Christian Wernicke Reisen ins Ausland (Mat4317)

Christian Wernicke
Zum Autor gibt es z.B. hier Infos:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Christian_Wernicke

Das Gedicht ist z.B. Christian Wernicke „Reisen ins Ausland“ zu finden.

Reisen ins Ausland

Als Krato reisen wollt‘ und von uns Abschied nahm,
Da war er noch zu jung für einen weiten Ritt;
Drum bracht‘ er, als er wiederkam,
Aus fremden Ländern nichts, als ihre Torheit, mit.

So war er außer Lands des Vaterlandes Schande
Und fremder Länder Schimpf in seinem Vaterlande.

 

 

  1. Der Name des Autos klingt ziemlich modern, gehört aber in den Übergangsbereich von der Barockzeit in die Zeit der Aufklärung. Wenn man sich den entsprechenden Wikipedia-Artikel durchliest, erkennt man, dass er zum Beispiel von Lessing, einem der bekanntesten Aufklärer, gelobt wird. Von daher lohnt es sich sicherlich, dieses Gedicht auch unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten.
  2. Das Gedicht geht aus von dem Fall eines jungen Mannes, der in die Welt aufbricht und dafür nach Meinung des lyrischen Ichs zu jung gewesen ist.
  3. Das führt  angeblich dazu, dass er nur die Torheit, also das Dumme, Schlechte aus fremden Länder mitbringt.
  4. Das wird dann am Ende auf einen doppelten Punkt gebracht.
    1. Sowohl im Ausland als auch zu Hause wird sich das noch Meinung des lyrischen Ichs nur negativ aus. Im Ausland wird er auf unangenehm Weise wahrgenommen. Wahrscheinlich weil er nichts Positives von zu Hause mitgebracht hat, weil er auf diese Reise nicht ordentlich vorbereitet worden ist.
    2. Und zu Hause kommt er  auch nicht gut an, weil er eben aus fernen Ländern nur Schlechtes mitbringt.
      —-
  5. Dieses Gedicht ist interessant, weil es den Gedanken anstößt, welche Voraussetzungen man mitbringen sollte, wenn man aus fremden Ländern und Kulturen Positives nach Hause zurückbringen möchte.
    1. Zum Beispiel könnte dazu gehören, dass man nicht an der Oberfläche der Erfahrung stehen bleibt, sondern zumindest so lange verweilt und mit den Einheimischen in den neuen Ländern sich austauscht, dass auch die Ursachen und Hintergründe von Verhaltensweisen und Regeln begriffen werden.
    2. Hier kann man selbst mal überlegen, welche Verhaltensweisen und Grundsätze es in anderen Kulturen gibt, die man nicht einfach so in die eigene übernehmen möchte, für die es aber im Ursprungsgebiet interessante Gründe gibt.
    3. Das bedeutet andererseits aber auch, dass man nicht alles, was zu Hause normal ist, unvorbereitet in einer fremden Kultur auslebt. Konkret heißt das, dass man sowohl die eigene Kultur zumindest ansatzweise in den Hintergründen verstanden haben sollte.
    4. Zum anderen sollte man sich aber auch vorbereiten auf eine fremde Kultur, um dort nicht gleich negativ aufzufallen und damit auf Ablehnung zu stoßen.
  6. Am besten schaut man einfach mal im Internet nach, welche Besonderheiten der japanischen oder chinesischen Kultur es gibt, die man kennen sollte.
  7. Als Tourist könnte man sich bei einem Badeurlaub auch darüber klar werden, was dort als anstößig empfunden wird und deshalb nicht überall einfach so praktiziert werden sollte. Übrigens kann man sogar in manchen Fitnessstudios Hinweise bekommen, welche Sportkleidung noch als angemessen empfunden wird und welche nicht.
  8. Man muss also gar nicht weit fahren, um kulturelle Unterschiede zu erleben. Auch das angebliche Lutherwort: Warum schmatzt und rülpset ihr nicht, hat es euch nicht geschmeckt? Muss man heute nicht in jedem Lokal praktisch umsetzen.
    Eine interessante Anmerkung dazu findet man zum Beispiel hier
    https://www.helpster.de/warum-ruelpset-und-furzet-ihr-nicht-eine-erklaerung_211381
  9. Insgesamt wird deutlich, dass das Gedicht sich wirklich auf der Grenzlinie zwischen Barock und Aufklärung befindet. Es geht um „Höflichkeit“ gesellschaftsangemessenes Verhalten und es wird streng logisch argumentiert, um am Ende „Aufklärung“ im Sinne einer Verbesserung des Einzelnen und der Gesellschaft zu erreichen.

Wer noch mehr möchte …