5-Minuten-Tipp: Unterschied zwischen (poetischem) Realismus und Naturalismus (Mat5516)

Worum es hier geht:

Wir versuchen mal, kurz und knapp zu erklären, worin Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Epochen bestehen.

  1. Realismus und Naturalismus sind Epochen nach der Zeit des Idealismus:
    Dort ging es um eine höhere Welt der Ideale, die wichtiger war als die Realität.
  2. Der Realismus wird auch „poetischer“ Realismus genannt, weil er von der Wirklichkeit ausging, nicht mehr von Idealen. Aber er wollte eben nicht die nackte Realität in all ihrer Hässlichkeit zeigen, sondern sie gewissermaßen dichterisch angenehmer machen.
    Klarmachen kann man sich das am Beispiel eines Hochzeitsfotos. Da geben sich alle Beteiligten Mühe, den Moment besonders schön aussehen zu lassen, ggf. auch mit entsprechenden fotografischen Tricks.
  3. Der Naturalismus geht dann weiter und will wirklich die Realität so darstellen, wie sie ist. Man fragt sich natürlich dann, was denn noch von Poesie, Kunst, Fantasie übrigbleibt.
    Im Vergleich zu einem gestellten und künstlerisch aufgehübschten Hochzeits- oder Porträtfoto steht ein Schnappschuss eher für eine Realität, wie sie wirklich ist.
  4. Ein Beispiel für den poetischen Realismus ist z.B. der Roman „Effi Briest“ von Fontane. Dort wird der Tod der Hauptfigur zwar erwähnt, aber gewissermaßen poetisch umschrieben.
  5. Das Gegenstück dazu aus dem Naturalismus ist dann das Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann. Dort sieht man schon an den Regiebemerkungen, wie sehr es dem Dichter auf Genauigkeit angekommen ist.

Noch genauer auf dieser Frage wird eingegangen auf der Seite:
https://textaussage.de/endlich-durchblick-literaturepoche-poetischer-realismus-und-naturalismus

Ein schönes Beispiel für den poetischen Realismus findet sich z.B. hier:
Theodor Fontane, „Ein kleiner Gärtnerjunge“
https://textaussage.de/theodor-fontane-ein-kleiner-gaertnerjunge-als-gedicht-des-realismus

Anregungen

  • Man könnte mal darüber diskutieren, inwieweit wir Menschen nicht ständig dabei sind, unsere Realität zu poetisieren.
  • Jeder kann dann auch selbst mal darüber nachdenken und sich eine Meinung bilden, ob das noch etwas mit Realität zu tun hat, wenn ein Fettfleck in einer Hecke zur Kunst erklärt wird. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber es geht dann nicht mehr um die Wirklichkeit des Gezeigten, sondern um das, was der Künstler damit verbindet bzw. da hineinlegt.

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