Video: Speed-Dating2: Inhalt, Aussagen, Mittel, Thema bei: Borchert, „Bleib doch, Giraffe“

Worum es hier geht:

Hier ist nun der 2. Teil unseres „Dates“ mit Borcherts „Giraffen“-Geschichte.

Der erste Teil mit dem Video und der Dokumentation ist auf dieser Seite zu finden:
https://textaussage.de/video-speed-dating-schnell-verstehen-borchert-bleib-doch-giraffe

Dieses Video ist hier zu finden:

https://youtu.be/ppGLbLD2TPI

Die Sprungmarken – zur richtigen Stelle im Video:

Sprungmarken 0:00 – Einstieg: Worum es in diesem Video geht 0:29 – Hinweis: Sprungmarken & Website-Navigation 1:27 – Rückbezug auf Teil 1 (Verstehen vor Interpretieren) 1:50 – Wie schreibt man eine Inhaltsangabe? (Schritt-für-Schritt) 2:52 – Die Situation des Mannes (einsame Bahnhofsgegend) 3:37 – Das Mädchen bietet einen „Deal“ an 4:07 – Übergang zur zweiten Hälfte der Handlung 4:15 – Nähe, gemeinsame Momente – und der Einbruch des Krieges 5:03 – Konflikt: Das Mädchen will „Immer?“ – der Mann kann nicht bleiben 5:47 – Schluss der Inhaltsangabe: Der Mann geht – sie bleibt zurück 6:41 – Übergang: Was sind die Aussagen der Kurzgeschichte? 7:26 – Einsamkeit und Rückkehr aus dem Krieg 8:09 – Warum Nähe nicht gelingt 8:41 – Haltung des Mädchens & doppelte Situation (Not + Zuneigung) 9:22 – Die zweite Hälfte als Kontrast: Nähe vs. innere Bilder 10:03 – Unterschiedliche Wünsche beider Figuren 10:21 – Wer leidet am Ende mehr? 10:59 – Was ist das Thema? (Frage statt Behauptung) 11:08 – Beispiel für eine gute Themenformulierung 11:36 – Kurzfassung der Kernaussage 12:05 – Übergang: Sprachliche und andere Mittel 12:31 – Was sind „Mittel“? (Nicht suchen – zuordnen!) 13:04 – Wortfeld „Leere“ und Bahnhofswelt 13:50 – Personifizierung & Übertreibung bei den Kriegserinnerungen 14:14 – Tierbilder und Verlust von Menschlichkeit 14:58 – Der Güterzug als Bild für das Innenleben 15:30 – Beziehung Mann – Mädchen: Komplimente vs. „gemein grinsen“ 16:14 – Andeutungen der Körperlichkeit (zeittypisch) 17:03 – Tierwelt als Spiegel der Gefühle 17:45 – Die Giraffe als Bezeichnung – nicht Symbolschwere 18:06 – Ringschluss: Bahnhofswelt kehrt zurück 18:47 – Der weinende rote Mund – Schlussakzent und Bedeutung 19:25 – Warum wir diese Mittel nicht isoliert, sondern im Zusammenhang betrachten 19:45 – Hinweis auf die Dokumentationsseite & Vertiefung 20:12 – Abschluss & Einladung für Fragen/Kommentare

Die Dokumentation des 2. Videos kann hier angeschaut und heruntergeladen werden.

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Teil 1: Inhaltsangabe der Geschichte

  • In der Kurzgeschichte “Bleib doch, Giraffe” von Wolfgang Borchert
  • geht es um einen Kriegsheimkehrer, der einsam an einem Bahnsteig steht.
  • Um ihn herum ist alles ausgestorben, wirkt wie sinnlos.
  • Er macht sich Gedanken über seine Erinnerungen an Kriegserlebnisse und kann sie nicht loswerden.
  • Als ein Mädchen ihm einen Deal anbietet: seine Zigaretten gegen ihre Liebesdienste, lehnt der Mann zunächst ab und äußert sich sogar verächtlich über solche Frauen.
  • Das Mädchen lässt sich aber nicht davon beeindrucken – und schließlich gibt der Soldat nach und begleitet sie.
  • Beim Zusammensein mit ihr zeigt sich aber, dass der Soldat ständig an Kriegserlebnisse denken muss.
  • Das Mädchen kann die Realität des Todes hier vergessen – im “Du”.
  • Zum Konflikt kommt es, als das Mädchen deutlich macht, dass es den Soldaten immer bei sich haben will.
  • Sofort tauchen bei dem Mann wieder innere Bilder auf, die ihn zu einer Entscheidung drängen.
  • Die besteht dann darin, dass er weggeht und sich auch von Bitten des Mädchens nicht aufhalten lässt.
  • Die Geschichte endet damit, dass der Soldat endgültig weggeht und ein trauriges Mädchen zurücklässt.

Tipps zum Schreiben einer Inhaltsangabe

Wie macht man so etwas?

  • Man beginnt mit der Vorstellung der Geschichte mit Titel und Verfasser.
  • Dann nutzt man die Hauptfigur und geht auf ihre Situation ein.
  • Seine Gedanken fasst man einfach als Teil des Inhalts mit zusammen.
  • Wenn etwas Neues auftaucht, kann man gut mit “Als” in die Beschreibung einsteigen.
  • Anschließend beschreibt man die Schritte der Handlung.
  • Wichtig: Präsens, bei Vorzeitigkeit Perfekt, nicht Imperfekt.
  • keine wörtliche Rede.

Weitere Anmerkungen zur “Mach-Art”

  • Hier hat man vor allem Gesprächselemente und das Geschehen im Innern des Mannes.
  • Hier ist es wichtig, einen Weg zu finden, so etwas auch zu beschreiben.
  • Zum Beispiel:
    • “Es zeigt sich …”
    • “Zum Konflikt kommt es”
    • “Wieder tauchen die inneren Bilder auf …”
    • aus Teil 1:
      “Er macht sich Gedanken”
    • “Die Entscheidung besteht darin, dass…”
    • “Die Geschichte endet damit, dass …”
  • Tipp: So etwas am besten bei verschiedenen Geschichten üben, die nicht nur Handlung enthalten, sondern auch Innenleben (Gedanken und Gefühle)

Wie erkennt man die Aussagen einer Kurzgeschichte?

  • Grundsätzlich setzt man den Satz fort:
    “Die Geschichte zeigt …”
  • Hier zeigt sie als erstes
    • die Einsamkeit eines Kriegsheimkehrers,
    • der glaubt, dass die ganze Welt so ist wie ein leerer, verlassener Bahnhof
    • dass ihn die Kriegserlebnisse noch quälen,
    • mit denen er auch andere Menschen erschreckt,
    • die Angst vor einer immer schlimmeren Situation.
  • Dann zeigt sich, dass dieser Mann sich gegenüber einem Mädchen nicht mehr normal verhalten kann.
  • Er nennt ihr brutal seine Vorurteile.
  • Das Mädchen zeigt sich aber nicht nur geschäftstüchtig bis hin zu intimen Angeboten.
  • Sondern sie ist auch hartnäckig, kann Komplimente machen, aber auch gemein grinsen.
  • Deutlich wird, dass der Roman zwar zögert, dann aber doch darauf eingeht.

Teil 2

Der zweite Teil der Geschichte zeigt dann

  • dass der Mann seine Kriegserfahrungen nicht los wird und sich nicht einfach normal der Situation hingeben kann.
  • Das Mädchen dagegen ist bereit, für diesen Moment ihr ganzes Leben inzugeben.
  • Deutlich werden die unterschiedlichen Interessen:
    • das Mädchen möchte den Mann dauerhaft bei sich haben
    • der Mann aber ist auf einer Art Reise mit ungewissem Ziel. Auf jeden Fall kann er nicht bleiben.
  • Am Ende wird deutlich, dass das Mädchen darunter mehr leidet als der Mann.

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Wie formuliert man das Thema:

  • Mit den Aussagen der Geschichte hat man die Antworten auf eine Frage, die man selbst erkennen muss.
  • Hier könnte man es so formulieren:
  • “Die Geschichte beschäftigt sich mit der Frage, was der Krieg mit Menschen macht.”

Und die Kurzantwort wäre:

  • Deutlich wird, dass der Krieg Menschen einsamt macht
  • Auch in Not bringt.
  • Am schlimmsten ist der Verlust von Normalität: Dem Mädchen fehlt ein “normaler” Partner; der Mann kann sich nicht normal verhalten, er ist belastet vom Krieg.

Sprachliche u.a. Mittel

Kriegsfolgen – Welt

  • Beschreibung des Bahnhofs mit vielen Neologismen und der dreifachen Wiederholung des Wortes “leer”
  • Dahinter eine allgemeine “Finsternis”, die als Feind dargestellt wird:
    “entkommst du nicht” – “überwältigt”

Kriegsfolgen – Mensch

  • Personifizierung: Erinnerung “fällt … über dich her”
  • Übertreibung: Mord gestern, morgen
    sinnbildlich gemeint.
  • Vergleich mit der Tierwelt
    Animalisierung – Verlust des Menschseins
  • Bild des Zuges für den Weg des Soldaten

Beziehung zwischen Mann und Mädchen

  • Gegensatz zwischen Beschimpfung und scheinbarer Liebeserklärung
  • Steigerung des Wunsches, dass der Mann bleibt
  • Beschränkung auf Andeutungen des Sexuellen
    (typisch für die Zeit)
  • Direktes Ineinander von Körperlichkeit und Kriegsgrausamkeit
  • Dann wieder die Naturwelt – präsentiert indirekt die Gefühle des Soldaten
  • Giraffe = Bild des Mädchens für einen großen und nicht normal gehenden Mann.

Das Ende:

  • Wiederkehr des toten Ausgangszustandes
  • Das Mädchen wird weitgehend reduziert auf den äußeren Teil der Wohnung, es wird gar nicht mehr vom Soldaten wahrgenommen
  • Schlussakzent: Es weint der rote Mund, also der geschminkte Mund, der Attraktivität ausstrahlen soll – nur der kann noch weinen.

Unbedingt mal im Unterricht besprechen:

  • Weg von der Suche nach Elementen der Mittel-Liste
  • Sondern überlegen, was der Dichter sich hat einfallen lassen, um etwas zu einem “Kunstwerk” zu machen.
    • Hier die leere Bahnhofswelt, die für eine ganze kaputte Welt steht.
    • Eine besondere Art, die Gefühle des Soldaten zu zeigen.
    • Beschränkung auf Andeutungen, was die Sexualität angeht.
    • Der Verführungsprozess mit “lieb aussehen” und “grinsen”
    • Die Verbindung von leerem Bahnhof und vorgestelltem Zug, der das innere Getriebensein des Soldaten zeigt.

Weitere Infos, Tipps und Materialien