Die 60. Minute im Liebefilm – berühmtes Beispiel: Was passiert, wenn gleich gehandelt wird – statt zu kommunizieren (Mat5896 )

Worum es hier geht:

In der Kurzgeschichte „Die Kirschen“ von Wolfgang Borchert, ist ein kranker Junge seinem Vater unendlich böse, als er die rote Farbe an seiner Hand sieht. Er glaubt nämlich, dass das der Saft der Kirschen ist, die eigentlich ihm gehören. Es dauert lange, bis der Vater endlich klärt, dass er die Kirschen nur von einem Glas in eine Tasse umschütten wollte. Er glaubte, dass sein Sohn im Bett daraus besser trinken kann. Als der Junge das hört und einsehen muss, dass er seinen Vater zu Unrecht verdächtigt hat, versteckt er sich verschämt unter der Bettdecke.

Der Fall wurde insofern interessant, weil ein Schüler uns fragte, ob es solche Missverständnisse, die zu Verdächtigungen führen, auch im wirklichen Leben gibt.

Uns fiel dazu die 60. Minute ein, die in manchen Liebesfilmen hilft, ihn auf 90 Minuten zu verlängern.

  1. Die Liebenden (A und B) haben den Annäherungsprozess hinter sich sich endlich gefunden und jetzt könnte in der 60. Minute Schluss sein.
  2. Der Film soll aber 90 Minuten  dauern.
  3. Das Problem wird so gelöst, dass A zufällig sieht, wie ihr Freund B eine C umarmt oder sogar küsst.
  4. A redet nicht mit B, sondern packt ihre Sachen und will verschwinden.
  5. Vielleicht sorgt sie im Zorn auch noch für weitere Verwicklungen.
  6. Irgendwann gelingt es B dann A zu erklären, dass
    1. Variante 1: Er seine Schwester umarmt hat – also keine Gefahr.
    2. Variante 2: Er sich mit seiner Jetzt-Ex ausgesprochen hat – beide haben endgültig voneinander Abschied genommen, sich aber dummerweise noch mal traurig in dem Moment umarmt, als A zufällig über eine Mauer schaut und es sieht.
  7. Dann endlich kann ein noch schöneres Happy End kommen, denn die Liebenden haben jetzt sogar schon ihre erste Krise überstanden.
  8. Alle sind glücklich – vor allem Regisseur und Produzent, denn jetzt sind 90 Minuten im Kasten.
  9. Ob die Zuschauer auch Lust haben, nach der 60. Minuten noch mal 30 Minuten zu leiden, muss jeder für sich entscheiden. Wir würden lieber länger am Glück des Paars teilnehmen können.
  10. Auf jeden Fall macht diese Filmentwicklung sehr schön deutlich, wie gefährlich es ist, gleich das zu glauben, was man sieht. Denn häufig gilt im Leben wirklich der Satz: „Es ist anders, als es aussieht.“

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