5-min-Tipp zu Bertolt Brecht, „Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration“ (Mat4421)

Zu finden ist das Gedicht z.B. hier.

  1. Das Gedicht bezieht sich auf einen legendären chinesischen Philosophen, der einige Jahrhunderte vor Christus gelebt haben soll.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Laozi
  2. Ihm wird eine bestimmte Lehre zugeschrieben, der so genannte Daoismus. Der wiederum findet sich vor allem in dem Buch, auf das Bertolt Brecht in dem Gedicht anspielt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Daoismus
    Den Kern der Lehre fasst der Begleiter so:
    „Dass das weiche Wasser in Bewegung /mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. /Du verstehst, das Harte unterliegt.“
  3. Ausgangspunkt des Gedichtes ist eine Krisenzeit, die diesen Philosophen zur Emigration, zur erzwungenen Auswanderung veranlasst.
  4. Gleich in den ersten Strophen wird das natürliche Leben dieses Philosophen deutlich, der mit wenigem glücklich ist.
  5. Dieses Glück wird dann gestört, als er an eine Zollstation kommt. Allerdings ergibt sich hier kein Zwangsaufenthalt, sondern eine besondere Art von Lehrstunde
  6. Denn der Zöllner lässt sich anregen von den wenigen Bemerkungen, die der Begleiter des Philosophen zu dessen Lehre macht. Vor allem interessiert ihn:
    „Ich bin nur Zollverwalter /doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich.“
  7. Als der Philosoph sieht, dass es sich bei diesem Zollbeamten um genauso einen einfachen Menschen handelt, wie er selbst einer iste, macht er sich daran, die Fragen zu beantworten
  8. Und das endet in der Niederschrift des Buches, das später der Ausgangspunkt einer philosophischen Lehre geworden ist.
  9. Das Gedicht endet mit dem Lob des lyrischen Ichs, der als eine Art Erzähler funktioniert. Das bezieht sich zunächst auf den Philosophen, schließt dann aber auch die Zollverwalter mit ein.
  10. Daraus entsteht letztlich die zentrale Aussage des Gedichtes.
    • Es kommt nicht nur darauf an, dass jemand große Gedanken hat,
    • sondern er muss auch Gelegenheit bekommen
    • und in diesem Falle sogar fast gezwungen werden,
    • sie aufzuschreiben und damit allen anderen zur Verfügung zu stellen.
  11. Anregung:
    • Man kann sich jetzt mal vorstellen, dass jemand etwas weiß oder auch nur kann und es erst mal für sich behalten will.
    • Und dann kommt es zu dem glücklichen Moment, dass es jemandem gelingt, den Betreffenden dazu zu bringen, es öffentlich zu machen.
  12. Natürlich gibt es auch die negative Variante:
    • Jemand hat etwas Schlimmes über jemanden gehört, will es aber aus Vorsicht oder Rücksicht nicht sagen. Es könnte ja auch nicht stimmen oder falsch verstanden werden.
    • Und dann wird er aus reiner Neugier von anderen gedrängt und dazu gebracht, das Geheimnis doch mitzuteilen.
    • Daraus kann dann großer Schaden entstehen.
  13. Das Gedicht beschäftigt sich also vor allem mit der Frage des Engagements, vor allem im Hinblick auf Wissbegier. Ausgeklammert ist die Frage der Verantwortung beim Umgang mit Wissen.
  14. Hier kann man auf Dürrenmatts Theaterstück „Die Physiker“ verweisen. Denn dort geht es ja gerade darum, dass ein Wissenschaftler eine gefährliche Entdeckung für sich behalten will, damit sie nicht missbraucht wird.
    https://textaussage.de/duerrenmatt-physiker-themenseite

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