Büchner, „Woyzeck“ – Thema, Aufbau und Entwicklung des Konflikts

Thema und Entwicklung des Konflikts

Als Thema des Dramas kann die Frage gesehen werden, wie aus einem einfachen, fürsorglichen und recht klugen sowie selbstbewussten Soldaten der Mörder seiner Freundin und Mutter des gemeinsamen Kindes wird.

In einem weiteren Sinne könnte man als Thema auch die Frage sehen, wie verschiedene Menschen auf die besonderen Umstände in einer Militärgesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. reagieren.

Im Folgenden soll gezeigt werden, wie die erste Formulierung für eine kurze Darstellung der dramatischen Entwicklung genutzt werden kann.

  1. Thema: Als Thema des Dramas kann die Frage gesehen werden, wie aus einem einfachen, fürsorglichen und recht klugen sowie selbstbewussten Soldaten der Mörder seiner Freundin und Mutter des gemeinsamen Kindes wird.
  2. Wenn man die normalerweise präsentierten Szenenreihenfolge nimmt, die mit „Freies Feld“ beginnt, so hat man da eine Art Exposition, in der erst mal Woyzecks Wahnvorstellungen präsentiert werden. Die wird ergänzt in Szene 2 durch die Bereitschaft seiner Freundin Marie, sich auf einen bessergestellten Tambourmajor einzulassen.
  3. Dazu kommt die herablassende, entwürdigende und ausbeuterische Art, mit der Angehörige der höheren Schicht im Militär, ein Doktor und ein Hauptmann und ein Doktor mit Woyzeck umgehen. Der eine nutzt ihn für medizinische Experimente (Szene 8), der andere lässt sich von ihm rasieren und nutzt die Situation, um Woyzeck zu demütigen und misstrauisch gegenüber der Treue Maries zu machen. (Szene 5 und 9).
  4. Zum Wendepunkt der Entwicklung kommt es, als Marie sich nicht nur Ohrringe vom Tambourmajor schenken lässt, sondern sich auch „anrühren“, also flachlegen lässt (Szene 6). Woyzeck sieht die beiden zusammen tanzen und verabschiedet sich innerlich von ihr, die er für „schön wie die Sünde“ hält. (Szene 7).
  5. Zur Phase der Verzögerung des tragischen Endes gehören
    1. nicht wirklich hilfreiche Gespräche mit seinem Kameraden Andres (Szenen 11, 14, 18),
    2. eine innere Stimme, die ihm befiehlt, Marie zu erstechen (Szene 13) und eine demütigende Niederlage gegenüber dem Tambourmajor in der Kneipe  (Szene 15),
    3. der Kauf eines Messers und das Verschenken der nicht mehr benötigten Habseligkeiten an Andres.
    4. Parallel erkennt Marie ihre Schuld und sieht keinen Ausweg mehr. (Szene 17).
  6. Schließlich das tragische Ende:
    1. Woyzeck führt Marie in eine düstere Gegend und ersticht sie dort (Szene 20).
    2. Er versucht noch eine kurze Zeit, irgendwie mit dem Leben klarzukommen, auch die Tatwaffe nachträglich zu verstecken, aber alles deutet darauf hin, dass er verhaftet und abgeurteilt werden wird.
  7. Wer sich traut, kann Zusatzpunkte machen, indem er hier schon die Frage auftaucht, ob sich hier nicht doch so etwas wie eine Einteilung zumindest in fünf Abschnitte, wenn schon nicht Akte zeigt. Allerdings spricht das noch nicht für die geschlossene Form des Dramas, weil das eigentlich der typische Konfliktablauf ist, der sich immer wieder zeigen kann.

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