5-Minuten-Tipp zu Heinrich Heine, „Ein neues Lied, ein besseres Lied“

Kurz-Auswertung des folgenden Auszugs aus „Deutschland, ein Wintermärchen“ von Heinrich Heine.
Eine ausführliche Analyse des Gedichtes mit kritischen Anmerkungen gibt es hier:
https://textaussage.de/heine-ein-neues-lied-ein-besseres-lied

  1. Tipp = Das alte Lied als Voraussetzung
    1. Als Voraussetzung sollte man wissen, dass er vorher ein Lied eines Harfenmädchens gehört hat,
      Der ganze Text findet sich z.B. hier:
    2. das das alte Lied singt vom „irdischen Jammertal“
    3. Ein Lied des gläubigen Verzichts auf Erden („Entsagungslied“)
    4. in der Erwartung, dass man im Jenseits dann durch vollkommenes Glück belohnt wird.
    5. Das wird wie bei Karl Marx (Religion als „Opium fürs Volk“) gesehen als etwas:
      „Womit man einlullt, wenn es greint, /Das Volk, den großen Lümmel.“
      zu „greinen“: https://www.wortbedeutung.info/greint/
  2. Tipp: Forderungen Heines
    unten im Text rot mariert.

    1. Forderung nach gerechter Verteilung des vorhandenen oder erwirtschafteten Reichtums
    2. Ablehnung der Vertröstungen auf das Jenseits
  3. Fragen der sozialen Gerechtigkeit im Gedicht
    • Verschlemmen soll nicht der faule Bauch, / Was fleißige Hände erwarben.
      Das entspricht z.B. den Forderungen Büchners im „Hessischen Landboten
    • Allgemein könnte man sagen:
    • Heine geht aus von der Gleichheit der Menschen, was die Befriedigung der Grundbedürfnisse angeht
    • Vor allem kritisiert er ähnlich wie Büchner in seinem Hessischen Landboten die ungeheure Verschwendung der Erträge der Arbeit der Bevölkerung durch eine kleine Schicht von Menschen
  4.  Verhältnis zur Autorität der Kirche
    • Heine sieht die Kirche kritisch, für ihn ist sie eine Vertröstungens-Instanz und damit ein Helfershelfer der aktuellen Machthaber
    • Tipp: Auf der folgenden Seite
      https://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/Heine/winter1.htm
      Interessant sind die Ausführungen Heines hier.
  5. Kritik:
    • Heine unterscheidet nicht zwischen dem grundsätzlichen Sinn- und Trostbedürfnis der Menschen und der möglichen Instrumentalisierung im Sinne der Mächtigen.
    • Auch macht er sich keine Gedanken, welche anderen Instanzen einen gerechten Ausgleich zwischen den Menschen noch verhindern könnten, neben den Mächtigen.
    • Inwieweit tatsächlich genügend Nahrungsmittel und auch Genussmittel für alle Menschen da ist, hängt von der ökonomischen und technologischen Entwicklung ab. Problematisch wird es auf jeden Fall, wenn es um den Bereich über das Lebensnotwendige hinausgeht. Da sind viele Menschen so konstruiert, dass ihr Selbstbewusstsein auch danach strebt, mehr zu haben als der Nachbar. Eine geht also insgesamt von einem Menschenbild aus, dass der Wirklichkeit nicht unbedingt standhalten muss.
      Beispiel: Ein Parkplatz und zwei Leute, die reinwollen. Meistens setzt sich der Frechere durch.

Hier nun der Text mit kurzen gliedernden Anmerkungen:

Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

  • Absicht, den Himmel auf Erden bereits zu errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

  • Für eine gerechtere Verteilung des Reichtums

 

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

  • These: Es gibt für alle Menschen genug Brot und noch mehr.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.

  • Er will alles jetzt und nicht erst im Himmel.

Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So wollen wir euch besuchen
Dort oben, und wir, wir essen mit euch
Die seligsten Torten und Kuchen.

  • Die Frage des Jenseits lässt er offen.

Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbei,
Die Sterbeglocken schweigen.

  • Er will ein schönes, positives Lied.

Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.

  • Er sieht Europa auf dem Weg zur Freiheit.

Und fehlt der Pfaffensegen dabei,
Die Ehe wird gültig nicht minder –
Es lebe Bräutigam und Braut,
Und ihre zukünftigen Kinder!

  • Auf die Kirche kann man dabei verzichten.

Aus: Deutschland, ein Wintermärchen, Caput 1

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