Wie man Fragen zu einer Kurzgeschichte beantwortet: Beispiel: Borchert, „Nachts schlafen die Ratten doch“ (Mat5708)

Worum es hier geht:

Wir zeigen hier, wie man Fragen zu einer Kurzgeschichte mit Hilfe des Textes beantworten kann.

Die Fragen lauten:

  1. Inwiefern kann man sagen, dass Jürgen in  der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert, „verschlossen“ ist?
  2. Wie verändert sich das im Laufe der Geschichte?
  3. Woran liegt das?

Hier zunächst unsere Textmarkierungen:

Auswertung dieser ersten Seite im Hinblick auf die drei Fragen:

  1. Inwiefern kann man sagen, dass Jürgen in  der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert, „verschlossen“ ist?
    • Gleich am Anfang zeigt sich Jürgens Angst, dass die Gestalt, die auftaucht, ihm gefährlich werden könnte.
    • Dementsprechend „riskierte“ er auch nur ein Blinzeln.
    • Bei der Geldfrage reagiert Jürgen „verächtlich“, macht dann aber gleich deutlich, dass er nicht sagen kann, warum er da sitzt.
    • Das wiederholt er sogar noch mal.
  2. Wie verändert sich das im Laufe der Geschichte?
    • Nach kurzer Zeit wird Jürgen mutiger, weil ihm direkt nichts von dem Mann angetan wird.
    • Er umklammert aber immer noch den Stock.
  3. Woran liegt das?
    • Der Mann lenkt Jürgen geschickt ab, provoziert ihn, als er nach dem Geld fragt.
    • Noch stärker wird die Provokation, als er so tut, als könne er ja mit dem Korb auch weggehen.
    • Als Jürgen dann richtig rät, was drin ist, wird er gelobt, was natürlich seine Angst und Zurückhaltung abbaut.
    • Das wird dann noch verstärkt durch die Rechenaufgabe.
    • Durch das Angebot, die kleinen Kaninchen zu sehen, wird Jürgen noch offenherziger und sagt, dass er aufpassen muss.
    • Dann flüstert er die Wahrheit langsam raus.

Auswertung auch der zweiten Seite im Hinblick auf die drei Fragen:

  1. Inwiefern kann man sagen, dass Jürgen in  der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert, „verschlossen“ ist?
    • Gleich am Anfang zeigt sich Jürgens Angst, dass die Gestalt, die auftaucht, ihm gefährlich werden könnte.
    • Dementsprechend „riskierte“ er auch nur ein Blinzeln.
    • Bei der Geldfrage reagiert Jürgen „verächtlich“, macht dann aber gleich deutlich, dass er nicht sagen kann, warum er da sitzt.
    • Das wiederholt er sogar noch mal.
    • Später öffnet Jürgen sich langsam, betont aber auch, dass das, was er sagt, nicht verraten werden dürfe.
    • Interessant ist, dass er kleine Kuhlen in den Sand malt – das ist nämlich in dem Moment seine Möglichkeit sich auszudrücken, nicht durch Reden, sondern durch etwas, was zunächst mal nur seine Sache ist.
  2. Wie verändert sich das im Laufe der Geschichte?
    • Nach kurzer Zeit wird Jürgen mutiger, weil ihm direkt nichts von dem Mann angetan wird.
    • Er umklammert aber immer noch den Stock.
    • Jürgen öffnet sich schließlich, weil der alte Mann sich sehr geschickt verhält.
    • Der Schlüsselmoment ist da, wo er aufsteht, weil er ein Kaninchen haben möchte.
  3. Woran liegt das?
    • Der Mann lenkt Jürgen geschickt ab, provoziert ihn, als er nach dem Geld fragt.
    • Noch stärker wird die Provokation, als er so tut, als könne er ja mit dem Korb auch weggehen.
    • Als Jürgen dann richtig rät, was drin ist, wird er gelobt, was natürlich seine Angst und Zurückhaltung abbaut.
    • Das wird dann noch verstärkt durch die Rechenaufgabe.
    • Durch das Angebot, die kleinen Kaninchen zu sehen, wird Jürgen noch offenherziger und sagt, dass er aufpassen muss.
    • Dann flüstert er die Wahrheit langsam raus.
    • Durch weitere Fragen erreicht der alte Mann, dass Jürgen immer mehr erzählt.
    • Das wird allerdings verstärkt durch eine erneute Provokation oder Lockung, indem der Mann so tut, als wolle er gehen.
    • Dann rückt Jürgen endlich mit der Wahrheit raus – allerdings bittet er darum, nicht verraten zu werden.
    • Zumindest das Ende des Wachdienstes in der Nacht erreicht der alte Mann durch die falsche Behauptung, nachts würden Ratten schlafen.

Was zeigt die Geschichte im Hinblick auf Jürgen und den alten Mann?

Insgesamt zeigt die Geschichte, wie ein alter Mann es sehr geschickt versteht, einen wahrscheinlich traumatisierten, d.h. innerlich stark mitgenommenen, ja geradezu verstörten Jungen in die Welt normaler Kommunikation zurückzuholen. Es gelingt ihm, Vertrauen aufzubauen und Jürgens Selbstbewusstsein herauszufordern und damit zu stärken. Dazu kommt natürlich die Verlockung durch den Hinweis auf die kleinen Kaninchen. Problematisch ist natürlich die Lüge des alten Mannes, denn natürlich schlafen die Ratten nachts nicht. Aber nur so kann er ihn erst mal so weit entspannen, dass er mit dem alten Mann mitkommt.

Damit ist das Problem natürlich noch nicht für den Wachdienst am Tag gelöst – aber das haben wir dann auf einer anderen Seite auch geschafft – da haben wir die Geschichte nämlich weitergeschrieben und in einem Video vorgestellt.
https://textaussage.de/video-zu-borchert-nachts-schlafen-weiterschreiben-gespraech

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