5-Min-Tipps zu Goethes Gedicht „Rastlose Liebe“

Anmerkungen zur Überschrift: „Rastlose Liebe“

  • Tipp 1: Die Überschrift macht deutlich, dass es hier um eine Liebe geht, die rastlos ist. D.h.: Sie macht keine Rast, sie gönnt sich keine Ruhe.
  • Es wird sich zeigen, ob das positiv oder negativ ist. Auf jeden Fall hat es viel mit der landläufigen Vorstellung von Liebe zu tun, dass das mit Schmetterlingen im Bauch verbunden sei.
  • Übrigens ein schönes Beispiel, wie unterschiedliche Erwartungen bei den Lesern ausgelöst werden können.

Zu Strophe 1

Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

  • Tipp 2: diese Strophe gibt jetzt nähere Auskünfte über die Art der Rastlosigkeit.
  • Sie besteht nämlich in einem schnellen Unterwegs-Sein, das keine Rücksicht auf unangenehme Begleitumstände nimmt.
  • die letzten beiden Zeilen betonen dann noch mal den inneren Antrieb im lyrischen Ich sowie den Verzicht auf alles, was die schnelle Reise beeinträchtigen könnte.

Zu Strophe 2

Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!

  • Tipp 3: diese Strophe zeigt die Bedeutung des Leidens für diese „rastlose Liebe“. Offensichtlich gibt es auch einen besonders wertvollen Genuss auf dem Weg der Verwirklichung der Liebe.
  • Ausdrücklich wird das mit der Annäherung der Herzen verbundene Leiden zwar empfunden, aber auch akzeptiert.

Zu Strophe 3

Wie – soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!

  • Tipp 4: Kurzzeitig überlegt sich das lyrische Ich eine mögliche Alternative zu diesem schmerzlichen, aber auch lustvollen Vorwärtsdrang. Deutlich wird dabei von Anfang an, dass das in der Form der Ablehnung geschieht.
  • Die letzten vier Zeilen machen dann noch mal deutlich, dass all die möglichen Einwände „vergebens“ sind, weil es um die „Krone des Lebens“ geht, nämlich die Liebe.
  • Die wird noch einmal ausdrücklich als „Glück ohne Ruhe“ akzeptiert, was der Gesamthaltung des Gedichtes entspricht.

Zu den Aussagen des Gedichtes und einem Gespräch darüber

  • Tipp5: Das Gedicht macht auf beeindruckende Weise die Gefühlslage in der Anfangsphase der Liebe deutlich, die man besser als Verliebtsein bezeichnen sollte.
  • Wer sich auch nur ein bisschen im Leben und auch in seinen biologischen Grundlagen auskennt, weiß, dass diese außerordentliche Einstellung am Anfang der Beziehung nicht von Dauer sein kann.
  • Deshalb dürfte es äußerst interessant sein, darüber nachzudenken und sich auszutauschen, was diese Anfangsphase von der dauerhaften (oder zumindest einer längeren) Beziehung unterscheidet und wie man es schaffen kann, beide Phasen zu verbinden und damit eine schmerzhafte Enttäuschung möglichst zu vermeiden.

Wer noch mehr möchte …