5-min-Tipp: zu Annette von Droste-Hülshoff, „Das Spiegelbild“ (Mat4203)

Worum geht es hier?

Im Folgenden versuchen wir, möglichst kurz und bündig etwas zu erklären – so wie das eine nette Lehrkraft in der Fünf-Minuten-Pause tun würde.

Das Gedicht ist z.B. hier zu finden:
https://www.droste-portal.lwl.org/de/werk/lyrik/ausgabe-1844/gedichte-vermischten-inhalts/das-spiegelbild/

Auf der folgenden Seite wird es in einer Audio-mp3-Datei vorgestellt und erklärt:
https://textaussage.de/4206a

Ausgangspunkt: Skizze zur Veranschaulichung

Idee für ein Schaubild:

  • Man könnte das lyrische Ich zeigen und deutlich machen, dass es sich selbst und vor allem das eigene Gesicht ja nicht sieht, es hat gewissermaßen ein Brett vorm Kopf.
  • Außerdem interpretiert es das Spiegelbild auf unterschiedliche Weise.
  • Da könnte man auch deutlich machen, dass es da verschiedene Richtungen gibt,
    • Schutzbereitschaft,
    • aber eben vor allem auch Beunruhigung
    • und am Ende eben das Weinen.

1. Wichtige Textsignale

  • Das lyrische Ich sieht sein Spiegelbild und spricht es an.
  • Dabei erscheinen ihm die Augen wie ein „Nebelball“, also unklar, verschwommen.
  • Die Gesichtszüge kommen ihm wie „Spione“ vor.
  • Es handelt sich um ein „Phantom“, das das lyrische Ich nicht als gleich akzeptiert.
  • Im Verlauf des Gedichtes schwankt die Einstellung: „lieben oder hassen“.
  • Das lyrische Ich kommt sich kurzzeitig wie „gebrochen“ vor und möchte Abstand.
  • Nur an einer Stelle erkennt es etwas kindlich Vertrautes und möchte es beschützen.
  • Das ändert sich dann aber schnell wieder.
  • Das lyrische Ich hat auch Angst, dass das Spiegebild ihm mehr entsprechen könnte, als es sich vorstellt.
  • Am Ende fühlt es sich ihm so verbunden, dass es „weinen“ würde, wenn dieses zweite Ich aus dem Spiegel heraustreten würde.

2. Bündelung der Signale zu Textaussagen

  • Das Gedicht zeigt:
    1. Die Gefühle eines Menschen, die in ihm entstehen, wenn es sein Spiegelbild sieht.
    2. Deutlich wird, dass das Spiegelbild keine Kopie ist beziehungsweise nicht exakt dem entspricht, was das lyrische Ich sich von sich selbst vorgestellt hat.
    3. Das hat einen beunruhigende Effekt, wobei man nicht weiß, ob der mit der anscheinend etwas überraschenden Situation dieser Begegnung zusammen hängt. Es könnte ja auch sein, dass man sich an sein Spiegelbild gewöhnt.
    4. Es gibt aber auch Elemente im Spiegelbild, die sich mit schönen Erinnerungen verbinden lassen.
    5. Am Ende steht die Fantasie, das Durchspielen einer möglichen Begegnung, die aber am Ende eher zum weinen ist als Grund für Freude. Das kann mit der Begrenztheit der Existenz des Spiegelbildes zu tun haben.

3. Thema (Zugrundeliegende Fragestellung des Gedichtes)

  • Das Thema dieses Gedichtes ist die Frage, was ein Mensch sehen und fühlen kann, wenn er sich selbst im Spiegel sieht.

4. Unterstützung der Textaussagen durch künstlerische/sprachliche/rhetorische Mittel

  • Metapher „Nebelball“ – steht für Unklares
  • Alltagsmetapher „gebrochen“ für das Selbstgefühl vor dem Spiegel
  • Vergleich „wie Spione“
  • Gegensatz: „lieben oder hassen“
  • Wiederholung des Begriffs: „Voll fremden Leides, fremder Lust“

5. Tipps für den eigenständigen/kritischen/kreativen Umgang mit dem Text

  • Kreative Anregung:
    Man kann das ja mal für sich selbst ausprobieren und dabei prüfen, was einem im Spiegelbild auffällt, was man schön und beruhigend findet und was vielleicht auch beunruhigend.

Wer noch mehr möchte …