Schnell durchblicken: Zoran Drvenkar: „Was geht wenn du bleibst?“ (Mat5110)

Worum es hier geht:

Im Folgenden versuchen wir, Inhalt und Aussage eines Gedichtes zu verstehen, das auf besondere Art und Weise die Intensität einer Liebesbeziehung beschreibt.

Es handelt sich um das Gedicht „Was geht wenn du bleibst?“ von Zoran Drvenkar.

Zu finden ist es z.B. hier :
https://www.animexx.de/weblog/301669/331517/

Anmerkungen zum Titel:

  • Die Überschrift ist nicht ganz eindeutig.
  • Entweder ist damit gemeint, dass dem lyrischen Ich etwas verloren geht, wenn das Du bleibt.
  • Die andere Möglichkeit ist, dass das lyrische sich Ich sich fragt, was möglich ist, wenn das Du bleibt.

 

Anmerkungen zu Strophe 1:

  • Die erste Strophe beschreibt dann eine besondere Art von Gefühlsintimität, denn das lyrische ich fragt sich mehrfach, was es am Körper des Gegenübers verpasst, wenn es sich (nur) einer bestimmten Stelle zuwendet.
  • Letztlich ist das wohl ein Ausdruck von Liebe oder auch Begierde, die das Gegenüber gleichzeitig ganz berühren möchte.

Anmerkungen zu Strophe 2:

  • Die zweite Strophe ist weniger eindeutig.
  • Die ersten beiden Zeilen könnte man so verstehen, dass der Umgang in Form von Befehlen die mildere Variante des Bittens ausschließt.
  • Das kann zum Beispiel so verstanden werden, dass nach einem Befehl der Rückzug auf eine Bitte nicht mehr möglich ist.
  • Die nächsten beiden Zahlen wechsel dann die Perspektive: Jetzt geht es um den Stolz der anderen Seite, die beim lyrischen Ich dazu führt, dass es Schwäche vermisst.
  • Auch hier ist es nicht ganz klar, was damit gemeint ist. Das lyrische Ich verweist auf jeden Fall darauf, dass es etwas vermisst, was für eine Beziehung sicherlich genauso wenig gut ist wie ein Zuviel an Befehlen.
  • Noch offener sind die letzten beiden Zeilen. Da weiß man zu wenig über das Intimleben der beiden Partner, als dass man das konkretisieren könnte.
  • Man hat den Eindruck, dass dieses Gedicht von Anspielungen lebt, die in ihrer Fülle nur vom Partner verstanden werden können oder vom Leser auf die eigene Partnerschaft übertragen werden müssen.
  • Das wäre dann eine besondere Variante der Umsetzung des Satzes: Kunst entsteht im Auge des Betrachters. Das wäre hier dann eben auf die Bedeutung zu übertragen.

Anmerkungen zu Strophe 3:

  • Diese Strophe geht auf das Verhältnis von Geben und Nehmen in einer Beziehung ein.
  • Auch hier ist die Bedeutung nicht leicht zu fassen
  • Am besten versucht man, das mal an einem Beispiel durchzuspielen, das in sich dann nachvollziehbar ist:
    • Wenn der Partner zum Beispiel seine Partnerin oder umgekehrt zum Geburtstag mit einer Flugreise auf die Malediven überrascht, nimmt er ihm eigentlich die Möglichkeit, ein eigenes Reiseziel zu bestimmen.
    • Das ist ja ein Grundproblem bestimmer Geschenke, die mehr dem Geber gefallen als dem Beschenkten.
  • Vor diesem Hintergrund wären die letzten beiden Zeilen auch leichter verständlich. Denn wenn man ein solches Angebot annimmt, verliert man die Möglichkeit der Alternative.

Anmerkungen zu Strophe 4:

  • In dieser Strophe wird jetzt wieder ein früherer Ansatz aufgenommen. Auch hier stellt das lyrische Ich wieder fest, dass jede Variante des Umgangs mit dem Partner das Gegenteil ausschließt und damit die Möglichkeiten vermindert.
  • Die letzten vier Zeilen reihen dann einfach unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten aneinander.

Anmerkungen zu Strophe 5:

  • In dieser Strophe werden die Möglichkeiten verkürzt auf die beiden Alternativen bleiben oder gehen
  • Auch hier weiß man wieder nicht genau, auf welche Beziehungssituation das sich bezieht.
  • Man hat den Eindruck, dass dieses lyrische Ich so von der Intensität der Beziehung überwältigt ist, dase es einfach nur versucht, seine Gefühle auszudrücken und sich die Menge an Aktionsmöglichkeiten klarzumachen.
  • Man fragt sich allerdings auch, ob dieses Sich-um-Klarheit-Bemühen und Doch-nicht-dazu-Kommen, dieser Gefühlsrausch und Gedankenrausch nicht letztlich die Beziehung auch belasten kann.
  • Aber vielleicht wird hier nur eine besondere Phase der Intensität beschrieben, die zum Anfang einer Liebesbeziehung gehört und dann in einer natürlichen, partnergemäßen Normalität aufgeht.

Anmerkungen zu Strophe 6:

  • Der unangenehme Eindruck verstärkt sich hier, weil das lyrische Ich in einem weiteren Schritt sich in letztlich abgründigen Überlegungen ergeht.

Anmerkungen zu Strophe 7:

  • Am Ende scheint das lyrische Ich eine Antwort auf seine letzte Frage zu bekommen.
  • Das angesprochene geliebte Gegenüber macht wohl deutlich, dass Schweigen viel schlimmer wäre als alles andere, was vom lyrischen Ich geäußert wird.
  • Vor diesem Hintergrund wären dann die vielen irritierenden Fragen und Überlegungen letztlich positiv, wenn sie in dieser Beziehung zumindest geäußert werden und damit zur Basis von Verständigung führen können.

Zusammenfassung: Das Gedicht zeigt …

  1. die vielfältigen und zum Teil widerstreitenden Gefühle eines Menschen in der Phase intensiver Liebesgefühle,
  2. einen zunächst selbstbezogenen Monolog, der sich allerdings an ein Gegenüber richtet,
  3. das am Ende durch eine einfache Antwort deutlich macht, dass es auch mit scheinbar wirren Äußerungen mehr anfangen kann als mit einer Situation des Schweigens.

Weitere Infos, Tipps und Materialien

Zu Liebesgedichten
https://textaussage.de/sammlung-von-liebesgedichten

Zu Problemen und Möglichkeiten des Analysierens und Interpretierens
https://textaussage.de/themenseite-analysieren-interpretieren

Zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos