Das Gedicht ist u.a. hier zu finden:
Editionen. unterwegs sein. Lyrik vom Barock bis zur Gegenwart, Klett: 2018, ISBN: 978-3123526121, S.
- Gleich die erste Strophe spannt einen weiten Bogen aus, was mögliche Aspekte des Fernwehs und auch seine Realisierung sein können: Das reicht von Träumen im Hinblick auf fremde Länder und dort mögliche Liebe und Glück, aber auch Kampf bis hin zum Tod.
— - Die zweite und dritte Strophe enthält dann genau den originellen Punkt, den man zum Beispiel bei dem Gedicht von Ahlefeld vermisst: Es geht nämlich um den Unterschied zwischen einem engen Blick, der nur einen Spalt sieht, und einem weiten, bei dem man regelrecht geblendet ist vom Licht und lächeln muss.
— - Am Ende wird dann noch einmal konkret der Blick gelenkt auf die Bedeutung der Gegenwart, die man allerdings mit weiten Augen wahrnehmen sollte, weil es keine andere Realität gibt als die Gegenwart.
— - Das Gedicht beschränkt sich im wesentlichen auf den optischen Vergleich zwischen einem engen und einem weiten Blick. Man kann das aber schnell ausweiten. Denn auch das aktuelle Bewusstsein mit seinen möglicherweise aktuell vorhandenen Ängsten und Sorgen stellt nur einen Spalt dar. Schon wenn einige Zeit vergangen ist, sich ein Problem aufgelöst hat, man ein freundliches Wort gehört hat, sich vielleicht sogar in etwas verliebt hat, sieht die Welt ganz anders aus. Auch das könnte mit dem weiten Blick gemeint sein.
— - Außerdem gehört zum optimalen Umgang mit der aktuellen Zeit und Situation auch die Frage, was man selbst durch eine Veränderung seines Verhaltens zur Erfüllung von Sehnsüchten beitragen kann.
Hintergrund-Infos zu dem Dichter und dem Gedicht
Wir haben ChatGPT gefragt, was die KI über den Dichter weiß und bei dem Gedicht herausfindet. Dabei kam Folgendes heraus – was wir für weitere Überlegungen und Recherchen gerne zur Verfügung stellen.
1. Biografischer Hintergrund
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Peter Beitlich (1943–2009) war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker, der in der DDR lebte und arbeitete.
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Er veröffentlichte u. a. Gedichte, Kurzprosa und Kinderliteratur; viele seiner Texte erschienen in Anthologien des Mitteldeutschen Verlags oder in Zeitschriften wie Sinn und Form.
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Sein Werk steht thematisch zwischen Alltag, Nachdenklichkeit und innerer Freiheit – oft unaufdringlich, aber mit unterschwelliger Kritik an geistiger Enge.
🌍 2. DDR-Kontext
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Wie viele Autoren seiner Generation musste Beitlich lernen, zwischen Anpassung und Andeutung zu schreiben: direkte Gesellschaftskritik war riskant, also arbeiteten viele mit symbolischer oder doppelter Bedeutungsebene.
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„Sehnsucht“ spiegelt genau dieses Spannungsfeld:
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Das Träumen von „fernen Ländern“ und „weiten Sternen“ verweist auf einen Wunsch nach Freiheit, Weltoffenheit, vielleicht auch Selbstbestimmung – alles in der DDR latent politisch aufgeladen.
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Die „freudlos hässlich kalte“ Welt bei halb geöffneten Augen kann als Erfahrung der Wirklichkeit im Sozialismus gelesen werden – ohne Anklage, aber mit fühlbarer Ernüchterung.
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Das „Lächeln“ am Ende, verbunden mit dem Satz „Jetzt und hier ist deine Zeit“, kann doppeldeutig gelesen werden:
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offiziell: ein Aufruf zur Gegenwartsbejahung, ganz im Sinn der sozialistischen Lebenshaltung („Mach etwas aus deinem Leben in diesem Land!“).
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inoffiziell: eine leise, vielleicht resignative Selbstbehauptung („Mehr bleibt mir nicht – ich lächle, um zu überleben“).
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3. Stilistische Merkmale
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Freie Form, keine Reime – typisch für moderne DDR-Lyrik, die sich von Pathos und Metrik der 1950er Jahre löste.
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Die Bruchstruktur (Traum – Ernüchterung – Lichtmoment) wirkt fast filmisch.
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Der Gegensatz zwischen Enge (freudlos, kalt) und Weite (ferne Länder, Sterne) ist ein wiederkehrendes Motiv ostdeutscher Lyrik der 1970er/80er Jahre.
4. Fazit / Deutungsimpuls
Peter Beitlich war kein Dissident, aber auch kein bloßer Staatsautor – eher ein nachdenklicher Alltagsbeobachter, der in schlichten Bildern existenzielle und zugleich gesellschaftliche Spannungen ausdrückte.
„Sehnsucht“ kann man lesen als Gedicht über innere Freiheit unter äußeren Begrenzungen:
ein Traum, der nicht verweigert, aber auch nicht verrät, dass die Welt, in der man lebt, beengt ist.
MIA: Wir finden das interessant, möchten aber davor warnen, das Gedicht nur vor dem Hintergrund einer Existenz in der DDR zu lesen.
Damit würde es eine übergreifende Bedeutung verlieren, die wir versucht haben herauszuarbeiten.
Wer noch mehr möchte …
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