Dürrenmatt, „Die Physiker“: Was könnte in einer Klausur drankommen? (Mat1160)

Vorüberlegungen:

Im Folgenden gehen wir einfach mal das Stück durch – unter dem Gesichtspunkt: Welche Textstellen sind für eine genauere Analyse in einer Klausur überhaupt geeignet.

Hintergrund ist unsere Vermutung, dass dieses Stück nicht besonders gut geeignet ist für die Aufgabe „Szenen-Analyse“, weil es nur wenige geeignete Textstellen gibt.

Stattdessen wird bei Klausuren auch eher auf einen Sachtext zurückgegriffen, der sich auf das Drama bezieht und zu dem man dann Stellung nehmen muss. Auf die Möglichkeit mit Sachtexten gehen wir weiter unten ein.

Aber schauen wir uns das Drama jetzt mal genauer im Hinblick auf mögliche Szenen-Analysee an.

Hier zunächst ein Überblick über den I. Akt, den wir gerne für eine erste Orientierung verwenden.

Das Schaubild stammt von der Seite:

„Die Physiker“ – Übersicht Akt 1

Klausur-Möglichkeiten zum Vorwort und zur 1. Szene des I. Aktes

  • Diogenes-Taschenbuchausgabe S. 11/15-18:
  • Ausgangspunkt ist ein zweiter Mordfall in einer Irrenanstalt (wie man damals sagte). Ein Patient, der sich als Einstein ausgibt, hat seine Krankenschwester erdrosselt.
  • Die Ermittlungen durch den zuständigen Inspektor sind etwas seltsam, so möchte er als erstes gleich Schnaps haben und auch die anderen Polizisten haben anscheinend schon etwas getrunken.
  • Klausurmöglichkeiten: Man könnte sich mit dem sog. Vorwort beschäftigen.
  • Der Rest der ersten Szene ist für eine Klausur kaum geeignet, weil es sich vorwiegend um Sachinformationen und atmosphärische Hinweise handelt.

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 2. Szene des I. Aktes

  • Diogenes-Taschenbuchausgabe S. 18-24:
  • In der zweiten Szene unterhält sich der Inspektor recht locker mit einem anderen Patienten, der sich für den großen Physiker Newton hält.
  • Deutlich wird, dass Erfindungen gerade im Bereich der Physik sehr problematisch sind, weil sie einfach ausgenutzt werden, ohne die Folgen zu bedenken.
  • Als besonders schlimmes Beispiel wird die Atombombe erwähnt.
  • Am Ende fragt sich der Inspektor sehr beziehungsreich: „Bin ich eigentlich verrückt?“ (17)
  • Klausurmöglichkeiten:
    Kurzinfo vorab: Kaum eine sinnvolle Szenenanalyse möglich.
    Begründung:
    Auch hier geht es eher um Sachinformationen und Atmosphärisches.
    Die einzige Textstelle, die Substanz für eine eingehendere Analyse hat, ist S. 22-23
    Dort geht es um die Problematik der Erfindungen und ihrer technischen Umsetzung und zusätzlich um die Frage der Schuld.
    Hier könnte man untersuchen, inwieweit es hier Vorverweise auf das gesamte Stück gibt (Problematik der Erfindungen und ihrer technischen Umsetzung, Frage der Schuld).
    Aber viel bringt das nicht – interessant ist das nur im Hinblick auf die gesamte Frage, inwieweit es in diesem Stück eine Exposition (Darstellung der Ausgangslage des Konflikts) gibt und wie weit sie gehen könnte. Aber das ist in diesem Stück auch schwierig, weil sich der eigentliche Konflikt erst (wie im analytischen Drama) in der zweiten Hälfte ergibt.

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 3. Szene des I. Aktes

  • Diogenes-Taschenbuchausgabe S. 24-31:
  • In der dritten Szene spricht der Inspektor mit der Chefärztin, die erst mal auf ihre Familiengeschichte eingeht.
  • Ihr Vater spielt dabei eine besondere Rolle, denn der hat nicht nur sie gehasst, sondern alle Menschen. Er sah bei ihnen vor allem „menschliche Abgründe“. (24).
  • Um weitere Morde zu verhindern, muss die Chefärztin das weibliche Pflegepersonal durch männliches austauschen.
  • Klausurmöglichkeiten:
    Auch hier geht es vorwiegend um Infos und Atmosphärisches. Im Unterricht lässt sich viel besprechen – für eine Klausur fehlen zusammenhängende kompakt-dichte Textteile.

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 4. Szene des I. Aktes

  • Teil 1: 31-35: Gespräch der Ärztin mit Frau Möbius und ihrem neuen Mann
    Hier findet sich kaum etwas, was für eine Klausur geeignet wäre.
  • Teil 2: 35-43: Treffen zwischen Möbius und seiner Familie einschließlich des Missionars
  • Hier wird es interessanter, weil es hier um die Konfrontation von Möbius und seiner Familie geht: Möbius warnt einen Sohn erst mal vor dem Studium der Physik, dann aber singt er einen äußerst negativen Weltraumfahrer-Psalm und vertreibt schließlich die Besucher.
  • Klausurmöglichkeiten:
    • Hier könnte man natürlich den Aufbau dieses Szenen-Teils und seine Bedeutung analysieren lassen – aber viel bringt das nicht.
    • Interessant könnte der „Psalm Salomos, den Weltraumfahrern zu singen“ auf S. 41 sein. Aber das hat mit Szenenanalyse nicht viel zu tun – außerdem müsste man einiges über die Weltraumfahrt und unser Sonnensystem wissen, um die extremen Aussagen, die Möbius hier provozierend von sich gibt, richtig einordnen zu können.

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 5. Szene des I. Aktes

  • (43-53)
  • In der fünften Szene spricht Möbius zunächst mit (seiner) Schwester Monika über diesen Auftritt und begründet ihn damit, dass die Trennung so leichter erfolgen könne.
  • Zum Problem wird dann, dass Monika ihn als Simulanten durchschaut und mit ihm ein gemeinsames Leben beginnen will.
  • Vor allem will sie auch seine Forschungen veröffentlichen.
  • Sie hört auf keine Warnungen und Möbius tötet sie schließlich auch, um sein Geheimnis zu bewahren.
  • Klausurmöglichkeiten:
    • Dies ist die einzige Szene im I. Akt, die typisch für ein Drama ist, weil dort zwei Personen ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven angehen und es damit zu einem echten Dialog kommt.
    •  Aber auch hier haben wir eine Szene, die so sehr in die Fläche geht, dass sie für eine Klausur ziemlich lang ist und die Schüler das Wichtige vom weniger Wichtigen erst mal trennen müssten.
    • Eine mögliche Aufgabe wäre die Herausarbeitung der unterschiedlichen Lebenskonzeptionen:
      Möbius: Zwar Liebe, aber Bereitschaft zum maximalen Verzicht
      Schwester Monika: Liebe und eigenmächtige Vorbereitung eines gemeinsamen Lebens
      Interessante Gemeinsamkeit, von Monika behauptet: Einsamkeit.

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 1. Szene des II. Aktes

  •  54-61: Ermittlungen des Inspektors und kurzes Gespräch mit Möbius
  • Klausurmöglichkeiten:
    • Hier könnte man die Veränderungen herausarbeiten, die es jetzt im Vergleich zu der Ausgangssituation zu Beginn des I. Aktes gibt. Allerdings ist das mehr etwas für die gemeinsame Arbeit in der Schule, ggf. eine Hausaufgabe oder ein vorbereitetes Referat.
      • Andere Interessenten, was Schnaps und Zigarre angeht (54)
      • Inspektor „müde“ (55)
      • „Möbius besichtige ich nicht. Den überlasse ich Ihnen.“ (55)
      • Staatsanwalt tobt nicht mehr, sondern „brütet“ (55) – was immer das heißen mag.
      • Begegnung mit den neuen Pflegern, die als – „Ungeheuer“ (56) präsentiert werden
      • Hervorhebung der geringen Stellung des Inspektors im Vergleich zum Umfeld der Ärztin (57)
      • Gespräch mit Möbius – der Inspektor genießt es, dass die Gerechtigkeit „Ferien“ (60) macht

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 2. Szene des II. Aktes

  • 61-66: Gemeinsames Abendessen der drei Physiker: Die Wahrheit über ihre Identität kommt ans Tageslicht.
  • Klausurmöglichkeiten:
    • Ab S. 61 gibt es wieder nur einfache Handlungsentwicklung – ohne große dialogische Höhepunkte o.ä.
    • Interessant wird es dann erst ab S. 68, wenn Einstein deutlich macht, dass sie erstens „gefangen“ und zweitens in der Situation sind, nur noch „gemeinsam“ entkommen zu können,

 

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 3. Szene des II. Aktes

  • 66-77: Die Physiker erkennen, dass sie gefangen sind, Möbius erklärt, die Manuskripte verbrannt zu haben. Es gelingt ihm, die beiden anderen Physiker dazu zu bringen, mit ihm in der Anstalt zu bleiben, um die Menschheit vor gefährlichen Forschungsergebnissen und ihren Folgen zu bewahren

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 4. Szene des II. Aktes

  • 78-85: Die Chefärztin hat alles abhören lassen und zeigt die wahren Hintergründe ihrer Arbeit auf: Sie hat die Manuskripte rechtzeitig kopiert, zum Teil schon genutzt und will das auch mit dem Rest machen.
  • Klausurmöglichkeiten:
    • Darauf gehen wir noch ein.

 

Klausur-Möglichkeiten im Bereich der 5. Szene des II. Aktes

  • 85-87: Die drei Physiker bleiben allein zurück, erkennen, dass sie das Spiel verloren haben: „Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.“ Zum Schluss kehren Beutler und Ernesti in ihre angenommenen Rollen zurück. Möbius aber macht darüber hinaus deutlich, dass für ihn ein Mangel an Gottesfurcht der Grund für die wohl kommende Apokalypse  ist
  • Klausurmöglichkeiten:
    • Darauf gehen wir noch ein.

Klausur-Möglichkeiten im Bereich von Sachtexten

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