Wie erkennt und beschreibt man die Gefühle und die Stimmung in einem Gedicht? (Mat5888)

Worum es hier geht:

Wie erkennt und beschreibt man eigentlich Gefühle in einem Gedicht.

Am besten versteht man das an einem Beispiel.

Das kann man leicht auf die Gedichte übertragen, die man vor sich hat.

Nehmen wir ein berühmtes Beispiel von Goethe, die erste Strophe des Gedichtes:

Willkommen und Abschied

Gefühle und Stimmung in Strophe 1

Hier zunächst nur ein Beispiel, wie man bei Goethes Gedicht „Willkommen und Abschied“ anfangen könnte.

  1. Es schlug mein Herz, geschwind, zu Pferde!
  2. Es war getan fast eh gedacht.
  • Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des gefühlsbewegten schnellen Beginns eines nächtlichen Rittes.
  • Zunächst wird deutlich, wie sehr das Herz klopft.
  • Dann merkt man, wie stark das jetzt nach einer Aktion drängt.
  • Die Gefühle müssen raus – und das geht in diesem Falle am besten durch schnelles Losreiten – zum Ziel der Gefühle.
  1. Der Abend wiegte schon die Erde,
  2. Und an den Bergen hing die Nacht;
  3. Schon stand im Nebelkleid die Eiche
  4. Ein aufgetürmter Riese, da,
  5. Wo Finsternis aus dem Gesträuche
  6. Mit hundert schwarzen Augen sah.
  • Es folgt die Beschreibung der Natur, die dem lyrischen ich zunehmend unheimlich vorkommt.
  • Am Anfang ist die Stimmung noch einigermaßen ruhig.
  • Dann aber führt die innere Aufwühlung zu einem Ausbruch von Fantasie. Da wird eine einfache Eiche zu einem Riesen und die Finsternis kann das lyrische Ich sogar anschauen.

Gefühle und Stimmung in Strophe 2

Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!

  • In der 2. Strophe wird das Gefühl sogar auf den Mond übertragen. Noch ist man „kläglich“, klagt also – einfach weil man voller Sehnsucht ist.
  • Dann bricht wieder der Schauder durch – das lyrische Ich sieht sogar Ungeheuer.
  • Aber man merkt schon, dass sich hier das Positive durchsetzt – das innere Feuer ist stärker und sorgt sogar für Mut, der die Angst überwindet.

Gefühle und Stimmung in Strophe 3

Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!

  • In der 3. Strophe wechselt die Stimmung dann zu Ruhe und Glück, als das lyrische Ich bei dem geliebten Gegenüber angekommen ist.
  • Dazu kommt eine Stimme des Dankes gegenüber den Göttern, also höheren Mächten. Das lyrische Ich glaubt, sein Glück denen zu verdanken.

Gefühle und Stimmung in Strophe 4

Doch ach, schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden
Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

  • Die letzte Strophe präsentiert dann wieder das Gegenstück zu reinem Glück, nämlich den Schmerz des Abschieds.
  • Noch mischt sich der mit Zeichen der Liebe.
  • Am Ende steht aber die Trauer des Gegenübers.
  • Das ist aber für das lyrische Ich schließlich nicht mehr entscheidend, sondern es freut sich über das ihm geschenkte Glück.

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