—
- Tipp: So etwas am besten bei verschiedenen Geschichten üben, die nicht nur Handlung enthalten, sondern auch Innenleben (Gedanken und Gefühle)
Wie erkennt man die Aussagen einer Kurzgeschichte?
- Grundsätzlich setzt man den Satz fort:
“Die Geschichte zeigt …”
— - Hier zeigt sie als erstes
- die Einsamkeit eines Kriegsheimkehrers,
- der glaubt, dass die ganze Welt so ist wie ein leerer, verlassener Bahnhof
- dass ihn die Kriegserlebnisse noch quälen,
- mit denen er auch andere Menschen erschreckt,
- die Angst vor einer immer schlimmeren Situation.
—
- Dann zeigt sich, dass dieser Mann sich gegenüber einem Mädchen nicht mehr normal verhalten kann.
— - Er nennt ihr brutal seine Vorurteile.
- Das Mädchen zeigt sich aber nicht nur geschäftstüchtig bis hin zu intimen Angeboten.
- Sondern sie ist auch hartnäckig, kann Komplimente machen, aber auch gemein grinsen.
- Deutlich wird, dass der Roman zwar zögert, dann aber doch darauf eingeht.
Teil 2
Der zweite Teil der Geschichte zeigt dann
- dass der Mann seine Kriegserfahrungen nicht los wird und sich nicht einfach normal der Situation hingeben kann.
- Das Mädchen dagegen ist bereit, für diesen Moment ihr ganzes Leben inzugeben.
- Deutlich werden die unterschiedlichen Interessen:
- das Mädchen möchte den Mann dauerhaft bei sich haben
- der Mann aber ist auf einer Art Reise mit ungewissem Ziel. Auf jeden Fall kann er nicht bleiben.
- Am Ende wird deutlich, dass das Mädchen darunter mehr leidet als der Mann.
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Wie formuliert man das Thema:
- Mit den Aussagen der Geschichte hat man die Antworten auf eine Frage, die man selbst erkennen muss.
- Hier könnte man es so formulieren:
- “Die Geschichte beschäftigt sich mit der Frage, was der Krieg mit Menschen macht.”
Und die Kurzantwort wäre:
- Deutlich wird, dass der Krieg Menschen einsamt macht
- Auch in Not bringt.
- Am schlimmsten ist der Verlust von Normalität: Dem Mädchen fehlt ein “normaler” Partner; der Mann kann sich nicht normal verhalten, er ist belastet vom Krieg.
Sprachliche u.a. Mittel
Kriegsfolgen – Welt
- Beschreibung des Bahnhofs mit vielen Neologismen und der dreifachen Wiederholung des Wortes “leer”
- Dahinter eine allgemeine “Finsternis”, die als Feind dargestellt wird:
“entkommst du nicht” – “überwältigt”
Kriegsfolgen – Mensch
- Personifizierung: Erinnerung “fällt … über dich her”
- Übertreibung: Mord gestern, morgen
sinnbildlich gemeint. - Vergleich mit der Tierwelt
Animalisierung – Verlust des Menschseins - Bild des Zuges für den Weg des Soldaten
Beziehung zwischen Mann und Mädchen
- Gegensatz zwischen Beschimpfung und scheinbarer Liebeserklärung
- Steigerung des Wunsches, dass der Mann bleibt
- Beschränkung auf Andeutungen des Sexuellen
(typisch für die Zeit) - Direktes Ineinander von Körperlichkeit und Kriegsgrausamkeit
- Dann wieder die Naturwelt – präsentiert indirekt die Gefühle des Soldaten
- Giraffe = Bild des Mädchens für einen großen und nicht normal gehenden Mann.
Das Ende:
- Wiederkehr des toten Ausgangszustandes
- Das Mädchen wird weitgehend reduziert auf den äußeren Teil der Wohnung, es wird gar nicht mehr vom Soldaten wahrgenommen
- Schlussakzent: Es weint der rote Mund, also der geschminkte Mund, der Attraktivität ausstrahlen soll – nur der kann noch weinen.
Unbedingt mal im Unterricht besprechen:
- Weg von der Suche nach Elementen der Mittel-Liste
- Sondern überlegen, was der Dichter sich hat einfallen lassen, um etwas zu einem “Kunstwerk” zu machen.
- Hier die leere Bahnhofswelt, die für eine ganze kaputte Welt steht.
- Eine besondere Art, die Gefühle des Soldaten zu zeigen.
- Beschränkung auf Andeutungen, was die Sexualität angeht.
- Der Verführungsprozess mit “lieb aussehen” und “grinsen”
- Die Verbindung von leerem Bahnhof und vorgestelltem Zug, der das innere Getriebensein des Soldaten zeigt.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Wie interpretiert man Kurzgeschichten schnell und sicher?
https://textaussage.de/kurzgeschichten-interpretieren-themenseite
— - Übersicht über interessante Kurzgeschichten, nach Themen geordnet
https://textaussage.de/kurzgeschichten-nach-themen-geordnet
— - Kurzgeschichten für die Klasse 8
https://textaussage.de/kurzgeschichten-klasse-8
— - Kurzgeschichten zum Thema „Kommunikation“ – bsd. für Klasse 11
https://textaussage.de/kurzgeschichten-zum-thema-kommunikation
— - Die besten Kurzgeschichten kurz vorgestellt nach Autoren alphabetisch
https://textaussage.de/interessante-kurzgeschichten-alphabetisch-nach-autoren-sortiert
— - Playlist auf unserem Youtube-Kanal zum Thema „Kurzgeschichten“
https://www.youtube.com/playlist?list=PLNeMBo_UQLv3e3yDjzZmprl-tdkHqOimm
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos