Worum es hier geht:
Bei Kurzgeschichten erwartet man in der Regel einen Wendepunkt, zumindest einen möglichen. In der Kurzgeschichte „Das Wiesersehen“ von Gertrud Schneller ist ere besonders intensiv gestaltet.
Hier kurz die wesentlichen Kriterien:
- Thema: Freundschaft unter schwierigen Bedingungen
- Lernziel: inhaltlich Umgang mit straffällig gewordenen Menschen
- Lernziel: erzähltechnisch: Aufbau von und Umgang mit Spannung
- Kreativität: Sich die Situation nach Rückkehre von Jean aus dem Erholungsurlaub ausdenken
Inhalt – Abfolge der Erzählschritte
- Die Geschichte beginnt damit, dass ein Peter offensichtlich aufgeregt oder zumindest angespannt in einem Café einen Jean trifft, der er offensichtlich gesucht hat.
- Offensichtlich handelt es sich bei dem Ankömmling um einen nach drei Jahren entlassenen Strafgefangenen und dieser Jean hat auch etwas damit zu tun – sogar der Kellner in dem Café weiß etwas, was dem Leser erst mal vorenthalten wird.
- Deutlich wird, dass man Peter zwar einen Job besorgt hat, bei der Zimmersuche gab es aber Vorbehalte.
- Die Geschichte bekommt Dynamik, als Jean, der inzwischen in einer Bank zum Prokuristen aufgestiegen ist, plötzlich gehen will, um für für drei Wochen zur Erholung von einer Bronchitis aufs Land zu fahren.
- Peter glaubt, dass das als Ausrede in die gleiche Richtung geht wie bei der Wohnungssuche.
- Am Ende dann die überraschende Wendung: Jean ist nicht weggegangen, sondern kommt zurück und erklärt, er habe vergessen, Jan die Schlüssel zu seiner Wohnung zu geben. Dort könnte er während seiner Abwesenheit wohnen.
Aussagen der Geschichte
Die Geschichte zeigt
- Die Probleme eines entlassenen Strafgefangenen, der erleben muss, wie es ihm gegenüber Vorurteile gibt.
- Diese Erfahrung wird bei ihm zu einer Vermutung, als ein Bekannter auch einfach verschwindet.
- Dabei handelt es sich aber um einen Irrtum. Die Zurückhaltung des Bekannten hat offensichtlich andere Gründe als den Versuch, den anderen auf Distanz zu halten, nichts für ihn zu tun.
- Letztlich zeigt diese Geschichte eine natürliche Menschlichkeit, die anscheinend das Gute ganz selbstverständlich tut.
- Offen bleibt am Ende, wie sich die Beziehung zwischen den beiden Männern weiter gestalten wird, vor allem, wie sie nach der Rückkehr Jeans aus dem Erholungsurlaub aussehen wird.
Die sprachlichen und rhetorischen Mittel
- Typisch für eine Kurzgeschichte handelt es sich um Alltagssprache. Es gibt kein erkennbares Bemühen, das Ganze sprachlich aufzuladen.
- Wichtig ist am Anfang die Körpersprache des Ankömmlings. Das Zittern macht deutlich, dass für ihn hier viel auf dem Spiel steht.
- Eine Bedeutung bekommt im Nachhinein auch der Satzabbruch: „Du! Bist du schon wieder …“ Peter Vermutung, dass der „aus Pietätsgründen“ gewählt worden ist, stimmt sicher. Man könnte auch von Empathie sprechen. Hier wird bereits angedeutet, dass es sich hier nicht um irgendeinen Gangsterboss handelt, sondern um einen durchaus mitfühlenden Menschen.
- Geschickt ist das ganze aber so gestaltet, dass man ansonsten auch Desinteresse bei Jean vermuten kann.
- Wichtig ist die leise Bemerkung Peters: „Ich würde es nie mehr tun.“ Dabei werden die beiden entscheidenden Wörter sogar wiederholt. Hier wird deutlich, dass der Mann für sich positive Konsequenzen aus seiner Haft gezogen hat.
- Ein Vorverweis auf dcn positiven Schluss liegt in der abwehrenden Bemerkung Jeans vor, als Peter seine aktuelle Notsituation als „wirkliche Strafe“ bezeichnet.
- Deutlich durch Körpersprache wird die Reaktion Peters, als er annehmen muss, dass sein Freund, als der wird er dem Leser vorgestellt, ihn anscheinend auch im Stich lässt.
- Am Ende gibt es den Höhepunkt (von Peters Verzweiflung), der zum Wendepunkt seines Schicksals wird. Interessant, dass er verbunden ist damit, dass es von Jean in der gleichen Wortfamilie heißt, dass er sich „umwendet“.
- Dieses Wort kann man fast als – wenn auch auf den ersten Blick unscheinbares – Schlüsselwort ansehen, das gewissermaßen die Antwort auf die offene Überschrift ist: Die bezeichnet nämlich nur die Ausgangssituation – das „Umwenden“ das positive Ende, allerdings erst nach einer für Peter dramatischen Zwischenstation.
- Insgesamt ist das Ganze eindeutig als Kurzgeschichte gestaltet: mit direktem Einstieg, einer alltäglichen, aber wichtigen und im Prinzip dramatischen Situation, bei der recht viel Spannung aufgebaut wird und einem recht offenen Schluss, der aber Hoffnungselemente für die Zukunft enthält
Vergleichsmöglichkeit
Herbert Malecha, „Die Probe“ entsprechend dem Satz: „Nach dem Sieg binde den Helm fester.“
https://textaussage.de/herbert-malecha-die-probe
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Kurzgeschichten, nach Themen geordnet, Bereiche, Sammlung
https://textaussage.de/kurzgeschichten-nach-themen-geordnet
— - Kurzgeschichten – alphabetisch nach Autoren geordnet
https://textaussage.de/interessante-kurzgeschichten-alphabetisch-nach-autoren-sortiert
— - Kommunikation – Infos, Tipps und Materialien (Themenseite)
https://textaussage.de/kommunikation-themenseite
—
- Kurzgeschichten interpretieren – Infos, Tipps und Materialien
https://textaussage.de/kurzgeschichten-interpretieren-themenseite
— - Kommunikation, Vorstellung interessanter Kurzgeschichten
https://textaussage.de/kurzgeschichten-zum-thema-kommunikation
— - Unser Youtube-Kanal zum Thema „Kurzgeschichten“
https://youtube.de/playlist?list=PLNeMBo_UQLv3e3yDjzZmprl-tdkHqOimm
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos
—